24h Le Mans: Ferrari-Gespenst wieder da

Kolumne von Oliver Runschke
In schöner Regelmässigkeit tauchen Gerüchte wieder auf, Ferrari erwäge ein Comeback in der Topklasse bei den 24h von Le Mans.

Es ist Sommerpause in der Formel 1, das heisst auch an der Nachrichtenfront gibt es ein Sommerloch. Die «Auto Motor und Sport» berichtete heute von Ferrari-Plänen, parallel zur Formel 1 darüber nachzudenken, mit einem LMP1-Prototypen zu den 24h von Le Mans zurückzukehren. Die Roten aus Maranello würden noch in diesem Jahr darüber entscheiden, ob sie zukünftig auch im Langstreckensport in der Königsklasse antreten, berichtet «AMS». Spätestens 2015 könnte dann das Le-Mans-Comeback erfolgen und Ferrari würde in Le Mans gegen Audi und Porsche und wahrscheinlich auch gegen Toyota und Nissan antreten.

Gerüchte, Ferrari könnte wieder nach Le Mans zurückkehren, gibt es in wunderbarer Regelmäßigkeit. Ferrari-Chef Luca Montezemolo benutzt es gerne als Druckmittel, wenn es in der Formel 1 gerade nicht so läuft, wie es sich die Italiener wünschen. Zuletzt war das 2009 so, als der Le-Mans-Veranstalter ACO Ferrari hofierte und Montezemolo als Ehrenstarter das Feld auf die Reise schicken durfte. Natürlich nicht ohne sich im Vorfeld des Rennens zu bemerken , die 24h von Le Mans könnten eine ernsthafte von Ferrari zur Formel 1 sein. Seinerzeit waren Pläne einer Formel-1-Piratenserie gerade akut.

Im kommenden Jahr gilt in Le Mans und in der Sportwagen-WM ein neues, energiebasiertes technisches Reglement. Formel-1-Turbomotoren könnten angepasst an die Erfordernisse des Langstreckensports auch in Le Mans eingesetzt werden. Das ist einer Hintergründe des Reglements und eine Einladung an die Automobilhersteller. Einen Antriebsstrang hätte Ferrari also schon einmal.

Leider wird bei Gerüchten dieser Art oft verkannt, welch immenser finanzieller und technischer Aufwand mittlerweile beim wichtigsten Langstreckenrennen der Welt gefordert ist. LMP1-Prototypen sind technisch weitaus komplexer als ein Formel 1. Mit dem Budget, das Audi in Le Mans und in der FIA WEC einsetzt, könnten die Ingolstädter auch morgen in der Formel 1 antreten und würden sich nicht blamieren. Porsche hat in Weissach für die Rückkehr nach Le Mans im kommenden Jahr eine eigene Fabrik aus dem Boden gestampft und alleine für das LMP1-Projekt 200 Leute rekrutiert. Ein LMP1-Projekt von Ferrari als Ergänzung zur Formel 1 erscheint bei den benötigten Ressourcen technischer und finanzieller Art höchst fragwürdig.

Auch der Zeitplan ist kühn: Fällt eine Entscheidung Ende diesen Jahres, hätte Ferrari etwas mehr als ein gutes Jahr für Konzeption, Entwicklung und Bau eines LMP1. Selbst wenn der Antriebsstrang in Italien bereits vorhanden ist: Porsche gönnte sich zwischen Bekanntgabe des LMP1-Projekts und dem Le Mans-Comeback im kommenden Juni immerhin drei Jahre Vorlauf.

Ferrari gewann letztmals 1965 die 24h von Le Mans mit einem 250 LM und Jochen Rindt/Masten Gregory. In der Topklasse von Le Mans war Ferrari zuletzt von 1995 bis 1999 mit dem Ferrari 333 SP vertreten. Der 333 SP wurde auf Wunsch des im vergangenen Jahres verstorbenen Momo-Gründers Gianpiero Moretti vorrangig für Einsätze in Nordamerika gebaut. Ferrari war über die Einsätze der Kundenteams in Le Mans nie besonders erfreut, als bestes Ergebnis des über die Marathondistanz meist fragilen 333 SP an der Sarthe stand 1997 ein sechster Platz von Moretti, Didier Theys und Max Papis.

Bei den Gerüchten um ein Le-Mans-Comeback von Ferrari dürfte man es also am Besten mit Goethe halten: «Die Botschaft hör ich, allein mir fehlt der Glaube.»

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