Adrian Neweys Schlüsselerlebnis
Der Massencrash von 1973 steckt noch tief in Neweys Erinnerung.
Zum vorerst letzten Mal heulen die Formel-1-Motoren an diesem Wochenende in Silverstone anlässlich eines WM-Laufs auf. Bei der Dernière des traditionsreichen Rundkurses werden Erinnerungen wach. Adrian Newey, der Technische Direktor des Red Bull Racing-Teams, besuchte 1973 auf dieser Strecke seinen ersten GP.
Der Star-Designer erinnert sich noch gut an sein erstes Formel-1-Rennen: «Ich ging mit meinen Eltern hin und mein Vater kaufte uns je einen Hamburger. Ich liess meinen von der Zuschauertribüne fallen und rannte hinunter, um ihn aufzuheben. Das Rennen startete und Jackie Stewart führte das Feld nach der ersten Runde mit meilenweitem Vorsprung an. Doch dann verlor Jody Scheckter genau vor uns die Kontrolle über sein Auto und verursachte einen Massencrash, bei dem zwölf Autos involviert waren.»
Newey befürchtete das Schlimmste: «Ich war damals noch ein junges Bürschchen und es sah schrecklich aus, ich dachte, dass es Tote gegeben haben muss – aber wunderbarerweise war ein Beinbruch die einzige Folge davon, alle kletterten aus ihren Wagen.»
Für den jungen Newey war dies ein Schlüsselerlebnis: «Es war ein sehr dramatischer Einstieg in den Motorsport, der mich endgültig mit dem Rennvirus infizierte. Das Rennen wurde abgebrochen und neu gestartet und erstaunlicherweise gewann Jackie trotz seiner überlegenen Führung nicht, ich glaube, er drehte sich, aber das überfordert mein Gedächtnis, ich war damals 13 oder 14 Jahre alt.»
Auch in den Jahren danach folgten viele positive Momente in der Heimat des britischen Motorsports: «Während meiner Leyton-House- und Williams-Zeit hatten wir dort ein paar gute Läufe, Nigel Mansell gewann in Silverstone in meinem ersten Willams – das passierte Mitten in der Zeit, als in Grossbritannien das Mansell-Fieber grassierte, so waren die Tribünen voller Sun-Leser, die Nigel zujubelten.»
Den geplanten Wechsel zum Donington Park versteht er nicht. «Der GP von Grossbritannien sollte in Silverstone stattfinden», ist der heute 50-Jährige überzeugt, «es ist eine Schande, dass die Politik dies für die nahe Zukunft verhindert hat.»