KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Nico Rosberg: Silverstone-Rezept gegen Hamilton klar

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg

Nico Rosberg

Nico Rosberg war unmittelbar nach dem Qualifying zum britischen Grand Prix verärgert, dass er die Pole verpasst hat. Aber hat er dafür im Hinblick aufs Rennen das Richtige getan?

Gleich nach dem Abschlusstraining zum Silverstone-GP sprach das Gesicht von Nico Rosberg Bände: der Österreich-Sieger war offensichtlich unzufrieden mit sich und der Welt, er sprach von unerklärlichen Problemen mit einem Rad. Mit etwas Abstand analysiert der WM-Zweite von 2014: «Da gab es noch mehr, auch die Topspeed meines Autos war nicht, wie sie sein sollte. Was mit dem linken Vorderrad beim letzten Versuch war, das haben wir noch nicht ergründen können, die Runde an sich war gut, aber sie war einfach langsam. Vielleicht lag es auch am Wind, der mich erwischt hat.»

Die Pole muss in England kein Vorteil sein: in den letzten siebzehn Ausgaben hat nur drei Mal der Pole-Mann gewonnen. Nico grinst: «Genau, daher bin ich ja auch so froh, dass ich Zweiter bin – das hat meine Chancen auf den Sieg erheblich vergrössert! Nein, ernsthaft: es ist ein seltsames Wochenende, mit ständigem Auf und Ab. So war ich am Freitag mit meinen Dauerläufen sehr happy, das gibt mir Hoffnung fürs Rennen. Und Lewis hat seine Reifen, mit dem er den Grand Prix aufnehmen muss, zwei Runden lang genützt, ich meine nur über eine Runde. Das ist gewiss kein Nachteil für mich.»

Wie stimmt man sein Auto ab, wenn man nicht weiss, wie am Sonntag der Wind wehen wird? Nico verblüfft mit der Antwort: «Wir wissen, wie er wehen wird, nämlich so wie heute. Und vor allem, und das ist wichtiger, es wird morgen viel weniger warm sein, weniger warm als heute Samstag, weniger warm als am Freitag. Ich habe mich mehr an diese Bedingungen angepasst als Lewis, das könnte mir im Rennen helfen. Wenn es kühler wird, dann wird das Körnen der Vorderreifen ein grosses Thema sein. Es ist auch noch nicht so klar, wohin die Reise geht in Sachen Rennstrategie – Einstopper? Zweistopper? Da haben wir schon Spielmöglichkeiten.»

Im Qualifying waren viele Piloten neben der Bahn, reihenweise wurden Quali-Zeiten gestrichen – ist das am Sonntag ein Thema? «Sollte es eigentlich nicht sein», findet Nico. «Du kannst das einmal machen, dann bekommst du eine Warnung. Es ist kein Problem, auf der Piste zu bleiben, man muss eben aufpassen.»

Das Rennen in Deutschland wurde abgesagt, einige Organisatoren klagen über magere Ticketverkäufe, hier in Silverstone aber ist die Bude mit 140.000 Menschen am Sonntag ausverkauft. Nico auf Erklärungssuche: «Hier wird in Sachen Marketing ein sehr guter Job gemacht. Da sollte man etwas lernen. Kinder kommen gratis rein, es gab zahlreiche Aktionen mit vergünstigten Karten. Das hat direkten Einfluss auf Rennbesuche von Familien, und das ist eine kluge Investition in die Zukunft, weil die Kids von heute die erwachsenen Rennbesucher von morgen sind. Das ist ganz wichtig. Zudem ist die Unterstützung in England immer aussergewöhnlich, das ist einfach gigantisch.»

Wenn wir schon bei der Zukunft sind – Sebastian Vettel hat klargemacht: als Traditionalist mag er keine Umstellung des GP-Formats mit einem zusätzlichen Sprintrennen am Samstag. Bei Nico Rosberg marschiert er mit dieser Meinung durch eine offene Tür, denn der Mercedes-Pilot sagt: «Rennhistorie ist mir wichtig, das verletzt die Tradition. Wir haben im Tennis ja auch nicht plötzlich sieben statt vier Gran Slams. Da müssen wir vorsichtig sein.»

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