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Brünn-GP: Minister und Bürgermeister als Retter?

Von Günther Wiesinger
Es geht um politisches Hickhack, um Parteienzank, um staatliche Subventionen und persönliche Eitelkeiten. Auf diesem Altar der grossen Egos könnte der Brünn-GP geopfert werden.

In zwei Wochen läuft die Gnadenfrist ab. In der ersten Juni-Woche 2015 wird Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta entscheiden, ob der GP von Tschechien in Brünn vom 16. August ersatzlos gestrichen wird oder nicht.

Wenn sich Rennstreckenbetreiber, der bisherige GP-Promoter Karel Abraham und die lokalen Politiker bis dahin nicht einigen, wird einer der traditionsreichsten Motorrad-GP über die Klinge springen. Seit 1987 wurde mit einer Ausnahme (1992) immer auf dem Automotodrom Brno gefahren.

Bisher ist kein Vertrag für den «bwin Grand Prix Ceské republiky» unterschrieben worden, es fehlen noch geringe Teile der Gebühren für die Austragungsrechte 2014, aber das ist das kleinere Problem.

Michal Hasek, Landeshauptmann der Provinz Südmähren, kündigte gemeinsam mit Abraham beim GP 2014 eine Einigung an, aber seither wird nur noch gestritten. Es stellte sich heraus, dass Hasek seinen Landsmann Abraham aus dem GP-Geschäft drängen will, aber ohne Einbindung einer homologierten Strecke kann kein Grand Prix stattfinden.

Und der Masaryk Ring befindet sich nun mal im Einflussbereich von Abraham.

Die Lage ist unübersichtlich, zumindest auf den ersten Blick.

Aber im Grunde ist es einfach: Die Regierung will den populären MotoGP-Event (200.000 Besucher an drei Tagen) unbedingt in der strukturschwachen Region halten, um den Tourismus anzukurbeln. Und für Abraham sind alle bisherigen Investitionen in die Rennstrecke hinfällig, wenn er mit dem MotoGP-Rennen sein einziges wahres Aushängeschild verliert.

Deshalb bemühen sich die beteiligten Streithähne jetzt, um der Dorna innerhalb von zwei Wochen ein tragfähiges Konzept für die Zukunft aufzutischen.

Allerdimgs kann Abraham die rund 3 Millionen Euro für die Austragungsgebühr für die Dorna nicht ohne Hilfe der Regierung aufbringen.

Landeshauptmann Hasek hat bereits einen Vertrag ausgearbeitet, der ihn quasi zum Co-Promoter gemacht hätte. Abraham weigert sich aber, diesen Deal zu akzeptieren und zu unterschreiben. Er verkümmert in einer Schublade im Büro von Ivana Ulmanova, der Geschäftsführerin des Automotodroms Brno.

Eine Zusammenarbeit zwischen Abraham und Hasek ist ausgeschlossen, die Situation ist verfahren. Abraham fühlt sich hintergangen, denn der Politiker reiste im November hinterrücks zum Superbike-WM-Finale nach Doha und im Winter nach Madrid, um sich bei der Dorna als künftiger Promoter zu präsentieren.

Aber: Hasek hat aus dem Vorjahr immer noch 30 Millionen Kronen (ca. 1,1 Mio Euro) von der Regierung auf seinem Konto. Er betrachtet diese Summe als Faustpfand.

Gleichzeitig kann Abraham als Privatperson laut dem tschechischen Gesetz keine Subventionen für den GP von Tschechien in Empfang nehmen. Er braucht jemanden, der den Betrag über die Provinz Südmähren, die Stadt Brünn und das Finanzministerium Richtung Automotodrom Brno schleust oder gleich direkt an die Dorna überweist. Auf diese Weise kam Hasek überhaupt erst ins Spiel.

Nun hat sich auch Andrej Babis eingeschaltet, der Finanzminister der Tschechischen Republik, der die verfahrene Situation entwirren will.

Auch der Brünner Bürgermeister Petr Vokral will jetzt eine massgebliche Rolle übernehmen, um Dorna-Chef Ezpeleta rasch eine fundierte Basis für künftige WM-Rennen garantieren zu können.

Es sieht so aus, als würde Hasek in diesem Machtpoker den Kürzeren ziehen – und durch Babis und Vokral ersetzt werden.

Es geht auch um politisches Hickhack und einen Parteienstreit. Hasek und der bisherige Brünner Bürgermeister sind Sozialdemokraten und Mitglieder der CSSD; der neue Bürgermeister Vokral ist seit den Wahlen im Oktober 2014 im Amt – und gehört der ANO-Partei an, genau wie Babis.

Finanzminister Babis und Bürgermeister Vokral würden trotzdem am liebsten selbst den Vertrag mit der Dorna unterschreiben und Rennstreckenbetreiber Abraham als Subunternehmer und sportlichen Ausrichter engagieren, ähnlich wie es die SRM beim deutschen WM-Lauf mit dem ADAC Sachsen vormacht.

Ob alle Einzelheiten bis zur ersten Juni-Woche in ein Vertragswerk gegossen werden können, bleibt fraglich.

Fest steht: Wenn Brünn 2015 abgesagt wird, kommt kein Ersatzrennen in den Kalender. Kein Veranstalter könnte innerhalb von knapp drei Monaten so einen Event auf die Beine stellen.

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