Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Marc Márquez 2016: Der Weg zurück auf die Erfolgsspur

Von Isabella Wiesinger
2016 durfte Marc Márquez seinen fünften WM-Titel in Motegi feiern

2016 durfte Marc Márquez seinen fünften WM-Titel in Motegi feiern

Mit einer neuen Einstellung schaffte es Marc Márquez 2016 in seinem vierten MotoGP-Jahr wieder ganz nach vorne an die Spitze zu kommen. So sicherte sich der Spanier seinen fünften WM-Titel.

In der Saison 2016 konnte Marc Márquez beweisen, wie schnell er lernt. Er ging seine vierte MotoGP-Saison mit einer neuen Einstellung an. Er sagte sich, dass er, wenn immer es möglich wäre, um Siege oder Podestplätze kämpfen würde. Und dass er schauen würde, dass er nicht zu viel Schaden anrichtet, wenn es nicht ganz so gut für ihn laufen sollte. Beständigkeit war der Schlüssel zum Erfolg in einer Saison, in der die Einheitselektronik eigeführt wurde und die MotoGP von Bridgestone zu Michelin als Reifenlieferant wechselte. Das wirbelte das Feld durcheinander und machte den Sport unvorhersehbarer als je zuvor.

Nach einer anspruchsvollen Vorsaison, in der das Repsol-Honda-Team unterschiedliche Resultate erzielt hatte, startete Marc mit einer positiven Einstellung in die WM und holte sich zum Auftakt in Katar den dritten Platz. In Argentinien holte er einen unglaublichen Sieg in einem weiteren Rennen, in dem Reifenprobleme vorherrschten. Obwohl es trocken war, wurde es ein ein Flag-to-Flag-Rennen, bei dem jeder das Motorrad wechseln musste. Eine Woche später erzielte er in Austin seinen zweiten Saisonsieg – zum vierten Mal in Folge gewann er ein Rennen, das er von der Pole aus in Angriff genommen hatte. Gleichzeitig gewann er damit zum zehnten Mal in Folge auf amerikanischem Boden. Und in der ewigen Liste der meisten MotoGP-Siege überholte Marc Kevin Schwantz mit diesem Triumph, der sein 26. in der Königsklasse war.

Zurück in Europa, realisierte Marc beim ersten Rennen auf heimischem Boden, dass es zu riskant war, um den Sieg zu kämpfen. Deshalb gab er sich mit dem dritten Platz hinter seinen Rivalen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo zufrieden. In Frankreich konnte er es nicht vermeiden, in der siebten Runde zu stürzen, als er um den zweiten Platz kämpfte. Er nahm das Rennen aber als Letzter wieder auf und beendete es schliesslich auf dem 13. Platz.

Der GP in Italien war der erste wichtige Wendepunkt der Saison, weil Rossi wegen eines Motorschadens aus dem Rennen ausschied. Marc verwickelte Lorenzo in der letzten Rennrunde in ein spektakuläres Duell um den Sieg, das er auf der Zielgeraden mit 19 Tausendstelsekunden Rückstand verlor. Der Grand Prix in Barcelona zwei Wochen später war ein schwarzes Rennwochenende für die ganze MotoGP-Familie, denn der 24-jährige Moto2-Pilot Luis Salom erlitt im freien Training einen Sturz, der ihn das Leben kostete. Die Rennen fanden auf Wunsch von Saloms Familie dennoch statt und Marc landete als Zweiter direkt vor seinem Teamkollegen Dani Pedrosa auf dem Podest. Der Sieger war Rossi, nachdem Lorenzo wegen eines Rennunfalls, in den er verwickelt worden war, aufgeben musste.

Zwei Wochen später, wurde beim Dutch TT die rote Flagge gehisst, weil es so stark regnete. Marc kam gut voran nach dem zweiten Start, aber fuhr zu weit hinaus und fiel auf den dritten Platz hinter Andrea Dovizioso und Rossi zurück; nachdem die beiden Italiener vor ihm gestürzt waren und Lorenzo auf dem zehnten Platz lag, gab Marc den Kampf um den Sieg gegen den Honda-Piloten Jack Miller auf. Er wollte es nicht riskieren, einen wichtigen zweiten Platz zu verlieren.

Schlechtes Wetter störte auch das Rennwochenende in Deutschland zur Saisonmitte. Nach einem früheren Regenguss, hatte der junge Spanier Probleme mit dem Asphalt, der nur langsam trocknete. Er fiel auf den neunten Platz zurück, nachdem er von der Strecke gedrängt worden war, aber er behielt die Nerven und wechselte noch vor allen Anderen auf Slick-Reifen. Er kämpfte sich auf eine unglaubliche Art und Weise vom 14. Platz wieder an die Spitze zurück und erzielte damit den siebten Sieg in Folge auf dem Sachsenring. Dieses Resultat erlaubte es Márquez, mit einem Vorsprung von 48 Punkten auf Lorenzo in die Sommerpause zu gehen.

Die Action ging im August weiter mit einem engen Zeitplan von vier Rennen in fünf Wochen. Man konnte während dieser Rennen erkennen, dass Marc seine neue Strategie gut umsetzen konnte. Er holte den fünften Platz beim Ducati-dominierten GP in Österreich, wurde Dritter in Tschechien. Und auch wenn er in England und Misano nicht komplett glücklich war mit seiner Reifenwahl, so schaffte er es trotzdem, bei den beiden WM-Läufen Vierter zu werden. In Misano führte sein Teamkollege Pedrosa das Rennen an während Lorenzo auf den dritten Platz zurückfiel, weshalb sein Rückstand auf die Tabellenspitze 61 Punkte betrug. Rossi reduzierte seinen Rückstand in der Gesamtwertung auf 43 Punkte.

Marc wusste, dass noch einige beliebte WM-Kurse auf ihn warteten, die Vorfreude war speziell mit Blick auf sein Heimrennen in Aragón gross. Er liess sich die Chance nicht entgehen und sicherte sich am Samstag im Qualifying die 64. Pole seiner Grand-Prix-Karriere. Damit gelang es ihm, auf Lorenzo aufzuholen, der bisher den Rekord der meisten Pole-Positions hielt. Am Sonntag holte er vor Lorenzo und Rossi einen bedeutsamen Sieg. Es war sein 54. Sieg und damit holte er in der ewigen Siegesliste – im Alter von nur 23 Jahren – die australische Legende Mick Doohan ein.

Marc lag nun in der WM-Gesamtwertung 51 Punkte vor dem Italiener und 66 vor seinem Landsmann. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch maximal 100 Punkte zu holen. Damit hatte er die Chance, den Titel erneut beim Heimrennen von Honda in Japan zu erobern. Allerdings war die ziemlich gering. Nicht nur, dass Marc auf einer Strecke siegen müsste, auf der er noch keinen MotoGP-Triumph eingefahren hatte. Darüber hinaus durfte Rossi nicht über den 15. Platz und Lorenzo nicht aufs Podest kommen.

Der Honda-Star liess sich davon nicht beirren und schaffte es mit einer ausgezeichneten Leistung, das Rennen zu gewinnen, während seine Titelrivalen versagten. Somit durfte Marc seinen dritten MotoGP-Titel und seine fünfte WM-Krone insgesamt in Motegi feiern. Im Alter von 23 Jahren und 242 Tagen wurde er der jüngste Rennfahrer aller Zeiten, der drei WM-Titel in der Königsklasse gewonnen hatte. Diesen Rekord nahm er Mike Hailwood ab, der 24 Jahre und 108 Tage alt gewesen war, als er 1964 seinen dritten aufeinanderfolgenden 500cc-Titel holte.

Nach einem Ausfall in Australien und einem elften Platz in Sepang kehrte Marc zum Saisonfinale in Valencia aufs Podest zurück. Beim 150. GP seiner Karriere kam er als Zweiter über die Ziellinie und verhalf Honda damit, zum 22. Mal den Konstrukteurstitel in der Königsklasse zu holen – pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum von Honda in der Geschichte des Rennsports.

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