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Ducati-Rennchef Dall'Igna: «Kann nichts versprechen»

Von Günther Wiesinger
Gigi Dall'Igna, der neue General Manager von Ducati Corse

Gigi Dall'Igna, der neue General Manager von Ducati Corse

Der Ducati-Rennchef Dall'Igna erlebt beim Valencia-Test eine Ernüchterung. Neuzugang Cal Crutchlow liegt 1,926 Sekunden hinter der Bestzeit.

Mit dem Italiener Gigi Dall'Igna (47) hat Ducati Corse einen neuen Technologie-Heilsbringer engagiert, der nach drei erbärmlichen MotoGP-Jahren endlich wieder Glanz in die Hütte bringen soll.

Beim dreitägigen Valencia-Test verschafft sich Dall'Igna seit Montag einen ersten Überblick über die Situation. Das Fazit ist erschütternd und ernüchternd.

Valentino Rossi war bei seinem ersten Zwei-Tage-Test 2010 in Valencia 1,695 Sekunden hinter Spitzenreiter Casey Stoner (Honda); Andrea Dovizioso büsste im Vorjahr beim Ducati-Debüt 0,916 Sekunden auf Pedrosa ein. Neuzugang Cal Crutchlow liegt nach eineinhalb Tagen 1,926 Sekunden hinter Weltmeister Márquez.

Wahrer Fortschritt sieht anders aus.

Wohlgemerkt: Die Valencia-Piste ist nur 4,005 km lang.

Aber als neuer General Manager von Ducati Corse bleibt Gigi Dall'Igna nichts anderes übrig, als Zuversicht auszustrahlen.

Am Montag liess Dall'Igna durchblicken, man werde beim Sepang-Test im Februar ein ganz anderes Motorrad zu sehen kriegen als jetzt.

«Das ist mein Motorrad», versichert Dall'Igna, «ja es wird anders ausschauen als die GP13.»

Der Alu-Rahmen für die erste Version der Ducati GP14 wird bei Suter Racing Technology in der Schweiz gebaut.

Gigi, wenn man sich die aktuelle Situation anschaut, dann darf in den nächsten Wochen keine Stein auf dem anderen bleiben. Es ist zu hören, dass einige Köpfe rollen werden?

Wie gesagt, ich habe bei Ducati viele sehr sachkundige Mitarbeiter angetroffen. Aber wenn es nötig wird, werden wir gewisse personelle Änderungen vornehmen. Ich werde die besten Gelegenheiten wahrnehmen, wenn es notwendig ist.

Was wird dein Abgang bei Aprilia bewirken? Dein alter Arbeitgeber will 2016 in die MotoGP-WM zurückkehren, wenn genug Geld gefunden wird. War dieser Plan schon vorhanden, als du dort warst?

Ich will nicht mehr über die Vergangenheit reden. Ich habe bei Ducati ein neues Leben begonnen. Und ich liebe dieses neue Leben.

Wie eng wird die Zusammenarbeit mit dem Pramac-Team sein? Und warum fährt Hernandez dort ein Motorrad im Open-Format mit Einheits-ECU und 24 Liter Tankinhalt?

Die Kooperation mit Pramac wird genau so eng sein wir bisher.
Und da die Zukunft der MotoGP anscheinend dieses Open-Format darstellt, wollen wir gleich im ersten Jahr dabei sein. Das ist ein wichtiges Projekt. Honda und Yamaha starten auch in der Open-Klasse, wenn auch teilweise auf eine andere Art und Weise.

Honda wehrt sich vehement gegen eine Einheits-ECU für die Werks-Prototypen der vier RC213V-Fahrer. Kann sich Ducati nach 2017 eine Einheits-ECU vorstellen?

Ja, das könnte das künftige Reglement für MotoGP werden... Natürlich möchten wir unsere Motorräder in der MotoGP mit möglichst grosser technischer Freizügigkeit entwickeln. Die Elektronik ist für die Weiterentwicklung eines der wichtigsten Systeme auf dem Motorrad. Nicht nur für den Rennsport, sondern auch für die Production-Bikes.
Denn Ducati lässt bei allen Serienmaschinen den Geist und das Knowhow aus dem Rennsport einfliessen. Eine Einheits-ECU ist für uns nicht erwünscht.
Aber wir müssen mit den Vorschriften leben, die uns aufgetischt werden.

Vitto Guareschi war Teammanager und Testfahrer für die Desmosedici. Er geht zu Rossis Moto3-Team. Wer wird ihn ersetzen?

Das müssen wir noch besprechen. Bei der Sport-Organisation von Ducati Corse wird sich einiges ändern.
Der jetzige MotoGP-Project-Director Poalo Ciabatti wird künftig nicht nur für MotoGP zuständig sein, sondern er wird die Rolle des Sportdirektors von Ducati Corse übernehmen. Er wird also auch für die Superbike-WM verantwortlich sein. Er hat jahrelange Erfahrung bei Superbike-Projekten, in unterschiedlichen Positionen. Es ist wichtig für uns, diese Erfahrung auch in der SBK zu nützen.
Paolo wird nicht alle MotoGP-Rennen besuchen müssen. Bei Terminkollisionen wird er sich halt entscheiden.

Dein Vorgänger Bernhard Gobmeier muss sich bei Ducati Corse als General Manager nach zehn Monaten wieder verabschieden. Wird jetzt alles besser?

Bernhard und ich, wir sind zwei völlig verschiedene Menschen. Vielleicht mache ich auf manchen Gebieten etwas besser als er, in anderen Bereichen ist vielleicht er besser.
Sicher gibt es Unterschiede. Die Zukunft wird zeigen, wie sich die Resultate entwickeln.
Es ist schwierig für mich, jetzt zu behaupten, was ich alles besser kann. Ich kann nichts versprechen. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben.
Das Verhältnis zu allen Mitarbeitern bei Ducati ist momentan sehr angenehm. Ich arbeite sehr gerne mit Ducati-CEO Claudio Domenicali zusammen. Er ist eine der grössten Persönlichkeiten in der Motorradwelt.
Er hat in der Vergangenheit Grosses geleistet.

Beginnst du jetzt in der MotoGP mit einem weissen Blatt Papier?

Ja, im Moment habe ich noch keine klare Vorstellung. Wir arbeiten momentan mit dem Motorrad, das Hayden und Dovi in der Saison 2013 eingesetzt haben.
Bei Ducati ist bereits ein Motorrad für den ersten Sepang-Test anfangs Februar entwickelt worden. Ich werde meine Ideen dazu einbringen.

Ducati ist ein kleiner Hersteller im Vergleich zu Honda und Yamaha. Aber Audi-Vorstand Rupert Stadler will 2015 mit Ducati wieder Weltmeister werden. Muss Ducati-Eigentümer Audi in Ingolstadt tiefer in die Tasche greifen? Oder reicht das MotoGP-Budget, um wieder ganz nach vorne zu kommen?

Ich denke, Ducati kann selber genug Geld auftreiben. Ich will nicht zu viel über das Budget reden. Ducati ist eine namhafte Marke und hat deshalb genug Gelegenheit, Sponsorgeld aufzutreiben.
Ich denke, es ist nicht so wichtig, irgendwo in der Welt um Geld zu betteln.

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