Fernando Alonso vor Indy 500: «Ich bin im Rückstand»

Von Mathias Brunner
Fernando Alonso: «Mehr konnte ich nicht tun»

Fernando Alonso: «Mehr konnte ich nicht tun»

​McLaren-Honda-Star Fernando Alonso hat beim «Carb Day», dem letzten Training vor dem Indy 500, erneut eine gute Leistung gezeigt: Rang 5. Aber der spanische Formel-1-Champion sagt: «Ich bin im Rückstand.»

Carb Day in Indianapolis, letzte Möglichkeit, sein Auto für das grösste Autorennen der Welt abzustimmen. Schnellster in dieser finalen Trainingsstunde war der brasilianische Penske-Fahrer und dreifache Indy-500-Sieger Helio Castroneves (227,377 Meilen = 365,927), vor Andretti-Pilot Takuma Sato (365,002), Tony Kanaan (364,930), einem weiteren 500-Sieger, Scott Dixon (364,814), IndyCar-Champion und Indy-500-Sieger, sowie – Fernando Alonso (364,690).

Der Formel-1-Champion von 2005 und 2006 fasst das Geschehen so zusammen: «In diesen letzten 60 Minuten gab es ziemlich viel Action. Wir hatten einige Gelbphasen, wir hatten maximal 40 Runden, um Einiges am Wagen zu testen. Ich fühle mich noch immer im Rückstand bei kleinsten Verstellmöglichkeiten am Wagen, bei Dingen, die anderen längst in Fleisch und Blut übergegangen sind. Aber wir haben am Carb Day alles abgehakt, was wir uns vorgenommen hatten. Von daher bin ich zufrieden.»

Wenn Fernando das nächste Mal mit seinem Orange-farbenen Dallara-Honda losrollt, wird es fürs Indy 500 sein. Alonso geht vom fünften Startplatz ins Rennen, er ist auch im letzten Training Fünfter gewesen, die Indy-Routiniers bleiben beeindruckt, wie gut sich der Spanier im Nudeltopf macht.

Ex-IndyCar-Star Paul Tracy aus Kanada gibt zu bedenken: «Das grösste Fragezeichen über Alonso bleibt für mich das Fahren im Pulk. Ich glaube nicht, dass er schon alle Details verinnerlicht hat, wie sich die Luftströmungen der Vorderleute aufs eigene Auto auswirken.»

Elementar fürs 500: Wie bewährt er sich im Pulk? Stimmt das Timing bei Angriffen? Wie gut ist Alonso bei Re-Starts? Kann er im Laufe des Rennens sein Auto so trimmen, dass er zum Schluss am Sieg schnuppern wird? Arbeitet sein Team die richtige Strategie aus?

Rennlegende Mario Andretti (77) hat Alonso vom ersten Rookie-Test an aus nächster Nähe bei der Arbeit zugesehen. Die beiden haben viele Stunden zusammen verbracht. Der Indy-500-Sieger von 1969 und Formel-1-Champion von 1978 sagt: «Im Training lassen dich die Piloten ziehen, aber im Rennen wird das ganz anders sein. Ich bin wirklich angetan von dem, was ich von Fernando sehe. Ich erkenne im Pulkfahren keine Schüchternheit oder Zögerlichkeit. Er klebt den Gegnern im Getriebe, nicht einmal einige Indy-Routiniers wagen das. Und er stellt alle richtigen Fragen.»

Auch Cole Carter, ein früherer Indy-Lights-Pilot, ist von Fernando Alonso beeindruckt. Carter arbeitet für Andretti-Autosport als Spotter, als einer jener Männer also, die von erhöhten Standpunkten aus den Piloten ins Auto funken, welche Gegner um sie herum unterwegs sind. Gegenüber meinem Kollegen Nate Saunders von ESPN sagt Carter, zum zwölften Mal als Spotter beim Indy 500: «Fernando ist der professionellste Fahrer, mit dem ich je gearbeitet habe. Mir gefällt, wie wenig Boden er verliert, wenn er denn mal überholt wird.»

Cole ist mit 34 Jahren ein alter Indy-Hase, Indy war seine Kinderstube: Grosspapa Duane «Pappy» Carter trat bei elf Indy 500 an (Dritter 1953), sein Vater Pancho Carter bei 17 Indy 500 (Pole 1985, Dritter 1982).

Der US-Amerikaner weiter: «Es kommt oft vor, dass einer dich überholt und du gleich drei oder vier Wagenlängen einbüsst. Er positioniert sein Auto klug genug, um möglichst wenig Boden zu verlieren. Ich weiss nicht, ob er sich das aus den Gesprächen mit Michael Andretti oder Gil de Ferran gemerkt hat, aber ich finde das bemerkenswert.»

Mario Andretti: «Ich will keine Namen nennen, aber selbst Indy-Veteranen haben es teilweise nie geschafft, die perfekte Linie zu finden. Sie schaffen es irgendwie, schnell zu sein, sie halten sich von der Mauer fern, aber sie nutzen nicht jeden Zentimeter, wie es Alonso macht. Alonso fährt blitzsaubere Linien, so dass er für die folgenden Geraden perfekt ausgerichtet ist. Vielleicht gefällt mir das deshalb so gut, weil ich selber immer besonders darauf geachtet habe.»

Fernando Alonso vor dem Indy 500: «Ich weiss, dass die Indy-Routiniers viele Asse im Ärmel haben. Ich sehe mich noch immer im Rückstand. Mein letzter rollender Start war bei der Kart-WM 1997! Aber ich habe so viel im Simulator geübt, so viele Runden gedreht, so viel gelernt, so viel mit den Jungs gesprochen, dass ich sagen kann – mehr konnte ich nicht tun.»

«Ich weiss nicht, ob das reichen wird. Ich sehe mich in einer Position, dass ich in der ersten Rennhälfte noch immer lernen muss, um vielleicht in der zweiten Rennhälfte in einer aussichtsreichen Position zu sein. Was mir an Erfahrung fehlt, werde ich mit Motivation und Speed wettmachen – gleichzeitig habe ich vor Fahrern und Strecke den grössten Respekt und gehe mit Demut mein Aufgabe an.»

«Ich bin so auf meine Aufgaben konzentriert, dass ich Emotionen von mir fernhalte. Einfach ist das nicht. Denn das Indy 500 ist eine hoch emotinale Sache.»

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