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Niederösterreich-Rallye: Neubauer siegt im Regen klar

Von Toni Hoffmann
Hermann Neubauer siegt auch in Niederösterreich

Hermann Neubauer siegt auch in Niederösterreich

Mit seinem Erfahrungsschatz konnte Hermann Neubauer bei der schwierigen, verregneten Niederösterreich-Rallye, dem vorletzten Lauf zur Rallye-Meisterschaft punkten und einen souveränen Sieg einfahren.

Auf dem Podium landeten Julian Wagner und der Deutsche Maximilian Koch. In der ORM2WD war Staatsmeister Luca Waldherr nicht zu schlagen, Daniel Mayer wurde in seiner erst dritten Rallye Zweiter, Enrico Windisch sicherte die Tabellenführung.

Begonnen hat die zweite Ausgabe der Niederösterreich-Rallye für Hermann Neubauer und Christina Ettel mit einem lauten, hochfrequenten Geräusch - schrill wie das hohe C einer Operndiva, und dennoch alles andere als kultureller Hochgenuss. «Wenn du bei Tempo 150 deine Co-Pilotin nicht mehr ansagen hörst, ist das wenig beruhigend - außerdem wussten wir noch nicht, welcher Bauteil betroffen war, ob es ihn plötzlich zerreißen wird und wir womöglich abfliegen. Daher wollte ich hier nicht das letzte Risiko gehen», gab Neubauer ganz offen zu.

Dass er auf dem Rundkurs Maria Laach, mit dem die Rallye am Freitagabend eingeläutet wurde, rund zehn Sekunden auf Julian Wagner verlor, war zu diesem Zeitpunkt für den Salzburger das geringere Problem. Denn noch wusste man nicht, woher das Geräusch stammt - als  ZM Racing Team im abendlichen Service nach längerer Suche das Rätsel lösen und ein Differenzial als Quelle lokalisieren konnte, reichte die Servicezeit nicht mehr - da man keine Strafzeit riskieren wollte, konnte man es aber erst am Samstag nach SP3 austauschen.

Auf WP2, mit der die Rallye am Samstagmorgen fortgesetzt wurde, war Neubauer einer von sieben Spitzenpiloten, die allesamt an einer besonders schmierigen Stelle ins Gras rutschten, WP3 wurde wegen des Unfalls eines Vorausautos für das gesamte Feld neutralisiert, was dem geräuschgeplagten Staatsmeister von 2016 nicht ungelegen kam. Die Erlösung kam im Sevice nach SP3. Auf Platz drei liegend, mit 12,6 Sekunden Rückstand setzte Neubauer seine Rallye geräuschsbefreit fort - mit einer Bestzeitenserie. Bis auf WP8 ergingen alle weiteren Bestzeiten an den Salzburger, der die Niederösterreich-Rallye letztendlich mit 46,8 Sekunden Vorsprung auf seinen Titelkonkurrenten Julian Wagner gewinnen und mit der Powerstage-Bestzeit die maximale Punkteausbeute einfahren konnte.

Zufrieden erklärte Neubauer: «Nachdem wir das Problem mit dem Geräusch im Cockpit gelöst hatten, lief es für mich optimal. Da es am Samstag mehr oder weniger durchgeregnet hatte, konnte ich von meiner Erfahrung profitieren, da Julian mit dem R5 noch sehr wenige Kilometer bei Nässe fahren konnte.»

ORM: Neubauer mit Netto-Vorsprung

Dass in der Staatsmeisterschaft der Tabellenleader immer noch Julian Wagner heißt, liegt daran, dass das Streichresultat (von den sieben Rallyes werden sechs gewertet) erst am Ende abgerechnet wird. Streichresultatbereinigt hieße der Führende schon vor der Niederösterreich-Rallye Hermann Neubauer, diesen «Netto-Vorsprung» konnte Neubauer nun auf zwölf Punkte ausbauen. Vom Titel wollte er freilich noch nicht sprechen: «Wir wissen alle, dass im Rallyesport immer alles passieren kann, ich freue mich jetzt über diesen Sieg, denn nach der Weiz-Rallye, die ich wegen eines Fehlers von mir verloren hatte, war ich lange Zeit auf mich selbst sauer. Jetzt freue ich mich auf das Saisonfinale im November.»

Für Julian Wagner wiederum war der zweite Platz alles andere als eine Niederlage: «Ich hatte ja kaum die Gelegenheit, mit dem Skoda Fabia R5 im Regen zu fahren, zuletzt fehlte mir da auf Hermann noch rund eine Sekunde pro Kilometer. Diesen Rückstand konnte ich hier schon mal reduzieren. Wir haben auch immer gesagt, dass  2019 für mich ein Lernjahr ist und ich glaube, dass ich in diesem einen Jahr bei Baumschlager Rallye Racing mehr gelernt habe als in drei Jahren davor.»

Entscheidend war diesmal wohl der Samstagvormittag. Denn auf WP2 holte sich Wagner auf einem neu asphaltierten Streckenteil mit grober Struktur an einem spitzen Stein einen Plattfuß, mit dem er den Rest der WP fahren musste. Auf WP 4 kam ein weiterer Dreher hinzu. Wagner: "Ich denke auch, dass der Samstagvormittag  eine Vorentscheidung brachte, aber wir hätten auch ohne diese Zwischenfälle nichts gegen Hermann ausrichten können, da uns eben die Erfahrung im Regen fehlt. Das Ziel war, hier möglichst viel zu lernen, was uns gelungen ist."

Eine deutliche Steigerung erfährt heuer nicht nur Julian Wagner, sondern auch der Deutsche Maximilian Koch, der zuletzt die Niederbayer-Rallye gewinnen konnte. Bei der Niederösterreich-Rallye ließ er am Samstagmorgen mit der Bestzeit auf WP2 aufhorchen und beendete die Rallye als souveräner Dritter. Koch fand für die Rallye nur lobende Worte: «Ich liebe die Strecken hier und auch den Charme der Österreicher.»

ORM2WD: Waldherr feiert überlegenen Sieg

In der ORM2WD sorgten Luca Waldherr und Roland Stengg mit ihren klaren Siegansagen im Vorfeld der Niederösterreich-Rallye für Freude und Applaus bei den Fans. Zwar konnte Waldherr seinem Widersacher auf der Eröffnungs-WP 12,2 Sekunden abknöpfen. Am Samstagmorgen musste Roland Stengg seinen abenteuerlichen Plan, die ORMN2WD mit zwei Siegen in Folge an sich zu reißen, schweren Herzens begraben. Ein Abflug auf SP2 brachte ihm mehr als fünf Minuten Rückstand ein, die nicht mehr aufholbar waren. Nach WP6 musste Roland den Opel Adam R2 endgültig mit Defekt abstellen. Auch sein jüngerer Bruder Lukas sah keine Zielflagge.

So kontrollierte der regierende ORM2WD -Staatsmeister Luca Waldherr die Rallye standesgemäß und feierte im Foird Fiesta MK8 R2T einen überlegenen Sieg. Der frischgebackene Teambesitzer freut sich nun auf eine vielbeschäftige Zeit als Teamchef: « sind die nächsten Wochen bei zahlreichen Rallyes im Einsatz, besser kann es gar nicht laufen.»

Ergebnis Niederösterreich-Rallye 2019:

1. Hermann Neubauer/Christina Ettel (A/A), Ford Fiesta R5, 1:20:57,0
2. Julian Wagner/Pirmin Winklhofer (A/A), Skoda Fabia R5, + 46,8 sec.
3. Maximilian Koch/Lisa Brunthaler (D/D), Skoda Fabia R5, + 1:21,7 min.
4. Jozsef Trencsenyi/Gabor Verba (H/H), Skoda Fabia R5, + 2:26,1
5. Gerald Rigler/Jürgen Heigl (A/A), Ford Fiesta R5, + 2:48,0
6. Johannes Keferböck/Ilka Minor (A/A), Skoda Fabia R5, + 2:56,6
7. Daniel Fischer/Zoltan Buna (H/H), Skoda Fabia R5, + 5:44,2
8. Roman Mühlberger/Katja Totschnig (A/SZ), Mitsubishi Lancer Evo VI, + 7:03,3
9. Michael Lengauer/Daniel Foissner (A/A), Subaru Impreza WRX STI M1, +7:28,1
10. Luca Waldherr/Claudia Dorfbauer (A/A), Ford Fiesta MK8 R2T, +8:12,3

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