Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Christian Horner (Red Bull) zum Halo: «Eine Schande»

Von Rob La Salle
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner

​Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner (43) spricht im Interview über die erste Saisonhälfte der vierfachen Weltmeister: Was gut war, was weniger erfreulich, womit ab dem Belgien-GP zu rechnen ist.

Elf Formel-1-WM-Läufe, sechs Podestränge, ein Sieg, 184 Punkte, 112 davon in den vergangenen sechs Rennen – es geht aufwärts bei Red Bull Racing. Christian Horner spricht über die bisherige Saison 2017.

Christian, wie würdest du die erste Saisonhälfte zusammenfassen?

Nach einem schwierigen Saisonbeginn haben wir seit dem Beginn der Rennen auf europäischem Boden an Schwung zugelegt. Das ist der erfreulichste Aspekt dieser Saison – die Art und Weise, wie wir seit Barcelona den Wagen weiterentwickeln konnten. In den letzten paar Rennen waren wir einige Male richtig bei der Musik.

Daniel Ricciardo hatte einen tollen Lauf mit fünf Podesträngen in Folge. Welches ist aus Team-Perspektive das schönste Ergebnis?

Daniel hatte wirklich eine bemerkenswerte Serie, aber natürlich sticht der Sieg in Baku heraus. Ein GP-Triumph ist immer etwas Besonderes, ganz egal, auf welche Weise er zustandekommt. Klar hatten wir an jenem Tag Glück, aber es hat schon viel Freude gemacht, Ricciardo gewinnen zu sehen. Ich denke auch gerne an den dritten Rang von Max in China oder an Österreich, wo Daniel seinen dritten Platz unter grossem Druck von Lewis Hamilton erfolgreich verteidigt hat. Wie auch in Montreal. Das waren alles klasse Rennen.

Max hatte hingegen viel Pech. Wie wichtig war es für ihn, mit zwei guten Ergebnissen in die Sommerpause zu gehen?

Es hat wehgetan, Verstappen jeweils ausrollen zu sehen. Ich fasse es noch immer nicht, wie viel Ungemach auf ihn zugekommen ist. Denn er ist auf sehr hohem Niveau gefahren. In Spanien wurde er ohne Schuld aus dem Rennen geschubst, dann die Motordefekte in Montreal und Baku, bei beiden Rennen hätte er auf dem Podest stehen müssen und hätte gar eine Siegchance gehabt. Das war immens frustrierend. Aber er hat das sehr gut verdaut. Er wird als noch stärkerer Fahrer in die zweite Saisonhälfte gehen.

Du hast vom Aufwärtstrend gesprochen, wie geht das weiter?

Ich hoffe, so wie bisher. Das Team als Ganzes arbeitet sehr gut. Wir schaffen es endlich, das Potenzial des Autos zu erschliessen, es kommen einige Pisten auf uns zu, die dem Wagen schmecken sollten. Und wir werden bis zum Finale von Abu Dhabi entwickeln.

Die Lücke zur Spitze ist beträchtlich, aber wir werden jede Chance nutzen, die sich uns bietet. Gemessen daran, was wir 2017 erreichen wollten, liegen wir hinter den Erwartungen zurück. Aber wir lassen nicht locker.

Der grosse Aufreger im Rahmen des Ungarn-GP: der Halo. Was ist deine Meinung?

Nun, die FIA sah sich offenbar dazu verpflichtet, 2018 einen Kopfschutz einzuführen. Ich mag den Halo nicht. Das führt von jenem offenen Rennwagen weg, den wir in der Formel 1 haben sollten. Und mit dem Halo kommen gewisse Herausforderungen. Er ist schwer. Wir bringen da fünf Kilo ziemlich hoch am Wagen an. Der Halo ist nicht besonders ansehnlich, ich finde es eine Schande, dass wir im kommenden Jahr so etwas an den GP-Rennern sehen werden.

Wir sind ja offiziell in den Sommerferien. Kannst du den Lesern erklären, wie das im Werk genau abläuft?

Ja, generall haben wir zwei Wochen lang geschlossen. Was erlaubt ist: Unterhaltarbeiten. Aber sonst stehen alle Maschinen, das ganze Computernetzwerk ist heruntergefahren. Ein Besucher würde sehen, wie Böden frisch gemalt werden oder wie an allen Ecken und Enden geputzt wird. Aber das operative Geschäft eines Formel-1-Rennstalls ruht, wie es im Reglement verankert ist.

Wir haben dich auch abseits der Rennstrecken getroffen, auf ungewohntem Terrain, bei einem Flossrennen oder auf dem Eishockeyfeld. Macht das Spass?

Ich war seit 25 Jahren nicht mehr auf dem Eis und finde es lustig, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Das passt prima zu uns. Bei Red Bull Racing scheuen wir uns nicht davon, die Dinge ein wenig anders anzugehen und es auch mal etwas lockerer zu nehmen. Es ist schön, die Menschen in einem anderen Umfeld zu erleben. Gerne mehr davon – auch wenn ich mich erfolgreich um einen Bungee-Sprung gedrückt habe.

Das kannst du ja in den Ferien nachholen.

Hoffentlich nicht! Nein, ich werde etwas Ruhe mit meiner Familie geniessen. Ich möchte ein wenig Sonne geniessen. Eine gute Gelegenheit, um die Battieren aufzuladen und dann nach der Sommerpause in Belgien wieder Vollgas zu geben.

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