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Eskil Suter: Welche Fehler sind passiert?

Von Günther Wiesinger
Firmenchef Eskil Suter erläutert die Gründe für den Rückzug aus der Moto2-WM und sucht Erklärungen für die Vormachtstellung von Kalex.

Der Schweizer Eskil Suter, Geschäftsführer der Firma Suter Racing Technology in Turbenthal, beteiligte sich 2012 noch in allen die Klassen des Motorrad-GP-Sports. In der Moto3-WM verkaufte er Suter-Honda-Maschinen, in der Moto2-WM gewann Marc Márquez damals die Fahrer-WM, dazu setzten Forward und Iodaracing Suter-BMW-Maschinen in der neuen Claiming-Rule-Kategorie der MotoGP-Weltmeisterschaft ein.

Dreimal hintereinander (von 2010 bis 2012) gewann Suter die Konstrukteurs-WM in der mittleren Hubraum-Klasse, die allerdings 2015 zu einem Quasi-Monopol ausartete. 2015 traten 22 Fixstarter auf Kalex an, 2016 werden es mindestens 26 sein.

Suter hatte in der abgelaufenen Sason nur noch zwei Motorräder im Moto2-Feld, bei JP Moto Malaysia (Cardus) und Ioadaracing (Alt), für 2016 wollte Technik-Direktor Alex Giussani mindestens sechs bis acht Fahrer ausstatten.

Aber es fanden sich nicht genug Überläufer. Deshalb zog Suter jetzt die Reissleine. Es wird keine Konstrukteurslizenz für die Moto2-WM 2016 gelöst.

Bei SRT werden viele andere Projekten vorangetrieben. Soeben wurden drei neue Mitarbeiter eingestellt. Es sind jetzt insgesamt 40 Personen bei SRT beschäftigt.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erörterte Firmenchef Eskil Suter die Gründe für den Rückzug und den unaufhaltsamen Aufstieg von Mitbewerber Kalex.

Eskil, deine zwei möglichen Kundenteams in der Moto2-WM 2016 stehen finanziell auf wackligen Beinen. Werden Sie trotzdem eventuell noch beliefert?

Ja, wenn jemand ein Motorrad will, können wir es liefern und einsetzen. Wir haben noch Material da.
Aber wir wollen als Hersteller nicht mehr dabei sein.

Wenn 2016 noch drei Suter-Fahrer in der WM mitfahren wollen, bekommen sie dann weiter On-Track-Support?

Nein, das machen wir nicht. Wir wollen ja den Aufwand zurückfahren, weil wir gar keine ausreichenden Kapazitäten haben.

Die Zusammenarbeit mit Mahindra Racing zur Entwicklung der MGP3O in der Moto3-WM läuft weiter?

Ja, das läuft weiter wie gehabt. Das bleibt wie bisher.

Suter Racing hat in der Moto2-WM 2014 noch zwölf Fahrer eingesetzt. Dann kam es zu einem grossen Aderlass. Welche Fehler sind passiert?

Das ist eine Entwicklung, die sich schon 2013 abgezeichnet hat. Wenn sich im Fahrerlager einmal die Überzeugung breitgemacht hat, dass man zum Gewinnen einen Kalex braucht, dann rennen alle Fahrer und Teams dorthin. Das ist immer schon so gewesen. Das sieht man jetzt auch bei Öhlins und WP. Weil einmal zwei, drei Fahrer auf WP Suspension gewonnen haben, sind viele Teams zu WP gewechselt. In ein paar Jahren schwappt die Welle dann wieder zurück. Das ist ein alt bekanntes Phänomen.

Wie ist es so weit gekommen, dass die Moto2-Welle Richtung Kalex übergeschwappt ist?

Das liegt daran, dass Kalex im Jahr 2013 irgendwo einen besseren Job gemacht hat. Sie haben ein Motorrad gebaut, das für die breite Masse ein bisschen einfacher zu fahren war. Vielleicht war die Philosophie, dass man sich mehr aufs Fahren konzentriert... Wir haben uns ein bisschen zu viel auf technische Fortschritte konzentriert. Irgendwann entstand dann der Eindruck, die Kalex habe ein breiteres Einstellfenster.
Die Teams haben weniger an der Einstellung rumprobiert, sondern sich aufs Fahren konzentriert. Bei Lüthi und Aegerter hat man 2015 gesehen, dass sie auch bei Kalex bei jedem Rennen mit dem Set-up gekämpft haben. Also ist das Einstellungsfenster bei Kalex nicht so gross, dass es immer und überall funktioniert.

Suter war 2012 noch in allen drei GP-Klassen beteiligt – wie sonst nur Honda. Habt ihr euch dadurch übernommen? Reichten die Manpower und die Entwicklungsbudgets nicht mehr aus? Oder ist die Moto2 eine Zeit lang vernachlässigt worden?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir in der Moto2 zu viel technisch entwickelt haben. Wir haben viel zu viele Möglichkeiten auf dem Rennplatz gehabt. Drei oder vier verschiedene Schwingen, verschiedene Chassis, fünf unterschiedliche Umlenkhebel. Wir haben eher zu viel gemacht. Für die Teams entstand dann die Schwierigkeit, aus diesem vielfältigen Angebot das richtige Material auszuwählen. Es war dadurch sicher schwierig, unser Motorrad abzustimmen, wenn man all diese Möglichkeiten in Betracht gezogen hat.

Sind auch Fehler passiert im Umgang mit den Teams? Ich denke an Ex-Partner wie Marc VDS, die verärgert wurden, weil 2012 Márquez das neue Bike als erster bekam, obwohl die Neuentwicklungen für Marc VDS zugesagt wurden?

Das läuft wieder auf das Gleiche raus. Wenn man viel neues Zeug entwickelt, kommt es zu Unstimmigkeiten, weil jedes Team die neuen Teile auch haben will. Wenn man dann nur ein oder zwei Teams die neuen Teile bekommt, dann passieren Unstimmigkeiten. Das war sich ein Fehler, den wir gemacht haben.

Kalex hat rigorosere Verträge gemacht und sie dann auch strikt eingehalten?

Sie haben weniger Material auf den Platz geschleppt. Und wenn sie es auf den Platz geschleppt haben, haben sie es allen Kunden angeboten. Das ist definitiv der entscheidende Punkt.
Da haben wir sicher einen Fehler gemacht.

Du bist selbst GP-Fahrer gewesen. So ein Rückzug nach drei Weltmeistertiteln ist für dich sicher mit Wehmut verbunden?

Nein, überhaupt nicht, denn ich weiss seit 2013, in welche Richtung es läuft. Wir haben genug zu tun. Wir müssen uns darauf konzentrieren, was auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Moto2 ist eine gute Sache. Wenn man genug Fahrer hat, ist es selbsttragend oder wirft sogar noch etwas Gewinn ab. Aber sobald es unter zehn Fahrer geht, ist so ein Projekt wirtschaftlich nicht mehr tragbar.

Suter Racing will jetzt neue Wege beschreiten. Aber da wird noch ein grosses Geheimnis draus gemacht?

Es geht Richtung Komplett-Motorräder, also um Bikes inklusive Motor.

Von welchem Hubraum sprechen wir da?

Das ist alles noch relativ offen. Wir sprechen aber sicher von Hubräumen mit mehr als 500 ccm.

Viertakter? Zweitakter?

Dazu kann ich wirklich noch keine Details verraten. Es muss ja nicht unbedingt einen Auftraggeber geben. Wir können das gegebenenfalls auf eigene Faust in Angriff nehmen.

Werden das Komplett-Motorräder für die Strasse oder für den Rennsport sein? Irgendeine Kleinserie von Edelbikes?

Darauf wird es hinaus laufen, dass wir uns Richtung Strasse orientieren.
Aber wie gesagt: Wir befinden uns noch im Planungsstadium.

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