Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Sebastian Vettel & Red Bull Racing: Rückstand wächst

Von Mathias Brunner
Nur noch ein Wintertest bleibt, dann packen die Rennställe ihre Sachen und fliegen zum Saisonauftakt nach Australien. Für Weltmeister Red Bull Racing wird es nun knapp.

Selbst dem selten trübsinnig anzutreffenden Daniel Ricciardo ist das Lachen vergangen: «Uns läuft die Zeit davon», stöhnte der Australier beim Bahrain-Test von vergangener Woche. Red Bull Racing muss eine wenig weltmeisterliche Bilanz vorweisen: 21 Runden beim Jerez-Test, 116 Runden beim Bahrain-Test. Allein Mercedes ist gleich vier Mal so viel gefahren! 309 Runden legten die Silberpfeil-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton in Jerez zurück, gar 315 in Bahrain. Und dort war Mercedes noch nicht mal der Trainingsfleissigste – das war Williams mit 323 Runden.
Der vierfache Formel-1-Champion Sebastian Vettel ist an seinen vier von insgesamt sechs Testtagen mehrheitlich im Kriechgang unterwegs: 3 – 8 – 14 – 59, so lautet die Rundenreihenfolge seiner beiden Testtage in Andalusien sowie zwei weiterer Testtage auf den «Bahrain International Circuit».

Renault macht aus seinen Problemen kein Hehl (mehr dazu lesen Sie im Interview mit Rob White HIER). Im Bahrain-Fahrerlager werden den Franzosen heftige Vorwürfe gemacht, teils mit bereichtigten Argumenten, teils mit haltlosen Behauptungen (mehr dazu lesen Sie HIER).

Aber bei aller Sympathie für Renault und Red Bull Racing – wenn Daniel Ricciardo und 16 Stunden Testfahrt in Bahrain nur knapp mehr als 40 Runden zurücklegen kann, muss die Frage erlaubt sein: Ist der Saisonbeginn für Red Bull Racing schon verpatzt?

In vier Tagen läuft eine wichtige Frist aus: Am 28. Februar müssen die Motorenhersteller Mercedes, Renault und Ferrari die Spezifikationen ihrer Antriebseinheiten beim Autoverband FIA hinterlegen. Eine Hintertür gibt es: Gemäss Reglement kann ein Motorenhersteller nachbessern lassen, wenn er grosse Probleme nachweisen kann (diese Regel gab es in den letzten Jahren ebenfalls). Doch diese nachträgliche Arbeit bezieht sich auf die Standfestigkeit, nicht etwa auf die Leistungsfähigkeit.

Aus dem Dunstkreis der Franzosen dringt durch: Sorgen macht weniger die rohe Power, Sorgen macht weiter die Kommunikation zwischen den einzelnen Bauteilen – also die Art und Weise, wie die Elemente der Mehrfach-Energierückgewinnung und der Motor miteinander sprechen. In Bahrain ist auch davon die Rede, dass die Batterien von Renault weniger leistungsfähig seien als jene von Mercedes und Ferrari. Das lässt sich von aussen nicht nachweisen. Nachweisen lassen sich nur Rundenzahl und Rundenzeit und da stehen die Renault-Partner nicht gut da.

Erste Misstöne haben sich eingeschlichen. Auf eine weitere Frage, wieso die Renault-Teams nicht öfter auf der Bahn anzutreffen seien, antwortete der leitende Ingenieur Rémi Taffin leicht genervt: «Wir hindern niemanden am Fahren.» Übersetzung: Die Teams haben auch selber Probleme verursacht, es liegt nicht alles an uns.
Vielleicht rächt sich auch, dass Renault seinen Partnern Red Bull Racing, Toro Rosso, Lotus und Caterham mehr Freiheiten bei der Integrierung der Antriebseinheit ins Chassis lässt als Mercedes sowie Ferrari ihren Kunden.

Die Probleme führen dazu, dass Red Bull Racing wichtige Zeit verloren gegangen ist, das eigene Auto besser kennenzulernen und Erfahrungen mit den Reifen zu sammeln. Die Silberpfeile, Ferrari oder McLaren fahren Rennsimulationen, RBR parkt.

Der Eindruck drängt sich auf: Das alles ist bis zum Australien-GP nicht mehr auf die Reihe zu bekommen.

Bahrain-Test 1 im Überblick

1. Nico Rosberg (D), Mercedes W05, 1:33,283 (SA) 174 Runden
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W05, 1:34,263 (FR) 141
3. Kevin Magnussen (DK), McLaren MP4/29-Mercedes, 1:34,910 (DO) 127
4. Jenson Button (GB), McLaren MP4/29-Mercedes?, 1:34,957 (SA) 169
5. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM07-Mercedes, 1:36,445 (DO) 137
6. Fernando Alonso (E), Ferrari F14 T, 1:36,516 (DO) 160
7. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari F14 T, 1:36,718 (SA) 125
8. Felipe Massa (BR), Williams FW36-Mercedes, 1:37,066 (FR) 65
9. Esteban Gutiérrez (MEX), Sauber C33-Ferrari, 1:37,180 (FR) 151
10. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW36-Mercedes, 1:37,328 (DO) 171
11. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM07-Mercedes, 1:37,367 (FR) 76 ?
12. Felipe Nasr (BR), Williams FW36-Mercedes?, 1:37,569 (SA) 87?
13. ?Pastor Maldonado (YV), Lotus E22-Renault?, 1:38,707 (SA) 85?
14. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR9-Renault, 1:38,974 (FR) 62
15. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB10-Renault, 1:39,837 (SA) 43??
16. Kamui Kobayashi (J), Caterham CT05-Renault, 1:39,855 (DO) 83
17. Sebastian Vettel (D), ? Red Bull Racing RB10-Renault, 1:40,224 (MI), 73
18. Adrian Sutil (D), Sauber C33-Ferrari, 1:40,443 (MI) 89
19. Jean-Eric Vergne (F), Toro Rosso STR9-Renault?, 1:40,472 (SA) 77?
20. Romain Grosjean (F), Lotus E22-Renault, 1:41,670 (DO), 26
21. Marcus Ericsson (S), Caterham CT05-Renault, 1:42,130 (FR) 102?
22. Max Chilton (GB), Marussia MR03-Ferrari, 1:42,511 (DO) 21
23. Robin Frijns (NL), Caterham CT05-Renault, 1:42,534 (MI) 68
24. Jules Bianchi (F), Marussia MR03-Ferrari, keine Zeit (6) *
* nur Installationsrunden

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