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Lotus wird Renault: Siegertruppe statt Pleite-Team

Von Mathias Brunner
​Im Sommer 2015 stand Lotus vor dem Aus: Der Gerichtsvollzieher beschlagnahmte in Belgien das Material. Heute wird der Rennstall aus Enstone (England) als Renault-Werksteam präsentiert.

Der Formel-1-Rennstall aus Enstone, der 2016 als Renault-Werksteam auftritt, ist kein Team wie jedes andere. Zunächst einmal ist es schon mehr als dreissig Jahre lang da.

Die Truppe ging aus dem Toleman-Rennstall hervor, der anfangs der 80er Jahre aus der Formel 2 in die Formel 1 aufgestiegen war. Ayrton Senna debütierte 1984 mit Toleman in der Formel 1. Der Transportunternehmer Ted Toleman verkaufte sein Team später an Benetton, die zuerst als Sponsor des Rennstalls auftraten.

Team-Manager wurde Flavio Briatore, unter dessen Leitung Michael Schumacher 1994 und 1995 Weltmeister wurde. In der Saison 2002 war Renault als Werksrennstall zurück, mit Fernando Alonso gab es 2005 und 2006 zwei weitere Titel, Ende 2009 verkauften die Franzosen das Team jedoch schrittweise an Genii Capital unter dessen Chef Gérard Lopez. Ende 2015 kaufte Renault das Team zurück, Lopez bleibt stiller Teilhaber. Heute Mittwoch, 3. Februar, präsentiert Renault in Paris die neue Teamaufstellung.

Damit beginnt die dritte Epoche, in welcher die Franzosen in der Formel 1 mit den berühmten gelben Boliden als Werksrennstall unterwegs ist: Nach den Jahren 1977 (als Turbo-Pionier, anfangs belächelt, später gefürchtet) bis 1985, dann von 2002 bis 2009.

Viele Enstone-Mitarbeiter arbeiten seit mehr als zwanzig Jahren im Rennwagenwerk, für sie beginnt heute offiziell ein aufregendes Kapitel.

Einer, der sich besonders freut, dass Renault das Team wieder übernommen hat und der Rennstall damit gerettet werden konnte, ist Alan Permane, der morgen Donnerstag, 4. Februar, 49 Jahre alt wird. Der Engländer begann seine Karriere in Enstone als Elektronikfachmann 1989 beim damaligen Benetton-Team, arbeitete sich zum Renningenieur hoch (unter anderen für Jean Alesi, Giancarlo Fisichella und Jarno Trulli), ab 2007 arbeitete er als leitender Ingenieur, seit 2012 als Operationsleiter auf allen Rennplätzen.

Permane freut sich für eine Truppe, die so ist wie keine andere. Bei den Kollegen von Autosport sagt der Engländer: «Ich bin nicht sicher, ob die Mitarbeiter anderer Rennställe aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Leitende Angestellte anderer Teams sagten mir, als wirklich ein Damoklesschwert über uns hing – wir wissen wirklich nicht, wie ihr das alles aushalten konntet. Viele hätten in der gleichen Situation einfach aufgegeben, andere hätten vielleicht gestreikt. Aber unsere Leute haben sich durchgebissen. Auch dann, als Löhne spät gezahlt wurden, als Spesenrückzahlungen fehlten. Natürlich gab es Ärger und Gram, und die Leute waren aufgewühlt. Klar konnten sie die Situation nicht ignorieren und waren sauer. Aber im Herzen sind sie Racer, sie wollten nichts anderes, als einfach ihren Job weitermachen dürfen, so gut sie das können.»

«Belgien war besonders schlimm. Die Gerichtsvollzieher waren da und katalogisierten unser Material. Wir konnten es ja kaum geheim halten, dass das Material beschlagnahmt wird. Als dann ausgerechnet an diesem Wochenende Romain Grosjean im Rennen Dritter wurde, dann war das ein unheimlicher Turbo für unsere Moral, eine Leistung, die zeigte, welcher Durchhaltewille in diesen Leuten steckt. Dieses Team ist etwas ganz Besonderes, hier herrscht ein unheimlich starker Teamgeist, eine aussergewöhnliche Kameradschaft. Ich weiss das auch von Mitarbeitern: Jene, die herkommen, sind verblüfft, wie toll es ist, hier zu arbeiten. Und jene, die uns verlassen, sagen uns später, woanders sei es nicht das Gleiche. Andere Rennställe mögen höhere Budgets haben, aber unsere Arbeitsatmosphäre haben sie nicht.»

Die wichtigsten Termine

Präsentationen/Roll-out
3. Februar: Renault (in Paris)
15. Februar: Roll-out Mercedes (Silverstone, unbestätigt)
17. Februar: Red Bull Racing (in London, Team-Farben)
21. Februar: Präsentation McLaren-Honda (Ort unklar)
22. Februar: Präsentation HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Williams (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Neuer Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)

Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)

Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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