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Honda Racing Corporation: Heute hält keiner dicht

Von Günther Wiesinger
Es hat sich seit Jahren nichts geändert. Bei Honda werden alle Neuigkeiten bestritten und dementiert. Ein System, das altertümlich ist – in Zeiten von Twitter und so weiter.

Die Manager der Honda Racing Corporation (HRC) haben sich noch nicht so richtig damit abgefunden, dass sich in Zeiten von Facebook, Twitter, Instagram, aufmerksamen Internet-Plattformen wie SPEEDWEEK.com und sonstigen Netzwerken kein Geheimnis ewig bewahren lässt.

An dieser Methode hat sich in den letzten 40 Jahren nichts geändert. Die Entwicklung der 500-ccm-Dreizylinder-GP-Maschine hätten die Japaner 1982 am liebsten noch bestritten, als sie schon im GP-Fahrerlager stand... Aber Motocross-Star Roger De Coster (damals im Sold von Honda) hatte das Geheimnis bereits im September 1981 gegenüber einzelnen Journalisten längst gelüftet.

Vor einem Jahr wurde von HRC monatelang der werksseitige Einstieg in die Moto3-WM bestritten, obwohl spätestens Mitte September alle Teambesitzer plauderten, denn sie mussten das Material bei KTM und Mahindra stornieren – wie zum Beispiel Estrella Galicia 0,0 und das Racing Team Germany sowie Ongetta.

Und im Frühjahr 2014 dementierten Shuhei Nakamoto und Livio Suppo monatelang, man habe Moto3-WM-Leader Jack Miller ein reizvolles Angebot für die MotoGP-WM 2015 und 2016 bei LCR gemacht, ganz nach dem Stefan-Bradl-Muster nach dessen Moto2-Titelgewinn 2011.

Sogar die Idee eines Crew-Chiefs Cristian Gabbarini geisterte bereits im Mai durchs MotoGP-Fahrerlager. Der langjährige Casey Stoner-Begleiter sollte auch dessen Landsmann Miller in der Königsklasse betreuen. Und so kam es auch.

Jack Miller und dessen persönlicher Manager Aki Ajo sprachen gegenüber SPEEDWEEK.com bereits Ende Mai in Mugello offen über die Möglichkeit eines MotoGP-Aufsteigs mit HRC.

Jetzt wird wieder ein grosses Geheimnis daraus gemacht, wie die Open-Class-Bikes von Honda 2015 aussehen werden. Dabei ist seit dem Sachsenring-GP Mitte Juli klar: Es wird nach dem Yamaha-Vorbild gearbeitet, es werden also die diesjährigen Werksmaschinen von Repsol, Gresini und LCR in Open-Bikes verwandelt. Das heisst: Sie bekommen die Magneti-Marelli-Software, das Seamless-Getriebe fällt weg, denn es funktioniert nur mit der HRC-Software.

Zuletzt hat sich auch das erfolgreiche belgische Marc VDS-Racing-Team den Unmut des HRC-Managements zugezogen, weil es bereits beim Misano-GP via Twitter die Neuigkeit verbreitet hatte, Scott Redding werde 2015 bei Marc VDS Racing jene Factory-Honda RC213V einsetzen, die Gresini für ihn nicht mehr finanzieren konnte.

Honda wollte diese «Neuigkeit» wohl erst beim Japan-GP verlautbaren. Aber die Kontrolle über die Nachrichtenströme haben heute nicht einmal mehr politische Diktatoren restlos unter Kontrolle, selbst in China nicht, wie sich am Beispiel Hongkong zeigt.

Die Mannschaft von Marc-VDS-Teammanager Michael Bartholemy hatte via Twitter das übliche HRC-Protokoll unterlaufen...

Die Nutzer der modernen Medien können und werden auch künftig nicht bis Weihnachten auf HRC-Veröffentlichungen warten. Jeder Fahrer und jedes Team ist auf der Jagd nach neuen Followern.

Dass Gresini in der MotoGP-Klasse von Honda zu Aprilia wechselt, wurde von Honda bis heute nicht offiziell verlautbart. Dass Gresinis Moto3-Rennstall trotz eines frisch unterschriebenen KTM-Vertrags samt Siegfahrer Enea Bastianini zu Honda gelotst wurde, wird bisher auch nicht breit getreten. Denn dieses Manöver hat einen üblen Beigeschmack.

Als Red Bull Ajo KTM vor einem Jahr den damaligen Honda-Fahrer Jack Miller ins Moto3-Werksteam holte, ärgerte sich HRC-Vizepräsident Nakamoto masslos. «KTM zerstört den Motorsport», ätzte er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Naja, als würden nicht auch im Motorsport schon seit Jahren die Gesetze der freien Marktwirtschaft gelten.

Ich denke, Fausto Gresini wird sich in der Moto3-WM zwei Wochen nach der KTM-Unterschrift sicher nicht für Honda entschieden haben, weil dort das Paket teurer ist.

Vielleicht bekommt er von HRC das Material für Bastianini kostenlos, vielleicht bezahlt HRC auch die Fahrergage.

«Wir sind HRC, wir können uns das leisten», hat Livio Suppo einmal bei anderer Gelegenheit festgestellt.

Ausserdem: Solange sich Livio Suppo im Misano-Fahrerlager weithin sichtbar mit Michael Bartholemy unterhält statt hinter verschlossen Türen, muss sich auch niemand über voreilige Twitter-Meldungen aufregen.

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