MXoN ohne Ken Roczen: Warum seine Entscheidung richtig ist
Ken Roczen (Honda) wurde und wird für seine Absage des MXoN kritisiert, doch bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass diese Entscheidung nicht nur für ihn die beste Lösung ist.
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Zweifellos wäre eine Teilnahme des deutschen Ausnahmetalents beim Motocross der Nationen in Assen nicht nur für die deutschen Fans eine echte Bereicherung gewesen. Den smart-eleganten und technisch brillanten Fahrstil Roczens im Rennen zu erleben, wäre für jeden Besucher ein besonderes Highlight.
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Seine erneute Absage hat in Deutschland zu kontroversen Diskussionen geführt. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass Roczen seine Nominierung für die Nationalmannschaft ablehnt. 2014: Ominöse Visumsprobleme Bereits 2014 entschied der Deutsche, dem MXoN in Kegums fernzubleiben. Damals war die Situation aber völlig anders als heute. 2014 war das deutsche Team in der Besetzung Nagl, Roczen, Schiffer gegen die besten Mannschaften der Welt konkurrenzfähig. In dieser Besetzung hatten sie zwei Jahre zuvor in Lommel mit ihrem Teamchef Hubert Nagl den historischen Triumph gefeiert. Seine damalige Erklärung, er habe in den USA Visumsprobleme, war schwer nachvollziehbar und wurde auch stark kritisiert.
2015: Rückenverletzung und Operation Im nächsten Jahr, 2015, haderte Roczen die gesamte Saison über mit einer Rückenverletzung. Sein gebrochener Lendenwirbel musste nach Beendigung der US-Outdoors operiert werden. An eine Teilnahme am MXoN in Ernée war nicht zu denken.
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2016: DMSB ernennt neuen Teamchef 2016 sollte nach der zweijährigen Abstinenz von Roczen schließlich alles anders werden. Wolfgang Thomas wurde als Nachfolger von Hubert Nagl vom DMSB als neuer Teamchef berufen. Die Wahl fiel auf ihn, weil er einen besonders guten Draht zu Roczen haben und ihn zurück in die Nationalmannschaft holen sollte. Thomas hatte sich bei Fox-Racing für das deutsche Supertalent eingesetzt und Fox hatte ihn bereits in seiner Zeit in Europa als Sponsor unterstützt.
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Aber wieder war nur der Wunsch Vater des Gedankens. Roczen sagte seine Teilnahme am MXoN in Maggiora, das als eines der besten Rennen in die Geschichtsbücher eingehen sollte, erneut ab.
Marcus Schiffer hatte sich schon Ende 2014 beim letzten Lauf der ADAC MX Masters in Teutschenthal schwer verletzt und war für die DMSB-Mannschaft komplett ausgefallen. Mit der Mannschaft Roczen/Nagl/Jacobi sah der Wahl-Amerikaner keine reale Chance, gegen die US-Mannschaft, die Franzosen oder Belgier konkurrenzfähig zu sein. Jacobi hatte 2016 bei JTech Honda tatsächlich auch ein Jahr zum Vergessen. Er trennte sich noch vor dem Saisonende von seinem Team. So war es die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet am 21.8. 2016 Ken Roczen in Budds Creek US-Champion wurde, als am gleichen Tag in Gaildorf von Wolfgang Thomas die deutsche Nationalmannschaft präsentiert wurde - ohne Ken Roczen. Diese Entscheidung traf in Deutschland überwiegend auf Unverständnis und wurde kritisiert, denn der Deutsche war topfit auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
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2017: Roczen schwer verletzt Roczen, der Ende 2016 von Suzuki zu Honda wechselte, war der überragende Fahrer des Monster Energy Cups in Las Vegas, doch er flog im entscheidenden dritten Lauf ab und warf damit die Siegprämie von einer Million US$ in den Sand der Spielerstadt. Im Januar 2017 folgte sein Horrorcrash in Anaheim, der zur ersten schweren Armverletzung führte, die für ihn beinahe das Karriereende bedeutet hätte. An eine Teilnahme am Motocross der Nationen war 2017 nicht mehr zu denken. 2018: Roczen endlich wieder dabei 2018 sollte es nach seiner weitgehenden Genesung endlich mit einer Teilnahme klappen, denn immerhin fand das MXoN 2018 auf amerikanischen Boden in RedBud statt, sozusagen in Roczens 'Wohnzimmer'. Mit Nagl, Roczen und Jacobi war die deutsche Mannschaft nach der Papierform gut aufgestellt. Aber Roczen stürzte schon in der ersten Kurve des ersten Rennens und haderte danach mit dem Schlamm. Ohne die starke Leistung von Max Nagl auf dem TM-Prototypen wäre für die Deutschen nicht einmal eine Top-10-Platzierung möglich gewesen. 2019: Unvorhersehbare Ereignisse Im Frühjahr 2019 wurde Roczen von deutschen Journalisten in den USA besucht und nach seiner Teilnahme am MXoN in Assen befragt. Zu dem damaligen Zeitpunkt war nicht absehbar, dass Max Nagl nahezu für die komplette Saison ausfallen würde. Roczen kündigte seine Teilnahme an. Später, nach dem Totalausfall von Nagl wurde klar: Ohne Nagl sind die Deutschen - mit oder ohne Roczen - nicht konkurrenzfähig. Natürlich geht es beim MXoN nicht nur um Sieg, Niederlage oder Konkurrenzfähigkeit. Es geht auch darum, sein Land würdig zu vertreten, durchaus auch mit Einzelergebnissen, so wie das beispielsweise Tim Gajser für Slowenien tut, dessen Mannschaft in Assen ebenfalls chancenlos sein wird. Der olympische Gedanke spielt beim MXoN ebenfalls eine Rolle, sonst dürften sich Mannschaften aus den Philippinen, Guatemala oder Israel gar nicht erst dem Wettbewerb mit den besten Fahrern des Planeten stellen.
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Gajser hat aber im Unterschied zu Roczen eine komplett andere Ausgangslage. Das Team ist in Europa beheimatet. Er ist fit, hat keine weite Anreise und kann sich in Assen von den Fans als frisch gebackener MXGP-Champion feiern lassen. Für Roczen hingegen ist das MXoN in Assen ein logistisch anspruchsvolles Überseerennen. Wer Ken Roczen in diesem Jahr verfolgt hat, konnte sehen, dass er seit Monaten am absoluten körperlichen Limit unterwegs ist - und zwar nicht erst seit dem Start der US Nationals in Hangtown im Mai dieses Jahres. Seine Probleme begannen schon im Winter während der Supercross-WM, namentlich im Schlamm von San Diego, wo er sich seine erste schwere Erkältung holte. Fast ausnahmslos musste er danach jedes Wochenende Rennen bestreiten und dabei noch mental von seinen schweren Unfällen Abstand gewinnen. Wie gut ihm ein wenig Erholung tut, hat das letzte Wochenende gezeigt, als er in Unadilla nach einem Pausenwochenende prompt souverän beide Läufe gewann. Erholung und eine ausgewogene Saisonvorbereitung steht Ken Roczen in diesem Falle nicht nur zu, es ist für ihn und damit auch für den deutschen Motocrosssport klar die bessere Lösung. Deshalb ist seine Entscheidung, in diesem Jahr nicht für die deutsche Nationalmannschaft in Assen anzutreten, richtig.
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Allein die Kommunikation durch sein Umfeld bietet weiterhin Angriffsfläche für Kritik. Ein paar Worte an die deutschen Fans, welche seine eigene Lage erklären, wären für alle Seiten hilfreich gewesen. Das war schon früher so und das ist auch heute nicht anders.
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