Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

DMSB, IVM, MotorEvents: Das Ende der IDM-Geschichte

Von Esther Babel
Um die IDM wird es still

Um die IDM wird es still

Schon seit Jahren strauchelt die IDM trotz vollem Einsatz der Teams und Teilnehmer und zuletzt der Industrie vor sich hin. Auswege zeichnen sich derzeit nicht ab. Teil 2 der IDM-Chronologie.

Gegen Ende der Saison 2016 waren die Verhältnisse in der IDM klar. Die MotorEvents GmbH von Josef Hofmann, Josef Meier und Bert Poensgen hatte sich bereits im Sommer 2016 zum Ausstieg aus dem DMSB-Vertrag entschlossen und dies den Teilnehmern, ihren Partnern aus dem IDM-Pool und der Öffentlichkeit verkündet. Im Industrieverband Motorrad hatte man die Arbeitsgruppe Motorrad gebildet. Eine offizielle Variante des seit Jahren bestehenden IDM-Sponsorpools, ohne den sich schon in den Jahren vorher kein Rad mehr gedreht hätte.

Für das IDM-Finale 2016 hatte man eine Pressekonferenz angekündigt. Aus der wurde plötzlich nichts und großes Schweigen machte sich in Richtung Winterpause breit. «Wir hatten bis in den September rein verhandelt», erklärt MotorEvents-Geschäftsführer Josef Hofmann. «Wir hätten bereits beim Finale 2016 einen Terminkalender für 2017 präsentieren können. Wir hatten mit allen Streckenbetreibern gesprochen. Lediglich Hockenheim war noch nicht in trockenen Tüchern, da wir dort eventuell zwei mal fahren wollten.»

Die Idee dahinter. «Der IVM sollte statt der MotorEvents den Job des Promoters übernehmen», so Hofmann, «und damit auch die Zusammenarbeit mit dem DMSB. Wir wären dann als sportlicher Ausrichter mit unserem Personal und den Erfahrungen und Verbindungen der letzten Jahre für die Umsetzung in Absprache mit dem IVM dabei gewesen. Der IVM hat da eindeutig mehr Macht als wir und hätte auch mit Druck an den richtigen Stellen etwas bewirken können.»

Kurz später, auf der Intermot 2016, war MotorEvents dann plötzlich raus aus dem Spiel. «Es gab dort ein Gespräch zwischen dem IVM und dem DMSB», erklärt Hofmann. «Dort kam das Okay vom DMSB für den IVM. Aber mit uns als Ausrichter könne man die Sache gleich vergessen.» Das Ergebnis wurde MotorEvents dann auf der Intermot präsentiert. Der IVM hatte zwar den Geldbeutel aufgemacht, doch freie Partnerwahl war in dem Deal wohl nicht enthalten. Und plötzlich standen mögliche andere Ausrichter auf dem IVM-Zettel. Von Bike Promotion über eine Sport-Agentur bis hin zur Motorpresse Stuttgart.

Das nächste Lebenszeichen, dass mit dem Action Team eine Vereinbarung zustande gekommen war, gab es dann erst Monate später. Im März 2017, sechs Wochen vor dem eigentlichen Saisonbeginn. Der MSC Freier Grund als Nürburgring-Veranstalter hatte in weiser Voraussicht schon erste Vorbereitungen getroffen. Ohne das wäre sowieso nichts draus geworden. Der Beginn der IDM war dann eher schleppend. Nach dem Auftakt kamen gleich mal zwei Monate Pause im Kalender.

«Ich war 2017 nicht oft bei der IDM», erklärt Hofmann. «Aber wenn es einmal läuft, dann läuft es. In Schleiz war ich vor Ort. Ich denke, bei uns ist es ein wenig geordneter zugegangen. Aber Schleiz ist ja von den Gegebenheiten eh immer etwas chaotisch. In Oschersleben fand ich es erschreckend, wie wenig Zuschauer vor Ort waren. Aber es ist auch eine Tatsache, dass man über die IDM in der Öffentlichkeit kaum etwas erfahren hat. Über das Internet oder soziale Medien war nicht viel geboten.»

Bis dahin hatte MotorEvents diese Kanäle beackert. «Wir hatten schon im Vorfeld der Saison 2017 viele Unterlagen weitergegeben», meint Hofmann. «Als der IVM im März die Zusammenarbeit mit der Motorpresse erklärte, wurden auch wir um Unterstützung gebeten. Da wir ja immer noch auf der Seite des Sports standen, haben wir uns gesagt «was soll’s» und mitgemacht.»

Erst hatte man die IDM-Plattform und die sozialen Kanäle, wie Instagram- und Twitter-Account, zu einem festen Preis angeboten. Bis zum WM-IDM-Event auf dem Lausitzring im August. «Erst wollten sie nicht, dann doch, dann wieder nicht», erklärt Hofmann. Bis dahin lag allerdings vieles brach. Die Internet-Seite war dicht gemacht worden und der neue Ausrichter verwies auf sein anderes Content-Management System.

Die IDM-Seite ist bis heute im Besitz der MotorEvents und wurde erst kürzlich von MotorEvents verlängert. «Wir wollten diesen Account einfach nicht sterben lassen», so die Erklärung. «Da hängen ja auch Inhalte dahinter. Alle Postfächer wären dann weg gewesen. Die Inhalte von youtube und Co haben wir nach wir vor zur Nutzung angeboten. Die IDM-Macher hätten es benutzen können und nach zwei, drei Jahren, eben so lange, wie sie den Job gemacht hätten, wieder an uns zurückgegeben.»

Doch zu einer Einigung kam es nicht. Der Ausrichter entschloss sich während des IDM-WM-Events auf dem Lausitzring zwischen zwei Trainings, die eine Seite dicht zu machen und auf eine neue Seite, unter dem Dach ihres eigenen Verlages, umzuziehen. Und somit auch erst einmal alle Abonnenten und Nutzer zu verlieren. Als vertrauensbildende Maßnahme und Bindung der verbliebenen Fans sicherlich kein Bringer.

Ruhe bewahren

«Viel passiert ist in dem Bereich aber nicht», urteilt Hofmann. «Anzeigen haben sie nur in ihren eigenen Magazinen geschaltet. Viel im Autobereich. Was meiner Meinung nach nicht viel bringt. Aber jetzt ist es eben so.»

Für den IVM hat sich die Sache als teuer herausgestellt. «Das finanzielle Risiko lag wohl alleine beim IVM», schätzt Hofmann. «Auch wir mussten in der Vergangenheit viele Veranstaltungen subventionieren. In Hockenheim ging es sich meistens aus, weil wir da viele Klassen und viele Zuschauer hatten. Aber sonst waren schon mal 10. bis 30.000 Euro fällig, die aus dem IDM-Pool drauf gelegt werden mussten.»

Auch dem Duo aus Industrie und Ausrichter gelang es 2017 nicht, die IDM-Hütte voll zu kriegen. Gute Ideen gab es sicherlich, wie reduzierte Eintrittspreise, Publikumsfahrten oder ähnliches. Doch mit der Verbreitung der guten Nachrichten tat man sich schwer. Auch die Industrie selbst nutzte die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nicht. Und ein mit Marken-Cups vollgestopftes Programm alleine reicht eben nicht aus, um Jubelstürme der Fans auszulösen.

Was helfen gute Angebote, wenn sie keiner kennt? Ohne Zuschauer und massive Öffentlichkeitsarbeit, die mit Vollgas betrieben wird, steigen die Kosten pro Veranstaltung fleißig weiter. «So ging die ganze Sache dahin», lautet die Ansicht Hofmanns. «Und wenn so ein Vertrag zwischen Promoter und Ausrichter nicht gedeckelt ist, wird es teuer.» Das dürfte auch dem IVM aufgefallen sein und die Kontakte zur Firma MotorEvents rissen nie ab. «Ja», bestätigt Hofmann, «sie sind auf uns zugekommen. Und wir wären auch für 2018 bereitgestanden.»

Die Firma MotorEvents hat dem IVM ein entsprechendes Konzept für 2018 vorgelegt. «Wir werden wohl nicht die einzigen gewesen sein», ist sich Hofmann sicher. «Natürlich wurden auch die Unwägbarkeiten im Angebot aufgeführt. Die Zuschauer-Zahlen sind keine feste Größe und gingen zuletzt in Oschersleben gegen Null. Den Lausitzring, auf den wir in der Vergangenheit ausweichen konnten, gibt es in der Form nicht mehr. Dadurch sind die Risikofaktoren größer geworden.»

«Die extrem günstigen Eintrittspreise hätte man unserer Meinung nach nicht halten können», glaubt Hofmann, «und wirklich gebracht hat es ja auch in diesem Jahr nichts. Es muss ein ordentliches Ticketing-System her und ein Vorverkauf. Es müssen eben einfach Einnahmen her. Es dürfen auch nicht ganz so viele Marken-Cups sein. Wenn doch, muss das dafür genutzte Zeitfenster auch entsprechend finanziert werden. Es darf nicht wie in der Vergangenheit unterschiedliche Preise geben. All das stand in unserem Konzept.»

Auch das dürfte den IVM ins Grübeln gebracht haben. Wenn dann auch nur einer der Hersteller aus dem geschlossenen Pakt, der laut DMSB-Präsidiumsmitglied Wagner-Sachs zwischen DMSB und IVM ja wohl für länger geschlossen war, ausschert, gerät die ganze Sache ins Wanken. Mit dem Ergebnis vom vergangenen Montag. Der IVM zieht sich zurück. Absagen kann der IVM die IDM 2018 nicht. Denn man kann nichts absagen, was einem nicht gehört.

Für die IDM mal wieder Zeit für einen Blick in den Abgrund. Öfter mal was Neues.

Doch Josef Hofmann ist ein bayerischer Gemütsmensch und mahnt zur Ruhe und Besonnenheit. «Jetzt muss man mal abwarten», sagt er, «wie der DMSB und der ADAC reagieren. Denn jetzt ist der DMSB am Zug und der braucht die Unterstützung des ADAC. Ich habe die Hoffnung, dass sie die Initiative ergreifen und sich der ADAC als Retter der Serie zeigt.»

Von einer zusammengeschrumpften Not-Meisterschaft hält Hofmann nicht viel. «Wenn man nur drei, vier Rennen macht», überlegt er, «das bringt doch nichts. Und der Aufwand für die Teams wäre zu groß. Aber irgendwas muss gehen. Wo sollen die Jungs denn hin, wenn sich die IDM auflöst? In der Autoszene gibt es viele Klassen, die sind breiter aufgestellt mit DTM, GT Masters, VLN oder Formel. Fährt man nicht das eine, dann eben das andere. Beim Motorradsport ist das nicht so. Wo sollen die IDM-Piloten denn sonst mitfahren?»

«Aber man sollte jetzt einmal zwei, drei Wochen ins Land gehen lassen», wünscht sich Hofmann. «Der eine oder andere Hersteller hat sicherlich ein Motorsport-Budget fest eingeplant. Es muss jetzt was kommen, was Sinn macht. Und eines ist klar. Eine Finanzierung funktioniert nicht ohne die Industrie auf dem bisherigen Niveau. Und einfach so weitermachen funktioniert auch nicht. Aber es wird sich etwas abzeichnen. Es muss ein grundsätzliches Bekenntnis her und jemand, der den Job ordentlich macht.

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