Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Didi Mateschitz (Red Bull): «Wider jede Vernunft»

Von Günther Wiesinger
Bei Red Bull Racing werden Gerüchte über einen möglichen Wechsel von Renault zu Ferrari nicht bestätigt. Auch der Bau einer eigenen Antriebseinheit mache keinen Sinn, betont Didi Mateschitz.

Weil sich die Kooperation mit Motorenlieferant Renault auch im zweiten Jahr der neuen 1600-ccm-Turbo-Ära alles andere als zufriedenstellend gestaltet, kommen immer wieder Spekulationen im Zusammenhang mit Red Bull Racing auf.

Genau vor einem Jahr wurde gemutmasst, Red Bull Racing werde bei AVL-List in Graz eigene Antriebseinheiten bauen lassen.

In Wirklichkeit kaufte Red Bull in der Steiermark nur Know-how ein, das dann Renault zur Verfügung gestellt wurde, um die Weiterentwicklung zu beschleunigen.

Im Winter war plötzlich zu lesen, die Audi Group werde Red Bull Racing für 300 Millionen Euro übernehmen und den Rennstall dann mit Audi-Motoren ausstatten.

Es handelte sich aber nur um eine Idee des ehemaligen Ferrari-Rennchefs Stefano Domenicali, der jetzt für ?Audi tätig ist und eine Machbarkeitsstudie zur Formel 1 vorgelegt hatte.

Es hatten nie Gespräche mit Audi stattgefunden. «Ausserdem haben wir keinen Winterschlussverkauf», erklärte Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz damals gegenüber SPEEDWEEK.com.

Auch jetzt geistern wieder Spekulationen durch die Medien, wonach Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko und Dietrich Mateschitz kürzlich bei einem Meeting zur übereinstimmenden Meinung gekommen seien, Renault werde in absehbarer Zeit keine konkurrenzfähige Antriebseinheit zuwege bringen. Deshalb sei eine Rückkehr zu Ferrari ins Auge gefasst worden. Die Italiener würden Red Bull Racing eine Kundenversion des V6-Triebwerks anbieten, die 20 bis 30 PS schwächer sei als die Werksmotoren von Vettel und Räikkönen.

Doch Dr. Helmut Marko will diese Berichte nicht bestätigen.

Obwohl bei Red Bull aus der Unzufriedenheit mit den Renault-Antriebseinheiten kein Geheimnis gemacht wird.

Ein Blick auf den WM-Stand spricht Bände: 1. Hamilton 151 Punkte. 2. Rosberg 134. 3. Vettel 108. – ferner: 7. Ricciardo 35. 8. Kvyat 19.

Doch bei Red Bull Racing wird der Wechsel von einem Kundenmotor zum andern nicht als Allheilmittel betrachtet. Dietrich Mateschitz wünscht sich schon seit dem Formel-1-Einstieg 2005 sehnsüchtig einen Werksmotor.

?Die Österreicher ?waren allerdings imstande, mit den Renault-Kundenmotoren mit Sebastian Vettel vier WM-Titel hintereinander zu gewinnen. Man habe damals mit einem aussergewöhnlichen Auto das Power-Handicap kompensiert, sind die RBR-Verantwortlichen überzeugt, Konstrukteur Adrian Newey sei Dank.

Deshalb kam von RBR im Winter der Vorschlag, die teuren und komplizierten Turbos wieder ad acta zu legen und zu den 2,4-Liter-V8-Saugmotoren von 2013 zurückzukehren.

Aber bei vier Mercedes-Teams lässt sich mit so einem Vorstoss nicht die nötige 51-Prozent-Mehrheit finden.

Didi Mateschitz: «Ferrari hat aufgeholt»

Dietrich Mateschitz ärgert sich seit eineinhalb Jahren über die nicht wettbewerbsfähige «power unit» von Renault. «Ferrari hat aufgeholt, Renault hat das bisher nicht geschafft», stellt der Firmenchef im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest.

Mateschitz hoffte vor einem Jahr beim Barcelona-GP noch, Renault könne die Lücke zu Mercedes bis zum wichtigen Spielberg-GP im Juni 2014 schliessen. Aber der Abstand ist grösser geworden. Bei Red Bull Racing wird auch bedauert, dass die Motoraussetzer das Getriebe in Mitleidenschaft ziehen. Das Auto sei mit dieser Antriebseinheit nicht fahrbar, wird vom ehemaligen Weltmeister-Team kritisiert.

Immer wieder wird Red Bull von Renault vertröstet, regelmässig werden Updates versprochen, aber weder beim Malaysia-GP noch bei den folgenden Rennen 2015 war ein deutlicher Fortschritt zu erkennen.

Seit eineinhalb Jahren fehlen rund 80 PS auf Mercedes.

War es ein Fehler, einst einen 5-Jahres-Vertrag mit Renault abzuschliessen? Mateschitz: «Welche Alternativen hätten wir gehabt? Wir wären auch bei Mercedes und bei Ferrari nur zahlende Kunden gewesen.»

Das Verhältnis zwischen Renault und Red Bull Racing ist seit Monaten angespannt. Man bemüht sich nach monatelangen Schuldzuweisungen um Fairness, schliesslich läuft der Vertrag bis Ende 2016.

Theoretisch könnte für 2016 auch ein Deal mit Honda ins Auge gefasst werden. Aber die Japaner sind von der Konkurrenzfähigkeit wesentlich weiter entfernt als Renault.

Der Bau eines eigenes Formel-1-Triebwerks kommt für Red Bull weiter nicht ernsthaft in Frage. «Da kann ich nur auf einen alten Spruch von mir verweisen», erklärte Dietrich Mateschitz gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wenn ich im Wald ein Hufeisen finde, werde ich mir deswegen auch kein Pferd kaufen. Wir sind kein Autohersteller und kein Motorenhersteller. Natürlich könnten wir eines Tages unseren eigenen Motor konstruieren, wenn es keine vernünftige Alternative gibt. Aber das widerspricht jeder Vernunft.»

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