Fernando Alonso: «Wir sind doch alle blind»

Von Mathias Brunner
Der Ferrari-Star spricht über seine Erfahrungen mit dem neuen Turbo-Rennwagen, die Probleme von WM-Gegner Red Bull Racing-Renault und die Emotionen am Lenkrad.

Selbst wenn kein Mensch wüsste, dass Fernando Alonso ein Ferrari-Fahrer ist, wäre es denkbar einfach, den zweifachen Formel-1-Champion zu finden: er ist dort, wo die meisten Autogrammjäger sich die Beine in den Bauch stehen. Für die meisten von ihnen ist Alonso ein roter Fleck, der durch die Menge wischt wie der Superheld «Flash» – zuff, und schon ist Fernando wieder weg! Für die Medien blieb Alonso glücklicherweise stehen.

Fernando, welches sind deine ersten Eindrücke heute?

Das ist nun der dritte Tag mit dem neuen Wagen gewesen, wir stehen noch ganz am Anfang der Entwicklung. Das Ziel besteht darin, vor dem Bahrain-Test so viele Runden als möglich zu drehen. Vor dem Hintergrund des neuen Reglements ist jeder gelungene Runde ein Erfolg, denn mit jeder zusätzlichen Runde bekommst du so viel mehr Informationen.

Wir haben potentielle Fussfallen entdeckt, wir haben viel Neues entdeckt. Ich bin mit meinem Tag zufrieden. Es macht einfach Spass, ein richtiges Auto zu fahren und das auch noch vor all den Fans. Das ist mit dem Simulator einfach nicht zu vergleichen. Der kann dir höchstens einen Anhaltspunkt geben. Es war schön, richtig zu fahren. Und dann hat auch noch die Sonne geschienen.

Wie geht die Arbeit mit Kimi?

Wir haben schon in Maranello zusammen gearbeitet, dann haben wir gemeinsam etwas PR-Arbeit erledigt. Das war so halb Spass, halb Arbeit. Nun beginnt die richtige Arbeit. Wir ziehen beide am gleichen Strang.

Wie fühlt sich das pure Fahren an?

Gar nicht mal so anders als zuvor. Du springst ins Auto und fährst eben, ganz normal. Was wurde vor diesem Test nicht alles geredet, was die ganzen Reglementsänderungen alles bewirken würden, aber ich könnte jetzt nicht behaupten, dass ich deswegen meinen Fahrstil ändern muss. Es gibt ein wenig mehr Faktoren zu beachten, aber unterm Strich haben wir noch immer die Energierückgewinnung, sie ist etwas vielfältiger geworden. Das ist auch schon alles.

Bist du von den Problemen von Red Bull Racing erstaunt?

Das steht nicht im Mittelpunkt für mich. Was wir hier tun, das ist wichtig. Du hast so viel Arbeit in der eigenen Box, da schaust du weder links noch rechts. Gut, die anderen sind jetzt nicht so viel gefahren, aber bis zum Saisonbeginn in Australien ist noch viel Zeit, ich bin sicher, die bekommen das auf die Reihe.

Andere Fahrer haben davon gesprochen, dass sie das Gefühl für Speed verlieren in dieser Fahrzeuggeneration.

Gut, die Autos sind langsamer geworden. Ich bin 2004 oder 2005 hier 1:16er Runden gefahren, nun waren es 1:26 min. Klar sind zehn Sekunden langsamer nicht das Gleiche wie zuvor. Das spürst du auch körperlich. Es ist deutlich weniger anstrengend, die Fliehkräfte in den Kurven sind weniger hoch. Aber du musst viel mehr Faktoren mit einrechnen beim Fahren, am Lenkrad hast du noch mehr Knöpfe als zuvor. Es ist schwieriger geworden, den Wagen in schnellen Kurven zu kontrollieren, das Gleiche gilt fürs Beschleunigen aus den Kurven heraus.

In Sachen Emotionen spüre ich da keine Unterschiede: Im Kart fahre ich ja eine halbe Minute pro Runde langsamer, und doch spürst du das Adrenalin. Im Strassenauto fahre ich noch langsamer, und doch empfinde ich Freude. Wenn du ein Auto am Limit bewegst, dann macht das immer Spass, das ist nicht abhängig vom Speed. Auch diese Rennwagen machen Spass.

Lässt das Geschehen hier Rückschlüsse auf die Form in Australien zu?

Nein, da sind wir gewissermassen blind. Heute wird alles etwas aufgebläht, wenn du mal einen besonders guten oder einen schlechten Tag hattest. Aber Fakt ist: Melbourne ist noch ganz weit weg, wir haben noch viele Testtage vor uns, und dabei kann jede Menge passieren. Ich persönlich habe nicht den geringsten Schimmer, wie die Startaufstellung von Australien aussehen könnte.

Was kannst du über den Sound sagen?

Im Auto ist das nicht so anders. Es ist weniger laut, dafür hast du andere Geräusche, wie den Turbolader. Es ist anders. Aber Formel 1 bleibt immer Formel 1.

Wie funktioniert der Datenaustausch mit Kimi?

Ich habe in meinem Laptop die Daten jeder einzelnen Runde, die Kimi hier gefahren ist, und er hat Einsicht in all meine Runden von heute. So funktioniert das bei Ferrari, seit ich hier fahre. Ich kenne nichts anderes. Und klar unterhalten wir uns über alle Aspekte, die das Fahren betreffen – die Bremse, die Lenkung, wie du im Auto sitzt. Nur wenn wir alle Aspekte teilen, bringen wir Ferrari wirklich vorwärts. Ich könnte mir keinen offeneren Datenaustausch vorstellen.

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