Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

3. Training Brasilien: Lewis Hamilton schlägt Rosberg

Von Mathias Brunner
Sonne in Brasilien, aber in vielen Köpfen geistern wegen Paris düstere Gedanken herum

Sonne in Brasilien, aber in vielen Köpfen geistern wegen Paris düstere Gedanken herum

​Nach dem Terror in Paris herrscht im Fahrerlager von Interlagos gedrückte Stimmung: Viele Formel-1-Fachkräfte sind mit ihren Gedanken bei Familien und Freunden in Frankreich.

Die Formel 1 ist eine kleine, aber nur scheinbar in sich geschlossene Welt, und wenn in der wirklichen Welt etwas so Dramatisches passiert wie in der vergangenen Nacht in der französischen Hauptstadt Paris, dann werden alle Probleme um abbauende Reifen oder Probleme mit dem V6-Turbo, alle Streitigkeiten um Geld und Macht in die richtige Perspektive gerückt. Viele im Fahrerlager von Interlagos gehen ihrer Arbeit heute wie eine Maschine nach: der Kopf ist nicht recht bei der Sache, die Gedanken schweifen immer wieder ab. Die Vertreter des Autoverbands FIA, die in Paris Sitz haben, viele Mitarbeiter von Firmen wie Renault, Medienvertreter von Fernsehen, Printmedien und Webpages. FIA-Chef Todt traf kurz vor dem dritten freien Training in Interlagos ein.

Wenn wir den Terror von Paris einen Moment auszuklammern versuchen, dann gibt es in Interlagos zwei dominierende Themen: Den Umgang mit den Reifen und mit den Randsteinen.

Gestern waren die Fahrer aus den beiden Pirelli-Mischungen weich (gelb) und mittelhart (weiss) nicht so richtig schlau geworden. Und einige Piloten – wie Felipe Massa – regen sich über die erhöhten Randsteine auf, welche neue Ideallinien erzwingen. Zu Beginn des freien Trainings kletterte die Pistentemperatur schon auf 41 Grad, das macht die Aufgabe der Teams nicht einfacher, am Freitag war die Pistentemperatur nie höher als 35 Grad. Und fürs Abschlusstraining (ab 17.00 Uhr europäischer Zeit) schliessen die Meteorologen Gewitter nicht aus. Bruno Senna, in Interlagos Formel-1-Experte der britischen Sky: «Sollte es heute schön bleiben, könnte die Pistentemperatur am Nachmittag beim Abschlusstraining leicht auf 55 Grad steigen.»

Zurück zu den Randsteinen. Damon Hill, Formel-1-Champion des Jahres 1996, hat für das Gejammere kein Verständnis: «Erstens jammern die Piloten immer über irgend etwas, und zweitens sind die Verhältnisse für alle gleich. Wenn an einer Strecke Änderungen vorgenommen werden, wie eben die Kerbs zu erhöhen, dann müssen sich die Fahrer eben anpassen und basta.»

Fragezeichen Reifen

Was auf die Fahrer zukommt: Am Freitag war die weiche Reifenmischung in den Dauerläufen eine halbe Sekunde pro Runde schneller als die mittelharte. Dafür hält die mittelharte länger. Aber der Regen in der Nacht auf Samstag, die höheren Pistentemperaturen sowie das Verhalten der 2014 frisch asphaltierten Strecke haben die Erfahrungs-Parameter verschoben. In der Nacht auf Sonntag wird zudem weiterer Regen erwartet, was die Piste erneut waschen würde, dazu wird es am Sonntag weniger warm sein. Das alles wird zu übermässigem Reifenabbau führen.

Schreck für Lewis Hamilton nach 19 Minuten, als auf einmal ein stehender Silberpfeil zu sehen war: «Ich finde keine Gänge», sagte der Weltmeister über Funk, brachte dann aber seinen Mercedes mit dem Notfallprogramm wieder in Gang und den Wagen zur Box zurück. Hamilton war zum Zeitpunkt des Problems auf seiner ersten Aufwärmrunde.

An der Box stellte sich zum Glück dann heraus: Es handelte sich um ein Problem mit der elektronischen Steuerung des Getriebes, nicht um ein mechanisches Problem. Keine zehn Minuten später war der dreifache Weltmeister wieder auf der Bahn. Dort fuhr Lewis Bestzeit, nur um nach knapp einer halben Stunde von Nico Rosberg geschlagen zu werden – 1:13,324 min gegen 1:13,647 min zu Gunsten des Deutschen. Damit war Nico gut eine Sekunde langsamer als tags zuvor im zweiten freien Training.

Hamilton leistete sich dann im Bergabstück von Mergulho einen Dreher. Bruno Senna: «Ein klassischer Fehler dort, wenn du früh aufs Gas gehen willst. Er hat einfach den Wagen aus der Kontrolle verloren. Das kann den Besten passieren.»

Abgesehen von einem Satz Reifen und dem Stolz wurde nichts beschädigt. Lewis: «Mir ist nicht ganz klar, was das passiert ist, das Heck wischte einfach weg.»

Das Bild, nachdem die Piloten mit den weichen Reifen ausgerückt sind: Mercedes ist weiter Klassenbester, Sebastian Vettel und Ferrari sind dritte Kraft.

Lewis Hamilton fand zehn Minuten vor Schluss, es sei nun «hammer time»: 1:12,070 min. Nico Rosberg konterte mit 1:12,193 min. Gut, aber nicht gut genug.

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