Crash-Festival: Werbung für die DTM oder lächerlich?

Von Andreas Reiners
 Es ging zur Sache am Norisring

Es ging zur Sache am Norisring

Das siebte Saisonrennen der DTM sorgt im Fahrerlager für Diskussionen. Die große Frage: Ist ein Crash-Festival wie am Samstag Werbung für die DTM? Oder eher peinlich?

16 Ausfälle, drei Safety-Car-Phasen und eine Full-Course-Yellow-Phase: So chaotisch wie am Samstag am Norisring ging es in der DTM schon lange nicht mehr zu. Es krachte unaufhörlich, es schien, als hätte ein Großteil des Fahrerfeldes die Nerven nicht im Griff gehabt. Immer wieder fuhren sich die Piloten gegenseitig ins Auto.

Die Folge: Jede Menge Schrott und verärgerte Teamchefs, die schon kurz nach dem Rennen erste Rechnungen aufgestellt haben, was die Schäden an ihren Autos für Kosten verursachen.

Insgesamt könnte die Crash-Orgie Kosten in Höhe von etwa einer Million Euro verursacht haben, so erste Schätzungen. So ist bei Grasser zum Beispiel offen, ob das Auto von Franck Perera am Sonntag einsatzfähig sein wird. Der BMW von Esteban Muth ist es nicht, er wird nach einem heftigen Crash nicht an den Start gehen.

Eine große Frage: War das jetzt Werbung für die DTM? Oder genau das Gegenteil?

Nicht beim Stock Car

«Wir sind nicht beim Stock Car, auch wenn es sich so angefühlt hat», sagte Titelverteidiger Maximilian Götz. «Man muss die Fahrer in die Verantwortung nehmen. Das muss hart bestraft werden. Das war keine gute Werbung für die DTM. So viele kaputte Autos – das sollte nicht sein.»

Ein bisschen anders sah es Rennsieger Thomas Preining, der sich aus den ganzen Zwischenfällen klug heraushielt. Er stellte die Gegenfrage: «Was will eine Serie wie die DTM? Man will die Leute unterhalten.» Langweilig wurde es in der knappen Stunde definitiv nicht. Viel echtes Racing gab es allerdings auch nicht.

«Die Gangart war extrem aggressiv. Ich fahre auch hart, aber heute war es grenzwertig», sagte BMW-Pilot Philipp Eng. Abt-Mann Kelvin van der Linde, der von der Pole Position aus ins Rennen gegangen war, seinen Boliden aber demoliert abstellen musste, hat so etwas «noch nie erlebt. So geht es gar nicht.»

Auch sein Teamkollege René Rast hat «so viel Chaos und Berührungen selten erlebt, und ich bin schon einige Rennen gefahren. Heute ging es nur ums Überleben», sagte Rast, der Dritter wurde. «So sollte es nicht sein, das Ganze ist auch nicht gerade günstig für die ganzen Privatteams. Ich weiß gar nicht, ob alle genug Ersatzteile haben.» 

Ändern würde Rast aber nichts. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel ein klassischer Restart hintereinander anstatt in Zweierreihen nebeneinander. Man muss dazu sagen: Der Indy-Restart ist aufgrund der möglichen Zwischenfälle so gewollt, als belebendes Element.

«Manchmal beschweren wir uns über langweilige Rennen, jetzt über zu viele Chaos. Es ist schwierig, da den richtigen Weg zu finden. Der Restart in einer Reihe ist in Sachen Racing nicht das Richtige, wir sollten es so lassen, wie es ist», sagte Rast.

Müller mit Klartext

Kein Blatt vor den Mund nahm Nico Müller. «Die Driving-Standards, die wir im Moment da draußen sehen, sind einfach nur lächerlich», sagte Müller.

«Es sollte jeder wissen, dass man das Rennen nicht in der ersten Kurve gewinnt, aber es passiert immer wieder. Sobald sie sehen, dass die Lichter ausgehen, drehen sie durch, als ob sie ihr Hirn ausschalten. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist sehr frustrierend», so Müller weiter: «Es tut mir vor allem für meine Mechaniker leid, die nun viel Arbeit und vielleicht auch eine längere Nachtschicht vor sich haben.»

Für GRT-Teamchef Gottfried Grasser ist es «aus finanzieller Sicht ein Horror und eine absolute Katastrophe, aber man muss das einkalkulieren. Wir sind auf einer Strecke, auf der wir eine gute Show bieten. Und eine gute Show ist meistens teuer», sagte Grasser SPEEDWEEK.com.

Er könne nur an die Vernunft der Fahrer appellieren, etwas Aggressivität rauszunehmen, so Grasser: «Die Rennleitung kann härter durchgreifen, aber das ist eine Gratwanderung, denn sonst hast du eine Serie, in der alle nach dem Start hintereinander herfahren. Es liegt in der Hand der Fahrer. Wenn die sich etwas zurücknehmen, sollte es passen», sagte er.

Auch Rosberg-Teamchef Kimmo Liimatainen war bedient. Er sagt, dass sich etwas ändern sollte. Aber natürlich sind die Interessen unterschiedlich. «Die Einerreihe wäre langweiliger, aber sicherer. Ich verstehe die ITR, dass die eine Show haben wollen. Man muss aber auch die Teams, die die Show liefern, auch verstehen. Denn wir sprechen nicht von kleinen Summen», sagte Liimatainen.


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