MotoGP-Sprint: KTM nur von Marquez besiegt

Quartararo über Fortschritte: «Wir brauchen Monate!»

Von Bernhard M. Höhne
Fabio Quartataro: Platz 5 beim Sprinntrennen

Fabio Quartataro: Platz 5 beim Sprinntrennen

Ins MotoGP-Sprintrennen in Brünn startete Fabio Quartararo einmal mehr aus der ersten Startreihe. Einen Podiumsplatz erwartete der Yamaha-Pilot dennoch nicht. Stattdessen nutzte er das Rennen zur Analyse seiner Gegner.

Der Auftakt ins Rennwochenende auf dem Automotodromo von Brünn war für Fabio Quartararo ein guter. Zwar war der dritte Platz im Zeittraining unter nassen Bedingungen zustande gekommen, im Q2 am Samstag konnte der Franzose die Platzierung jedoch auch bei Trockenheit wiederholen. Das bedeutete die erste Startreihe für den Ex-Weltmeister - zum sechsten Mal in dieser Saison. Bei den Anläufen vorher hatte es jedoch bislang nicht zu einem Sieg gereicht.

Auf eine schnelle Runde scheint die Yamaha M1 in den Händen von «El Diablo» ein starkes Paket zu sein, in den Rennen kann das Team diesen Eindruck jedoch nicht bestätigen. In der laufenden Saison ging es nach vorderen Startplätzen im Rennen fast immer einige Platzierungen zurück. Einzig beim letzten Rennwochenende am Sachsenring ging es nach einem siebten Startplatz weiter nach vorn: Im Sprintrennen bis aufs Podium, das er im Sonntagsrennen mit Rang 4 nur knapp verpasste.

Dem Fahrer mit der Nummer 20 ist die Schwäche bewusst. So sehr, dass er den Sprint von Brünn nach der Zielflagge als Teilerfolg verbuchte. Das Rennen sei erfolgreich gewesen, schließlich habe man weniger Zeit auf die Fahrer auf den Podiumsplätzen eingebüßt als erwartet. Gleichzeitig nutzte er die 15 Runden zur Intensivstudie der Gegner, besonders der von Ducati und KTM: «Weil ich sie vor mir hatte, konnten wir genau vergleichen, wodurch wir die Zeit auf die RC16 und die GP25 verlieren. Das führt uns klarer vor Augen, in welchen Bereichen wir uns verbessern müssen und hilft hoffentlich dabei, unser Motorrad zu verbessern.»

Fehlende Traktion, eine andauernde Baustelle von Quartararos Arbeitsgerät, war dabei nicht der einzige Nachteil, den Yamahas Speerspitze dabei ausmachte. Der Rückstand sei zu groß, um mit dem Ausmerzen von einem einzelnen Schwachpunkt nennenswerte Fortschritte erreichen zu können - sein Motorrad müsse ganzheitlich besser funktionieren.

Gleichzeitig seien die Unterschiede zu den Gegnern zu klein, um nur mit einem kleinen Update große Sprünge nach vorn zu erwarten: «Wir sind derzeit rund 6 bis 7 Zehntel hinter der Spitze. Es ist aber unmöglich, mit der Verbesserung nur eines Aspekts an unserem Bike gleich eine halbe Sekunde davon aufzuholen. Wir müssen mehrere Probleme auf einmal lösen und fehlende Traktion ist nur eines davon. Dazu kommen Schwächen an der Aerodynamik, an der Elektronik, am Motor und vielen weiteren Dingen. Dies im direkten Vergleich mit den anderen Motorrädern aufgezeigt zu bekommen, war sehr hilfreich!»

Ein Problem sei auch, wie die Yamaha sich in den Rennen fahre. Im Vergleich mit den Qualifikationstrainings sei das Verhalten der M1 für den Franzosen nicht immer nachvollziehbar: «Wenn ich fahre, erwarte ich bestimmte Reaktionen vom Motorrad, die dann aber nicht kommen. Es fühlt sich für mich an, als hätten wir das Motorrad vom Qualifying zum Rennen völlig umgebaut.»

Auch im Sprintrennnen, das bei idealen Bedingungen stattfand, sei dies ein Problem gewesen: «Ich fühle mich, als würde ich das Motorrad im Nassen bewegen. Man kann sogar von außen sehen, wie angespannt ich fahre.»

Das Verständnis für die Ursache der Schwierigkeiten fehle und so seien sie bis zum Grand Prix unmöglich beheben. Der Franzose sehe wenig Hoffnung, in den am Sonntag zu fahrenden 20 Runden nicht abermals vor dem gleichen Dilemma zu stehen: «Innerhalb eines Tages lässt sich da nichts tun. Das ist ein Prozess, für den wir Monate brauchen werden. Wir können für den Grand Prix nur an Details arbeiten.»

Ein großer Schritt verspricht der Einsatz des V4-Motors in der Yamaha zu werden, der gleichzeitig ein neues Chassis und neue Aerodynamik mit sich bringt. Ein Prototyp wurde kürzlich bei Testfahrten in Brünn vom Testteam der Japaner erprobt, ist jedoch nicht weit genug entwickelt, um an einem Rennwochenende eingesetzt zu werden.

Bei diesen Testfahrten war Quartararo nicht anwesend. Die relevanten Daten, die die Fahrer für die Einstellungen am Motorrad für das Rennwochenende nutzen können, werden im Team geteilt.

Doch auch sich selbst auf die neu asphaltierte Strecke in Tschechien einzuschießen hätte für ihn den Aufwand nicht gerechtfertigt: «Ich wollte nicht herkommen, denn für mich war es sinnlos! Die Bedingungen, die beim Test herrschten, waren andere als die, die wir am Rennwochenende haben.»

Ergebnisse MotoGP Brünn, Sprint (19. Juli):

1. Marc Márquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:05,883 min
2. Pedro Acosta (E), KTM, +0,798 sec
3. Enea Bastianini (I), KTM, +1,324
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,409
5. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +2,292
6. Raúl Fernández (E), Aprilia, +3,358
7. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +3,648
8. Johann Zarco (F), Honda, +3,920
9. Pol Espargaró (E), KTM, +4,748
10. Brad Binder (ZA), KTM, +5,902
11. Jorge Martin (E), Aprilia, +6,000
12. Jack Miller (AUS), Yamaha, +6,379
13. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +7,081
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +7,612
15. Luca Marini (I), Honda, +8,681
16. Ai Ogura (J), Aprilia, +8,992
17. Alex Márquez (E), Ducati, +9,404
18. Alex Rins (E), Yamaha, +9,871
19. Joan Mir (E), Honda, +11,487
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 5 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), Yamaha, 9 Runden zurück

WM-Stand nach 23 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 356 Punkte. 2. A. Marquez 261. 3. Bagnaia 200. 4. Di Giannantonio 142. 5. Morbidelli 139. 6. Bezzecchi 136. 7. Zarco 106. 8. Acosta 108. 9. Quartararo 92. 10. Aldeguer 92. 11. Vinales 69. 12. Binder 60. 13. R. Fernandez 55. 14. Bastianini 49. 15. Ogura 49. 16. Marini 48. 17. Miller 46. 18. Rins 41. 19. Mir 32. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 6. 23. Oliveira 6. 24. Chantra 1. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 405 Punkte. 2. Aprilia 167. 3. KTM 159. 4. Honda 143. 5. Yamaha 123.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 556 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 353. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 281. 4. Red Bull KTM Factory Racing 168. 5. Aprilia Racing 144. 6. Monster Energy Yamaha 133. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 119. 8. LCR Honda 107. 9. Trackhouse MotoGP Team 104. 10. Honda HRC Castrol Team 80. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 55.

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