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Dr. Helmut Marko: «Das waren viele bittere Pillen»
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner Kolumne für SPEEDWEEK.com noch einmal auf den Spanien-GP zurück und zieht nach den ersten neun Rennwochenenden der Saison eine Zwischenbilanz.
Formel 1
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Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Nach den drei aufeinanderfolgenden Rennwochenenden haben wir etwas mehr als einen Drittel der Saison bereits bestritten und die Zwischenbilanz fällt leider nicht nach unseren Vorstellungen aus. Die große Ernüchterung war, dass wir auch nach den verschärften Flügeltests nicht näher an McLaren herangekommen sind. Es sind nach wie vor drei bis vier Zehntelsekunden, die uns fehlen. Wir hatten uns erhofft, dass wir in Barcelona aufschließen, aber das ist leider nicht der Fall gewesen.
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McLaren ist einsam an der Spitze geblieben, aber der Rest hat sich zusammengeschoben. Mercedes und Ferrari haben zu uns aufgeschlossen, und auch das Mittelfeld als Gesamtes ist nach vorne gerutscht. Zum Glück lösen sich die beiden McLaren-Fahrer an der Spitze ab. Einmal ist es Oscar Piastri, der die Nase vorn hat, einmal Lando Norris. Und es liegen noch 15 WM-Runden vor uns. Dennoch sind wir 49 Punkte hinter dem WM-Leader, das ist ein sehr großer Rückstand. Und wenn wir nicht besser werden, dann werden auch die WM-Chancen irgendwann einmal dahin sein. In der Konstrukteurswertung haben wir den Gesamtsieg bereits abgeschrieben, da haben wir keine Chancen mehr. Das hängt natürlich auch mit dem zweiten Fahrer zusammen, weil Yuki Tsunoda nur langsam in die Gänge kommt. Um in der Fahrer-WM den Titel zu holen, brauchen wir ein Auto, das auf allen Strecken wettbewerbsfähig ist, und nicht nur auf ganz spezifischen Kursen. Das reicht für die WM nicht aus. Gegen das derzeit starke McLaren-Team hat man nur eine Chance, wenn alles perfekt läuft. Wir haben den perfekten Fahrer, aber es müssen alle Faktoren stimmen – die Boxenstopps, die Strategie, das Auto und der Reifenverschleiß.
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Man muss das Auto in das richtige Arbeitsfenster und die Reifen auf die nötige Temperatur bringen. Vielleicht ist es nur eine kleine Anpassung, die gemacht werden muss. Denn wir fangen am Freitag in den Trainings oft sehr schlecht an und schaffen es bis zum Qualifying, das Auto zu verbessern und manchmal podiums- oder gar siegfähig zu machen. Allerdings fehlt uns die Konstanz, die McLaren an den Tag legt.
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Daran arbeiten wir unermüdlich und wir werden weiterhin immer wieder kleine Adaptionen vornehmen, aber es ist nichts Gravierendes geplant. In der Vergangenheit hatten wir einige größere Updates, etwa einen neuen Unterboden und neue Seitenkästen. Aber jetzt geht es mehr um die Detailarbeit. Wir entwickeln weiter, solange die Chance in der WM besteht. Danach wird der Fokus ganz auf das 2026er-Projekt gelegt.
Bei den Motoren für 2026 sind wir im Plan, aber man weiss natürlich nicht, was die Konkurrenz genau macht. Neben dem Verbrennungsmotor spielt auch die Batterie eine entscheidende Rolle. Die Energie-Einspeisung, also die Software dazu, und auch das Benzin sind wichtige Faktoren. Bei der Batterie geht es auch um das Gewicht und die Kühlung. Es wird bereits darüber gesprochen, wer beim Motor die Nase vorn hat. Aber nachvollziehen lässt sich das erst, wenn man damit auf die Strecke geht. Hinterher ist man immer schlauer
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Beim jüngsten Rennen in Barcelona wäre ein dritter Platz möglich gewesen, stattdessen wurde es der zehnte Platz. Das lag nicht zuletzt auch an der Strategie. Wir hatten drei Möglichkeiten, als das Safety-Car auf die Strecke kam: Wir hätten gar keinen Stopp einlegen können, auf die angefahrenen Reifen wechseln können, die etwa sieben Runden alt waren, oder den frischen Satz der harten Mischung aufziehen können. Letzteres haben wir gemacht, und das war rückblickend leider die schlechteste Variante. Aber hinterher ist man immer schlauer. Welche die beste Wahl gewesen wäre, lässt sich schwer simulieren. Wären wir auf der Strecke geblieben und hätten nicht gestoppt, dann hätten uns die beiden McLaren sicher geschnappt. Aber ich glaube, gegen Charles Leclerc im Ferrari hätten wir eine faire Chance gehabt. Und dadurch, dass das Safety-Car lange im Einsatz war, blieben am Ende nur noch relativ wenig Runden zu fahren. Da hätten wir auch mit dem gebrauchten Soft-Satz eine bessere Chance gehabt als mit den neuen harten Reifen. Die Aufwärmphase war mit der härtesten Mischung schwierig, die haben wir nicht auf Temperatur gebracht. Piastri ist auch langsam gefahren vor dem Restart. Er ist trotz seines jungen Alters ein Ausgekochter und wusste, dass Max auf den harten Reifen fährt. Danach kam es zur Kollision mit Max, und da muss man schon die Gesamtsituation betrachten. Erstens wurde ihm der harte Reifen gegeben, obwohl er das nicht wollte. Dann gab es in der ersten Runde gleich diesen Schlenker, bei dem er fast abgeflogen wäre. Als Nächstes fährt ihm Leclerc mit gut 300 km/h seitlich ins Auto. Das ist völlig untergegangen und war auch sehr gefährlich.
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Dadurch war die Stimmung natürlich gereizt. Schließlich kam es noch zum Zwischenfall mit Russell. Und Max, der das Reglement bestens kennt, sagte, dass er den Platz nicht zurückzugeben braucht. Ihm wurde aber gesagt, dass er die Position zurückgeben muss. Das waren schon viele bittere Pillen, die er schlucken musste. Hinzu kommt noch, dass Russell nicht gerade sein bester Freund ist. Jetzt darf er sich in den nächsten beiden Rennwochenenden nichts zuschulden kommen lassen, und man wird ihm natürlich sagen, dass er nichts Unüberlegtes machen darf. Es wäre eine Katastrophe, wenn er in Österreich nicht starten könnte. Aber davon gehen wir nicht aus, denn es ist ja wirklich nicht so, dass Max in jedem Rennen etwas anstellt. Nach Österreich fallen dann die ersten Strafpunkte wieder weg. Starke Auftritte von Hadjar und Lindblad Tsunoda hat in den drei jüngsten Rennen einen WM-Punkt geholt, und das ist natürlich nicht zufriedenstellend. Leider hat er beim Crash in Imola den neuen Unterboden und die anderen neuen Teile zerstört, deshalb fährt er derzeit auch nicht mit dem gleichen Set-up wie Max. Das liegt auch an der Zeitnot, denn ein neuer Unterboden braucht mindestens drei Wochen, bis er fertig ist. Es wird mit Hochdruck gearbeitet, damit er die neuen Teile in Kanada am Auto hat, und wir gehen davon aus, dass das auch funktioniert.
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Aber das ist nicht entscheidend. Gravierend ist, dass Yuki in den freien Trainings oft nur eine Zehntelsekunde fehlt, und wenn es ins Qualifying geht, tut sich die Schere auf. Dann ist der Druck da, und unter Druck tut er sich schwerer. Hinzu kommt, dass er sich nicht so schnell anpassen kann wie Max, der keine Eingewöhnungsphase braucht. Für Yuki ist das Auto hingegen noch nicht so präsent, er hat da mehr Mühe, und es kommt natürlich immer zu Einstellarbeiten, weil man viel probiert, wenn man hinten ist. Er braucht mehr Zeit, und die wird er auch bekommen. Wir gehen davon aus, dass er bis zum Saisonende im Auto sitzen wird. Eine sehr gute Leistung hat Isack Hadjar gezeigt, der in der Formel 2 noch sehr unterschätzt wurde – zumindest in den Medien, die alle von Gabriel Bortoleto gesprochen haben. Aber Isack hat damals mehr Rennen gewonnen und 80 Punkte durch technische Defekte verloren. Für mich war da schon klar, dass er ein ganz Schneller ist. Einen starken Auftritt hatte auch Arvid Lindblad in der Formel 2. Er hat das Hauptrennen der höchsten Nachwuchsklasse für sich entschieden und damit bereits den zweiten Sieg in seiner Rookie-Saison gefeiert. Wenn er so weitermacht, kann man mit seinem Aufstieg in die Formel 1 rechnen. Er ist zwar erst 17 Jahre jung, aber auch ein ganz großes Talent.
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2
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