Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Toni Elias: «Márquez macht faszinierende Dinge»

Von Frank Aday
2010: Die Weltmeister Toni Elias (Moto2), Jorge Lorenzo (MotoGP) und Marc Márquez (125 ccm)

2010: Die Weltmeister Toni Elias (Moto2), Jorge Lorenzo (MotoGP) und Marc Márquez (125 ccm)

In Austin nutzte Ex-Weltmeister Toni Elias die Chance, seine ehemaligen MotoGP-Kollegen unter die Lupe zu nehmen. Der Spanier war von Marc Márquez und Dani Pedrosa aus unterschiedlichen Gründen beeindruckt.

Toni Elias, der Moto2-Weltmeister von 2010, gab sein GP-Debüt im Jahr 1999 und was 2001 Teamkollege von Rookie Dani Pedrosa. In Austin traf der Superbike-Meister der MotoAmerica wieder auf einige frühere Kollegen aus dem GP-Sport. Zudem sah Elias, wie Marc Márquez seinen sechsten Austin-Sieg in Folge für Respol-Honda einfuhr.

Toni, hattest du in Austin die Gelegenheit, dir die MotoGP-Piloten in Action anzusehen?

Ich sah das Qualifying, das Warm-up und das Rennen. Ich habe es sehr genossen, sie in gewissen Kurven zu beobachten. Die Stabilität beim Bremsen, der Kurvenspeed und vor allem die Traktion am Kurvenausgang sind hervorragend. Von außen war gut zu erkennen, welche Fahrer wirklich schnell sind. Wie Marc. Auch wenn man sich die Zeiten anschaut, war er allen anderen einen Schritt voraus.

Wie würdest du den Fahrstil von Marc und jenen von Dani beschreiben?

Dani ist ein Fahrer, den ich sehr gut kenne, seit wir einmal Teamkollegen waren. Ich verfolgte seine Karriere über die Jahre. Er fährt sehr präzise, elegant und schnell. Ich schaue es mir gerne an, wie er ein Motorrad fährt. Marcs Fahrstil ist großartig, denn du siehst, dass der die Bremsen stark einsetzt. Er ist sehr schnell, bremst sehr spät, aber hat auch sehr guten Kurvenspeed und zieht das Gas früh auf. Er macht ein paar faszinierende Dinge. Das zeigte sich, als er am Samstag stürzte. Eine Sache ist, die Front zu verlieren und zu versuchen, es noch zu retten. Niemand kann das, aber ihm gelingt es. Sein Bike drehte sich schon aus der Kurve heraus. Trotzdem versuchte er, die Maschine wieder aufzustellen. Ich beobachetete das zusammen mit Kenny Roberts jr. Wir beide sahen uns an und sagten, dass wir so etwas noch nie gesehen haben. Es ist beeindruckend, denn sein Fahrstil befindet sich auf einem sehr hohen Level. Ich liebe es, ihm zuzusehen, denn er zeigt eine Kombination aus Speed und Mut.

Was denkst du über die Honda?

Ich war überrascht, wie viel Traktion diese Maschine bietet. Das Team, die Fahrer und das Werk haben einen guten Job gemacht, denn der Grip in voller Schräglage sah, von außen betrachtet, sehr gut aus. Im dritten Sektor konnte Marc in Schräglage viel besser beschleunigen als die anderen Piloten. So gewann er Zeit. Auch bei Dani war das zu sehen. Sie haben einen guten Job gemacht, nachdem sie in anderen Jahren viele Probleme erlebt hatten.

Du hast in Austin ein ähnliches Rennen wie Marc gezeigt: Führung und ein einsames Rennen bis ins Ziel. Was ist das Wichtigste in so einem Rennen?

Das Wichtigste ist die Konzentration. Wenn du schon vor dem Start weißt, dass du eine bessere Pace als die anderen hast, musst du dich auf einen guten Start konzentrieren und in den ersten Kurven vorne bleiben. Ab diesem Zeitpunkt kannst du dann deine Pace ausspielen. In manchen Momenten kannst du dich entspannen, aber entscheidend ist die Konzentration. Ein einsames Rennen an der Spitze ist langweiliger. Darum verlierst du einfacher die Konzentration und stürzt. Du musst gegen dich selbst ankämpfen und die Pace halten, indem du deinen Fahrstil an den geringer werdenden Grip anpasst.

Marc hatte zuvor bereits fünf Mal auf dem COTA gewonnen. Denkst du, dass er unter großem Druck stand, dort einen sechsten Sieg zu holen?

Ehrlich gesagt, denke ich das nicht. Er ist ein Fahrer, der von Druck nicht besonders beeinflusst wird. Im Gegenteil: Er liebt es. Der COTA ist seine Strecke. Wenn du weißt, dass du auf einer Strecke schnell bist, dann hilft dir das, noch schneller zu werden. Er würde dort sogar mit einem Fahrrad gewinnen. Es ist eine Strecke für Fahrer, die hart bremsen. Das passt perfekt zu ihm.

Dani kehrte nur zehn Tage nach seiner Operation auf die Strecke zurück. Was denkst du über sein Rennen?

Das ist eine schwierige Situation, denn du bist nicht in guter Verfassung, hast Schmerzen und kannst nicht dein Bestes geben. Wenn du Schmerzen hast, ist es auch mental schwierig. Ich sprach nach dem Rennen mit ihm. Er sagte mir, dass er schon so oft verletzt war, dass er den verletzten Teil seines Körpers aus seinen Gedanken streichen kann. Das ist eine sehr große mentale Herausforderung. Er fuhr eigentlich nur mit einem Arm. Das ist unglaublich. So viele Punkte zu sammeln und der Spitze so nah zu sein, habe ich nicht von ihm erwartet. Normalerweise erkennst du nach einer solchen Verletzung innerhalb von drei oder vier Runden, dass du die Schmerzen nicht ertragen kannst. Das wäre verständlich, aber er hielt durch und sammelte Punkte, die im Titelkampf noch wichtig sein könnten.

Was können wir in Jerez von ihm erwarten, wo er im letzten Jahr gewonnen hat?

Dani ist immer sehr schnell, aber an manchen Wochenenden fühlt er sich ab der ersten Runde stark. Dann kann er ein großartiges Rennen zeigen und ist für die anderen unantastbar. Auch er bremst sehr hart, obwohl das nicht seine Stärke ist. In Jerez, dem ersten Rennen in Spanien, ist er besonders motiviert und zeigt immer eine großartige Pace. Nun hat er sich auch etwas besser erholt. Er wird stärker sein als in Austin.

Und Marc?

Auf Strecken wie Katar oder Argentinien entsprechen die Ergebnisse nicht immer dem eigentlichen Kräfteverhältnis. In Jerez sieht man zum ersten Mal, wer wirklich stark ist. Das ist kein einfaches Wochenende, aber ich denke, dass Marc gut auf das Rennen vorbereitet ist. Sein Bike ist hervorragend, also wird er versuchen, das Rennen zu gewinnen.

Wie bewertest du die ersten drei Rennen der MotoGP-WM 2018?

Ich denke, dass sich im Moment noch nicht alles in der richtigen Reihenfolge befindet. Wir sahen drei seltsame Rennen. Crutchlow machte einen guten Job und war vor Austin WM-Leader, aber es ist nicht normal, dass ein Fahrer aus einem Satelliten-Team Rennen gewinnt. Ducati begann sehr stark und mit großartigem Speed, obwohl sie nun andere Probleme haben. Rossi und Viñales waren konstant. Marc hat wieder Punkte aufgeholt. In Europa können wir nun konstantere Resultate erwarten.

Was wird der Rest der Saison für die Fans bereithalten?

Es war bereits zu sehen, dass sich Honda auf einem guten Level befindet. Yamaha ist normalerweise bei den Rennen in Europa auch stark. Im letzten Jahr haben wir zudem gesehen, dass Ducati großes Potenzial hat. In diesem Jahr mischt sich auch Suzuki in den Kampf ein, denn sie haben schon zwei Podestplätze bei den ersten drei Rennen erreicht. Uns erwarten ein paar sehr unterhaltsame Rennen mit vielen Kämpfen. Hoffentlich können auch Aprilia und KTM mitmischen. All das wird für eine sehr interessante und abwechslungsreiche Saison sorgen. Der WM-Kampf wird bis zum Ende offen sein, was sehr interessant wird.

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