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Unfall Carlos Sainz: Nur durch Glück fast unverletzt

​Der schwere Unfall von Carlos Sainz im dritten freien Training zum Grossen Preis von Russland in Sotschi wirft viele Fragen auf. War der Weg zu niedrigeren Fahrzeugnasen falsch?

Mathias Brunner

Von

Im Artikel erwähnt

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Carlos Sainz befindet sich in einem Krankenhaus von Sotschi, dem so genannten Krankenhaus 4. Toro Rosso bestätigt während des Abschlusstrainings, dass Sainz unverletzt geblieben ist. Sein Manager Borja Ortiz-Echagüe twitterte ein Foto, das Carlos im Krankenhaus zeigt, Daumen nach oben.

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Sein Vater, Rallye-Champion Carlos Sainz senior, fährt derzeit in Marokko. Er twitterte: "Habe eben mit Carlos gesprochen, Gott sei Dank ist er okay. Die Tests dauern an. Danke an alle für die Unterstützung."

Manager Ortiz hat geschrieben: "So wie es aussieht, hat Carlos keine Verletzungen. Er hat auch keine Schmerzen."

Keine Verletzungen ist relativ: Bei solchen Unfällen sind die Piloten in der Regel grün und blau vor Prellungen.

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Sein Einsatz im Abschlusstraining nach einem schweren Unfall im dritten freien Training war von Anfang an unmöglich – selbst wenn sein Auto kein Wrack und der Spanier rechtzeitig zurück im Fahrerlager gewesen wäre: Die FIA-Ärzte gehen da keine Risiken ein. Toro Rosso bestätigt, dass der Spanier die Nacht unter Aufsicht der Ärzte verbringen wird, so wie das nach solchen Unfällen die Regel ist.

Toro Rosso bestätigte früh, dass nur Max Verstappen ins Abschlusstraining geht. Red-Bull-Ersatzmann Pierre Gasly ohne einen Meter ins Qualifying zu schicken, wäre vom Reglement her möglich, wird aber nicht passieren. Der Franzose würde ohne jede Erfahrung hinterherfahren.

Das Reglement sagt weiter: Grundsätzlich kann kein Fahrer an einem Grand Prix teilnehmen, der nicht am Qualifying teilgenommen hat. Damit wäre ein Start von Sainz verunmöglicht. Es gibt jedoch Ausnahmeregeln.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: "Wir wollen zunächst einmal Carlos gesund hier zurück bei uns sehen, dann sehen wir weiter. Priorität hat sein Wohlbefinden."

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Die Toro-Rosso-Mechaniker haben sich jedenfalls an die Arbeit gemacht, den Unfallwagen zu reparieren. Sainz selber twittert: "Nun muss ich die Ärzte davon überzeugen, dass ich am Sonntag fahren will."

Sainz hatte im dritten freien Training zum Sotschi-GP vor Kurve 13 die Kontrolle über seinen Wagen verloren, beim Aufprall links in die Mauer wurde das linke Rad nacho ben geklappt, damit war der vordere Bremskreis unterbrochen. Ab da war Sainz nur noch Passagier, auf der Piste sind keine Spuren zu sehen, dass die Hinterräder irgendwelche Verzögerung gezeigt hätte.

Die TecPro-Barriere – Lego-artig verzahnte Kunststoffelemente, die teils mit Wasser gefüllt sind – tat ihren Dienst insofern, dass der Wagen verzögert wurde. Hinter dieser Barriere befindet sich eine Doppelleitschiene samt Zaun. Der Aufprall war stark genug, die Verankerung der Leitschienen nach hinten zu biegen! Weil vor dem Abschlusstraining zum Grand Prix Leitplanken, deren Verankerung sowie die TecPro-Barriere ersetzt oder instandgestellt werden müssen, wurde das GP3-Rennen gestrichen.

Wie üblich bei solchen Fällen wird es vom Autoverband FIA eine Unfalluntersuchung geben. Charlie Whiting als Sicherheitsdelegierter wird dabei der Frage nachgehen, ob die Barrieren alle richtig aufgestellt worden sind und vorschriftsgemäss mit Wasser gefüllt waren.

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Es wird auch eine Frage sein, wie es kommen konnte, dass Sainz’ Wagen unter die Barriere rutschte – was potenziell die Gefahr von Kopfverletzungen drastisch erhöht.

Ein Faktor dabei: Ohne Vorderrad war der Vorderwagen des Toro Rosso noch niedriger. Zudem stehen die TecPro-Barrieren dort auf einem kleinen Stück Wiese, also auf Erde.

Ex-Jordan- und Jaguar-Technikchef Gary Anderson ist der Meinung: "Seit in der Formel 1 die Fahrzeugnasen wieder ein wenig nach unten gezogen wurden, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Auto von unten unter eine Barriere schiebt."

Die Nasen wurden von der FIA deshalb herunter gezogen, weil die Sicherheitsexperten des Autoverbands fürchteten: Wenn ein Fahrzeug in 90-Grad-Winkel auf ein anderes prallt, ist die Gefahr gross, dass sich die Nase ins gegnerische Fahrzeug bohren und den anderen Piloten schwer verletzen könnte. Zu tiefe Nasen hingegen könnten zum Beispiel bei einem Auffahrunfall zu einem Schaufeleffekt führen. Die heutigen Nasen gelten als der beste Kompromiss.

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Bilder vom Unfall zeigen im übrigen, dass die Fahrzeugnase den Aufprall exakt so absorbiert hat, wie sie dafür vorgesehen ist.

Inzwischen ist auch klar: Carlos Sainz war die ganze Zeit über nach dem Unfall bei Bewusstsein, er hat selber den Motor abgestellt.

Eine Viertelstunde vor dem geplanten Beginn des Qualifyings bestätigte die FIA: Die Reparatur an der Unfallstelle ist abgeschlossen, das Abschlusstraining kann wie vorgesehen beginnen.

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