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Stefano Domenicali (ex-Ferrari): CEO von Lamborghini?

Von Mathias Brunner
Singapur 2012: Stefano Domenicali (links) mit dem heutigen Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene

Singapur 2012: Stefano Domenicali (links) mit dem heutigen Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene

​Der langjährige Ferrari-Rennleiter Stefano Domenicali wird in Italien als neuer Geschäftsleiter von Lamborghini gehandelt. Aber das Timing für einen Wechsel ist seltsam.

Von 2007 bis 2014 war Stefano Domenicali Teamchef der stolzen Scuderia Ferrari, seit 1991 war er für den berühmtesten Sportwagenhersteller der Welt tätig. Im April 2014, vor dem China-GP, wurde er durch den früheren Ferrari-Nordamerika-Chef Marco Mattiacci ersetzt. Domenicali musste die anhaltende WM-Flaute der Italiener ausbaden – selbst das Engagement von Fernando Alonso zur Saison 2010 hin brachte nicht den erhofften WM-Titel zurück nach Maranello. 2010 und 2012 schrammte Alonso knapp am Titel vorbei, beide Male wurde er von Sebastian Vettel erst im Finale bezwungen, 2013 wurde der Spanier ein weiteres Mal WM-Zweiter.

Seit dem 1. November 2014 ist der 50jährige Domenicali für Audi tätig, als Vizepräsident einer Abteilung zur Entwicklung neuer Geschäftsfelder in den Bereichen Dienstleistung und Mobilität – ein Posten, der für den Italiener neu geschaffen worden war. Immer wieder war davon die Rede, dass Domenicali für die Marke mit den vier Ringen an Formel-1-Konzepten arbeite. Audi dementierte. Der VW-Konzern ist allen Gerüchten zum Trotz dem Sirenenruf der Formel 1 nicht erlegen.

Nun spekulieren die Kollegen der Gazzetta dello Sport: Stefano Domenicali solle neuer Geschäftsleiter der Sportwagenfirma Lamborghini und damit Nachfolger des Berliners Stephan Winkelmann werden. Lamborghini gehört seit 1998 als Teil der Audi AG zum VW-Konzern.

Das Timing für einen Wechsel an der Spitze erscheint jedoch seltsam: Lamborghini boomt, der seit 1. Januar 2005 als Chef tätige Winkelmann wird 2015 aller Voraussicht nach das Rekordjahr 2014 übertreffen. Verkaufs-Turbo ist dabei das Modell Huracan. Winkelmann sprach im vergangenen September davon, wie die Modellpalette 2018 um einen Luxus-SUV erweitert werden soll.

Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass Winkelmann ersetzt werden soll oder dass er seinen Posten zur Verfügung stellen will. Allerdings: Innerhalb des VW-Konzerns ist es ungewöhnlich, dass jemand seinen Posten so lange behält. Kritische Stimmen sagen zudem: Winkelmann setze zu sehr auf Boom-Märkte wie China und Indien und vernachlässige Europa samt Italien. So gibt es in italienischen Städten wie Rom und Mailand keine Lamborghini-Vertretung mehr.

Lamborghini hat sich auf unsere Anfrage zum Gerücht um Domenicali bislang nicht geäussert.

Domenicali über Ferrari: «Ich bereue nichts»

Der italienische Fachjournalist Leo Turrini ist ein Vertrauter nicht nur von Stefano Domenicali. Der Ferrari-Insider hatte als Erster davon berichtet, dass der Steuermann von Bord gehen muss. Anfangs September 2014 haben sich die beiden dann bei einem Fest in der Reggio Emilia getroffen, «und mir fiel sofort auf», so Turrini, «wie viele Sympathien Domenicali in der Öffentlichkeit geniesst».

Domenicali sprach dabei zum ersten Mal über die Trennung von Ferrari: «Ich habe die Verantwortung für ein Versagen auf mich genommen. Die Dinge sind nicht so gelaufen, wie ich mir das erwartet, wie wir alle uns das erwartet hatten. Also was soll ich nun gross dozieren? Natürlich habe ich so meine eigenen Vorstellungen und vielleicht finde ich einen Freund, der mit mir eines Tages ein Büchlein schreibt. Aber ich trachte nicht nach Polemik. Es ist nun mal so gelaufen, es hätte nicht so laufen sollen, es tut mir leid. Ende der Übertragung.»

«Zu Ferrari nur so viel, und ich sage das in Demut und nicht ohne Selbstkritik: es wäre nicht schlecht, wenn intern eine gewisse Abgeklärtheit wiedererlangt würde. Dann würden wir auch nicht gute Leute verlieren, die dann anderswo ihre Talente zeigen. Und nochmals: das ist durchaus als Selbstkritik zu verstehen.»

«Von allen Fahrern habe ich mich mit Michael Schumacher am besten verstanden. Er war deshalb so wundervoll, weil sich sein Beitrag nicht auf die Rolle des Fahrers beschränkte. Er hat es verstanden, Unzufriedenheit nie nach aussen zu tragen, wenn es mal nicht gut gelaufen ist. Privat und im Team konnte er sehr ernst sein, teilweise sogar unbarmherzig. Aber gegen aussen hat er sich immer schützend vor den Rennstall gestellt.»

«Es stimmt nicht, dass ich mit Alonso ein schwieriges Verhältnis hatte. Fernando ist ein vortrefflicher Mensch und das sage ich mit Ehrlichkeit. Gemessen an Schumi kommuniziert er offener, und es kommt vor, dass ihm eine seiner Aussagen falsch ausgelegt wird. Dem Team oder Ferrari gegenüber war er nie negativ eingestellt. Er hatte in entscheidenden Situationen auch nicht das notwendige Quäntchen Glück. Natürlich haben wir auch Fehler gemacht, aber wenn wir zwei Titel geholt hätten, so hätte niemand den Erfolg angefochten.»

«Räikkönen ist ganz anders als Fernando, doch ich finde ihn bezaubernd. Ich bin stolz darauf, dass ich ihn in die Arme von Ferrari zurückgeholt habe. Ich bedaure nur, dass ich ihm und Fernando kein besseres Auto geben konnte. Die Gründe für diesen Flop will ich nicht nennen, das wäre nicht in Ordnung.»

«Natürlich gucke ich noch immer Formel 1. Ich sehe den Sport auch nicht in einer Krise. Wir haben ein Problem in Sachen Brückenbau zur jüngeren Generation. Ich habe ja auch junge Kinder, da hat sich einfach alles geändert, die wollen sich einfach nicht mehr zwei Stunden lang vor einen Fernseher setzen und ein Autorennen gucken. Der Sport muss es schaffen, sich den neuen Wegen der Kommunikation anzupassen, ohne seine Historie zu negieren. Das ist ein schwieriger Spagat, aber ich bin davon überzeugt, dass sich eine Lösung finden lässt.»

«Fehlt mir die Formel 1? Ja, ein wenig, das ist unvermeidlich. Klar hätte ich mehr erreichen können, aber ich bedaure nichts.»

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