Formel 1: Neues Punktesystem wird diskutiert

IndyCar-Zukunft: Bobby Rahal ist optimistisch

Von Lewis Franck
Bobby Rahal glaubt an die IndyCar-Serie

Bobby Rahal glaubt an die IndyCar-Serie

Der RLL-Teamchef sieht die richtigen Leute an den wichtigen Schaltstellen und ist vom Produkt IndyCar überzeugt.

Die Saison 2012 sollte den Startschuss in eine neue, erfolgreichere Ära der IndyCar-Serie bilden. Nach neun Jahren wurde von Dallara ein neues Auto gebaut und mit Chevrolet und Lotus wurden zwei neue Hersteller als Herausforderer für den jMotoren-Monopolisten Honda an Bord geholt. Jedoch wurde bereits die Vorfreude durch den Tod von Dan Wheldon beim letzten Saisonlauf 2011 in Las Vegas erheblich getrübt. Aber auch während der Saison 2012 lief nicht alles nach Wunsch. Über die desolate Performance von Lotus wurde genug geschrieben, der britische Hersteller zog sich Ende Saison aus der IndyCar-Serie zurück. Chevrolet und Honda gerieten sich im Fall «Turbogate» in die Haare, als den Japanern Mitte Saison zugestanden wurde, nachträgliche Modifikationen an ihrem Triebwerk vorzunehmen. Die Teamchefs beschwerten sich über die hohen Kosten der Dallara-Ersatzteile.

In dieser allgemeinen Unzufriedenheit musste IndyCar-Chef Randy Bernard seinen Hut nehmen, nicht lange nach dem Rauswurf des ehemaligen Indy-Racing-League-Gründers Tony George aus dem familieneigenen Unternehmen Hulman & Co., Mutterkonzern der IndyCar-Serie sowie des Indianapolis Motor Speedway (IMS). An die Stelle von Bernard trat der in der Finanzwelt gross gewordene Jeff Belskus, der zuvor die Nachfolge von George als Hulman-CEO übernommen hatte. Auf diesen Job folgte dann Eventmanager Mark Miles, unter anderem verantwortlich für den 2012er Super Bowl, Finale der Meisterschaft des American Football.

Grösstes Übel der US-Formelserie ist jedoch der 2009 abgeschlossene TV-Vertrag mit dem kleinen Kabelsender «Versus» – mit kaum nennenswerten Einschaltquoten als Folge. Dies besserte sich auch nicht, als «Versus» vom TV-Multi NBC einverleibt und in «NBC Sports Network» umbenannt wurde.

Trotz allem: Zumindest einer hat seinen Optimismus nicht verloren. Bobby Rahal, Teameigner von Rahal Letterman Lanigan Racing, früherer Interimschef der damaligen CART-Serie und ehemaliger Jaguar-Teamchef in der Formel 1, ist davon überzeugt, dass es ab dieser Saison aufwärts geht mit der IndyCar-Serie. «Ich denke, auf der Strecke ist die IndyCar-Serie unübertroffen und allem anderen überlegen», erklärt der dreifache Champ-Car-Meister, der am vergangenen Donnerstag (10. Januar) seinen 60. Geburtstag feiern konnte. «Bezüglich Rennaction weist IndyCar die beste Qualität auf, was in der vergangene Saison und insbesondere auch beim Indy 500 bewiesen wurde.»

Rahal ist davon überzeugt, dass inzwischen auch auf Organisationsebene die richtigen Leute am Ruder sitzen. «Ich bin optimistisch. Die Schritte welche Jeff Belskus und Mark Miles eingeleitet haben, werden sich bald auszahlen. Ich konnte mich lange mit Mark unterhalten, er ist eine sehr beeindruckende Person, die über viel Kompetenz verfügt. Auf diesem Level musst du kein Rennsport-Fachmann sein; es genügt, wenn du die an deiner Seite hast. In dieser Position ist es wichtig, eine Leaderfigur zu sein, welche in der Geschäftswelt zu Hause ist und über Ideen verfügt. Seit Mark den CEO-Posten übernommen hat, kann sich Jeff um das Tagesgeschäft der IndyCar-Serie kümmern. Die beiden haben die Erfahrung und die Raffinesse, die Qualität der Organisation auf das selbe Niveau anzuheben, wie ihn der Sport auf der Strecke aufweist. Ich fühle, dass dies die richtigen Leute sind.»

Bobby Rahal ist davon überzeugt, dass der Teameigner-Aufstand von 2012 mit dem Abgang von Randy Bernard ausgestanden ist. Haben die IndyCar-Teamchefs zuviel Macht? Auf diese Frage hin zieht der RLL-Boss den Vergleich zur Formel 1: «Siehst du, trotz allem was du immer wieder über die Formel 1 liest, sind dort alle glücklich – weil sie reich werden», so Rahal mit einem Lächeln im Gesicht. «Aufgrund von Bernie Ecclestones Business-Scharfsinn werden in der Formel 1 Multimillionäre gemacht. Und niemand will die goldene Gans töten. Zu meiner Jaguarzeit war ich auch bei Teamchef-Meetings, bei denen über sportliche Angelegenheiten gesprochen wurde. Gegenüber den finanziellen Themen traten diese Sachen aber immer ganz schnell in den Hintergrund.»

Und um den Faden wieder zur IndyCar-Serie zu ziehen: «Würden wir hier in der IndyCar-Serie solch eine Menge Geld verdienen, würden sich die Teamchefs hüten, Politik zu machen. Sie hätten gar nicht die Zeit dafür, weil sie so oft zu ihrer Bank gehen müssten», lacht Rahal. «Die IndyCar-Teameigner sind erfolgreiche Geschäftsleute, welche hart gearbeitet haben, um dort zu stehen, wo sie jetzt sind – und verschiedene Optionen haben, ihr Geld zu investieren. Wenn sie nun sehen, dass die Dinge in der IndyCar-Serie nicht in die richtige Richtung gehen, verkünden sie nun mal lautstark ihre Meinung. Wenn es viel Geld zu verteilen gäbe, würden die Stimmen schnell verstummen. Der letztjährige Ausbruch gründete auf dem zunehmend fehlenden Vertrauen, welches sich über die letzten Jahren verstärtk hat. Die Hulman-Familie hat die richtigen Schachzüge getätigt, damit die Eigner wieder etwas verstummen.»

Vor der Trennung des US-Formelsports in Indy Racing League und CART-Serie war IndyCar-Rennsport Motorsportart Nummer eins in den Vereinigten Staaten, gesegnet mit zahlreichen Rennbesuchern und zahlungskräftigen Sponsoren. Der erwähnte Split sowie die NASCAR sorgte für eine gewaltige Erosion in der IndyCar-Fanbasis. Wie kann man Gegensteuer geben? «Heute hat jedermann in der IndyCar-Serie erkannt, dass der Wiederaufbau der Fanbasis ein entscheidender Punkt für die Zukunft ist. Entsprechend wird auch Geld investiert», so Rahal. «Natürlich müssen die TV-Quoten steigen, das war in den letzten Jahren wirklich die Achillesferse unserer Rennserie. Die Besucherzahl bei den Rennen war eigentlich gut.»

«Es benötigt einen sehr aggressiven Kommunikations- und Werbefeldzug, um die Leute vor den Fernseher zu locken, um IndyCar-Rennen zu schauen. Ich hatte letzthin ein entsprechendes Gespräch mit einem Vorstandsmitglied. Er war komplett meiner Meinung. Wir müssen den Jungs nicht sagen, was falsch läuft. Die wissen, was falsch läuft und sind davon überzeugt, dass sie es besser machen können.»

Trotz den immer noch vorhandenen Flickstellen bleibt Bobby Rahal also ein unverwüstlicher Optimist: «Wenn wir kein gutes Produkt hätten, würden wir in Probleme geraten, aber wir haben ein grossartiges Produkt.»

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