Am 6. Mai tätigte Manager Kenan Sofuoglu gegenüber SPEEDWEEK.com die exklusive Aussage, er habe für seinen Schützling Toprak Razgatlioglu ein Angebot von BMW für die Superbike-WM 2024 vorliegen. Der Türke lehnte sich damit weit aus dem Fenster, denn er hatte bis dahin mit BMW-Motorsport-Direktor Marc Bongers lediglich einen Kaffee getrunken. Bongers sagte am selben Tag zu SPEEDWEEK.com, er hätte Razgatlioglu kein Angebot gemacht. Auch Dr. Markus Schramm, der Leiter von BMW Motorrad, war erstaunt über Sofuoglus verbales Vorpreschen und erkundigte sich bei Bongers, ob es Dinge gäbe, die er wissen sollte. Tatsächlich wurde Razgatlioglu erst nach dem Barcelona-Wochenende bei BMW zum Thema. Wie er im zweiten Hauptrennen auf dem Zielstrich Michael Rinaldi niederrang, imponierte den BMW-Managern. Seit vergangenem Donnerstag intensivierten sich die Gespräche von Bongers und Sofuoglu, über das Wochenende schritten sie weit voran. Am Montag um 11 Uhr teilte Yamaha mit, dass sich Razgatlioglu für 2024 neu orientieren werde und die Zusammenarbeit nach vier Jahren und der laufenden Saison beendet wird. Schnell kristallisierte sich heraus, dass für Toprak für nächstes Jahr nur zwei Marken in Frage kommen: BMW und Kawasaki. Dann ging alles sehr schnell und soeben wurde bestätigt: Der 26-Jährige einigte sich mit dem deutschen Hersteller! "Wir freuen uns sehr, ihn ab der kommenden Saison in unserem WorldSBK-Werksfahrer-Kader begrüßen zu können", so Schramm. "Ich bin sehr stolz darauf, dass sich Toprak für BMW Motorrad entschieden hat. Dies ist ein zukunftsweisender Schritt für unser Projekt." Bongers ergänzte: "Toprak Razgatlioglu zählt zweifellos zu den derzeit besten Piloten im Feld. Das hat er nicht nur mit dem Gewinn des Weltmeistertitels 2021 bewiesen. Er ist nicht nur ein schneller Motorrad-Rennfahrer, sondern auch abseits der Strecke eine tolle Persönlichkeit. Wir sind überzeugt, dass sich Toprak sehr schnell in der BMW-Motorrad-Motorsport-Familie einleben wird. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und unsere gemeinsame Zukunft." BMW ist seit 2009 in der Superbike-WM dabei, mit Troy Corser und Tom Sykes konnten vor Razgatlioglu bereits zwei andere Weltmeister verpflichtet werden. Erfolgreichster BMW-Fahrer ist Marco Melandri, der 2012 und 2013 insgesamt 33 Mal aufs Podium preschte, neunmal als Sieger. Als Dritter hinter Max Biaggi (Aprilia) und Tom Sykes (Kawasaki) sorgte er 2012 für die bis heute einzige WM-Medaille. Nach der Saison 2013 verabschiedete sich BMW werksseitig und kehrte erst 2019 zurück. In den viereinhalb Jahren seither gelang nur ein Sieg: Michael van der Mark auf nasser Strecke im Superpole-Race in Portimao 2021. Seit 2019 wurden mit Sykes, Reiterberger, Laverty, van der Mark, Redding, Gerloff und Baz starke Fahrer verpflichtet, doch immer wieder war und ist Kritik zu vernehmen, dass BMW bei der Entwicklung zu wenig auf die Fahrer höre. Kann Razgatlioglu mit seinem starken Manager, Freund und Mentor Sofuoglu daran etwas ändern und BMW zum Erfolg führen? Sofuoglu ist überzeugt davon: "Als wir 2020 zu Yamaha gingen, haben mir auch viele davon abgeraten und gesagt, das würde Topraks Karriere zerstören. Toprak hält große Stücke auf die BMW."