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Carl Fogarty: «Früher ging es in MotoGP anders zu»

Von Ivo Schützbach
Der Engländer Carl Fogarty machte als vierfacher Superbike-Weltmeister und TT-Sieger nicht nur sportlich von sich Reden. Er gehört auch zu den Fahrern mit der größten Klappe – und pfeift auf politische Korrektheit.

Obwohl er es in MotoGP nur auf acht Rennstarts brachte, zählt der vierfache Superbike-Weltmeister Carl Fogarty zu den bekanntesten Namen im Motorrad-Rennsport in den letzten 30 Jahren – zumindest in den englischsprachigen Ländern.

Der heute 50-Jährige war immer ein echter Typ, er begeisterte, polarisierte, sorgte für offene Münder. So ist es auch heute noch – SPEEDWEEK.com traf sich mit ihm.

Carl, was hältst du von den aktuellen britischen Fahrern?

Es gibt viele sehr gute, in MotoGP und bei den Superbikes. Den britischen Fans geht es gut. Sie interessieren sich im Moment aber mehr für MotoGP und Road-Racing als für Superbike. Sie folgen mehr der Britischen Meisterschaft als der Weltmeisterschaft. Für mich ist das seltsam.

Vermissen die britischen Fans Carl Fogarty?

Darauf kann ich nicht antworten. Aber – ja!

Ich weiß es nicht. Als ich Rennen fuhr, trafen große Charaktere aufeinander: Kocinski, Edwards, alle hatten eine große Klappe, keiner mochte den anderen, das ist interessant. Wie letztes Jahr mit Márquez und Rossi und Lorenzo, das macht es spannend.

Im Moment ist jeder der beste Freund des anderen, sie gehen zusammen zum Rennradfahren und Bergsteigen.

In meiner Zeit gab es einen Engländer – mich. Und es gab einen großartigen Amerikaner – Edwards. Wir beide hatten eine große Klappe, das begeisterte die Fans. Wir haben uns wie im Boxsport erst einen verbalen Schlagabtausch geliefert, danach haben wir auf der Rennstrecke bekämpft. Das fehlt, heute ist jeder politisch korrekt.

Auch in MotoGP ging es früher anders zu. Es gab Schwantz, Rainey, Doohan, Gardner, das waren ungezogene, garstige Typen, die sich nicht riechen konnten. Heute ist das anders, seit Rossi ist jeder nett.

Wo siehst du den Level der besten Superbike-Fahrer verglichen mit den MotoGP-Jungs?

Jonathan Rea ist sehr schnell, ihn sehe ich auf dem gleichen Level wie Cal Crutchlow – nur stürzt er nicht so viel.

Es gibt sehr gute Fahrer in der Superbike-WM, die alle MotoGP fahren wollen.

Auch in MotoGP haben wir gute Briten. Scott Redding zeigt eine gute Saison. Bei Bradley Smith läuft es nicht so, er hat bereits einen Vertrag mit KTM unterschrieben, um dort ein Motorrad zu entwickeln.

Ist es ein Problem für die Superbike-WM, dass die Briten dominieren?

Ja, das gefällt mir nicht. Die Fans wollen den Star aus den USA oder Australien sehen. Und sie wollen, dass der Brite ihn schlägt. So entsteht Rivalität. Die Zuschauer lieben es, wenn sich die Fahrer gegenseitig aufhetzen.

Aber heute ist es ja nicht mehr erlaubt ein Charakterkopf zu sein, wegen der ganzen Medien und Sponsoren. Die schreiben dir vor was du zu sagen hast und du musst immer schön danke sagen.

Wenn ich früher ein Rennen wegen des Hinterreifens verloren habe, dann sagte ich, dass der Michelin-Reifen Mist war. Heute geht das nicht mehr, viel hat sich geändert. Zum Besseren? Da bin ich mir nicht sicher.

Vor drei Jahren habe ich dich gefragt, was in der Superbike-WM schief läuft, weshalb immer weniger Zuschauer zum Rennen in England kommen. Hat sich etwas geändert, seit sich die Dorna um die Vermarktung kümmert?

Nicht wirklich. Ich kann aber nicht eine spezielle Sache nennen, die schief läuft.

Als 2003 MotoGP geboren wurde, war das der Nagel im Sarg der Superbike-WM. Seither kämpft die Meisterschaft darum, sich davon zu erholen. Bis dahin war die Superbike-WM die wichtigste und größte Viertakt-Meisterschaft der Welt. Die Hersteller haben viel Geld investiert, alle wollten die Meisterschaft gewinnen.

Ende 2002 sind Yamaha, Aprilia und noch ein anderer Hersteller ausgestiegen. Edwards, Bayliss und Haga gingen in MotoGP. Seit damals kämpft die Superbike-WM ums Überleben. Es gab ein paar gute Jahre, ich kann nicht genau sagen, woran es heute mangelt. Vielleicht am Charakter der Fahrer, mangelnder TV-Abdeckung, ich weiß es nicht.

Heute ist MotoGP die wichtigste Viertakt-Meisterschaft, deshalb wird die Superbike-WM kaum je wieder so groß, wie sie in den 1990er-Jahren war. MotoGP ist dasselbe: 1000 ccm, Viertakt.

Braucht es weiterhin zwei Weltmeisterschaften?

Ich glaube schon, sicher. Die Leute wollen Motorräder sehen, die gleich sind wie jene, die sie auf der Straße fahren. Und es gibt die Prototypen. Das ist wie mit Formel 1 und Tourenwagen.

Ein Nicht-Experte kann aber keinen Unterschied sehen zwischen einem MotoGP- und einem Superbike. Bei Formel 1 und Tourenwagen ist das anders.

Das verstehe ich, aber ich liebe Superbike-Rennen. Das sind unglaubliche Rennen. Warum sollte man sich nicht Superbike und MotoGP ansehen? Normal sind die Superbike-Rennen besser als MotoGP. In MotoGP stehen in jedem Rennen die gleichen drei auf dem Podium.

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