Lewis Hamilton: Mercedes-Rätsel, spinnt Elektronik?
Lewis Hamilton sucht nach dem Hickser im System
Lewis, du hast dich auf diesem Kurs im vergangenen Jahr schwer getan. Es waren auch nicht die einfachsten freien Trainings. Spürst du nach der Pole-Position eine besondere Genugtuung, dass es heute mal für dich gelaufen ist?
Ich würde gar nicht behaupten, dass es für mich gelaufen ist. Meine Runde im ersten Quali-Segment war ziemlich gut (zweitschnellste Zeit hinter Sebastian Vettel, M.B.), ich sah dann anhand der Daten, dass ich und Nico sehr dich beisammen liegen. Was mich freut: Es war aufgrund der Bedingungen nicht das einfachste Training, aber als es drauf ankam, konnte ich meine Leistung bringen. Der Dreher selber ist noch immer ein Rätsel. Zunächst dachte ich, ich hätte in die erste Kurve hinein einen Fehler gemacht, indem ich zu hart gebremst hätte. Aber anhand der Daten war zu sehen: ich bremste genau so wie beim Lauf vorher. Aber das war nicht der Fall.
Die Techniker schauen sich das noch immer an. Es war nämlich nicht so, dass der Wagen beim Beginn des Bremsmanövers ausgebrochen wäre. So wie das vor einem Jahr passiert ist. Er brach aus, als die Verzögerung schon eingesetzt hatte, das Heck blockierte schlagartig. Vielleicht hat da etwas mit dem Herunterschalten nicht gestimmt.
Lewis, wenn wir morgen ein Rennen im Trockenen haben, was wird dann die grösste Herausforderung?
Morgen wird es um Konstanz gehen. Es wird um gute Fahrzeugbalance gehen. Ich bin davon überzeugt, dass Nico sehr schnell sein wird. Auch mit Vettel ist zu rechnen und mit den Williams obendrein. Wir müssen das Rennen von der Strategie her optimal angehen. Es wird auch wichtig sein, sich keinen Bremsplatten einzufahren, was auf dieser Strecke mir nichts, dir nichts passiert.
Bis zur letzten Runde schien es, als sei der mittlere Pistensektor deine Schwäche hier. Was hast du danach anders gemacht?
Nichts Besonderes. Ich hatte diese Passage zuvor einfach nie sauber auf die Reihe bekommen. Die Piste veränderte sich ständig, vielleicht war ich zuvor auch eine Spur zu vorsichtig. Ich wollte so vorgehen, dass ich mal eine Runde auf sicher habe. Zudem hatte ich dort auch zu viel Untersteuern, das musste ich zuerst mal aussortieren. Nach einer Korrektur am Frontflügel lag der Wagen viel besser. Ich fand auch, dass ich die Kurven schliesslich besser erwischte. Da war auch noch Luft nach oben. Ich hätte noch schneller fahren können.
Wie siehst du den Entwicklungswettlauf zwischen Ferrari und Mercedes?
Es ist ungefähr gleich wie im letzten Jahr, was unseren eigenen Marschplan angeht. Wir wollen von Rennen zu Rennen neue Teile am Wagen haben, aber die Konzentration liegt auf der Qualität, nicht auf der Quantität. Ferrari hat in Spanien ein grosses Update gebracht, wir gehen da einen anderen Weg. Gleichzeitig halte ich es für schwieriger zu führen als aufzuholen. Wir sind die Leader, also haben wir möglicherweise weniger Raum zur Verbesserung als die Rennställe hinter uns. Ferrari macht einen guten Job, aber wir hoffen, mit unseren stetigen Optimierungen die Nase vorn zu behalten.
Wir sehen hier sehr viele Fahrfehler, aber sie werden aufgrund der riesigen Auslaufzonen kaum bestraft. Was meinst du dazu?
Ich ziehe Kies oder Gras in den Auslaufzonen vor. Ich verstehe, was im Sinne der Sicherheit geschehen ist, aber ich bin schon auch der Meinung, dass ein Fehler bestraft gehört. Daher ist mir Kies lieber. Hier gibt es so viele Fahrfehler, weil die Piste nicht viel Haftung aufbaut. Ich schätze, das liegt am Asphalt, der besonders mit der superweichen Mischung einfach keine gute Verbindung eingeht. Also sind alle Fahrer eher auf Messers Schneide.
Würden die Piloten anders fahren, hätten wir mehr Kiesbetten?
Nein, das glaube ich nicht. Wir würden die Kurven genau so attackieren. Wir würden nur versuchen, bei einem Ausrutscher aus dem Kiesbett wieder herauszukommen.