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Hervé Poncharal: «Habe an Folger geglaubt»

Von Günther Wiesinger
Hervé Poncharal äußerte 2016 Bedenken, als Jonas Folger in der Moto2-Klasse hinter den Erwartungen zurück blieb. Nun lobt er: «Jonas war beim Valencia-Test wirklich eindrucksvoll.»

Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal gab beim Le Mans-GP im Mai die Verpflichtung von Jonas Folger für die MotoGP-WM 2017 bekannt.

Als der Bayer danach in der Moto2-Klasse einige schwache Vorstellungen lieferte, kamen bei Poncharal gewisse Zweifel auf.
Doch bei den ersten beiden MotoGP-Tests zog sich Folger auf der YZR-M1-Yamaha tadellos aus der Affäre.

Hervé, Jonas Folger hat sich mit der MotoGP-Yamaha sehr rasch sehr gut zurecht gefunden. Bist du überrascht? Oder in erster Linie erleichtert? Du hast während der Saison manchmal überlegt, ob du die richtige Wahl getroffen hast?

Es ist wahr, dass Jonas in der Saison 2016 nicht das erreicht hat, was er geplant und sich vorgenommen hat. Er hat nicht das geschafft, was alle von ihm erwartet haben.

Jonas hat in der Moto2-Saison 2016 aus Gründen, die ich nicht kenne und zu denen ich keinen Kommentar abgeben will, die erwarteten Ergebnisse nicht geliefert. Das ist klar.

Ich habe mich frühzeitig zur Verpflichtung von Jonas entschlossen, wir haben das bereits am Donnerstag beim GP von Frankreich gemacht, weil ich an ihn geglaubt habe. Denn ich habe ihn in der 125er-Klasse, in der Moto3 und in der Moto2 beobachtet.

Sicher habe ich eine stärkere Moto2-Performance erwartet. Aber ich habe ihn für die MotoGP verpflichtet... Natürlich hatte ich ein besseres Gefühl, wenn er bessere Leistungen in der Moto2 brachte. Aber meine Wahl ist in Le Mans im Mai gefallen, Jonas war danach meine Wahl für die MotoGP-Klasse 2017.

Sicher, die Ergebnisse in der Moto2 waren nach Le Mans ein bisschen enttäuschend.

Das hat dazu geführt, dass viele deutschsprachige Medienleute von Fernsehen, Print und Online kritische Fragen über Jonas stellten. Man wollte Kritik von mir hören.

Klar, ich war auch etwas verunsichert. Ich habe auch zugegeben, dass ich die Ursache für die schwachen Leistungen nicht wirklich verstehe, ich hatte ihn stärker eingeschätzt. Aber ich habe meine Einschätzung für 2017 nie geändert.

Manchmal habe ich dann das direkte Gespräch mit Jonas gesucht, denn ich wollte vermeiden, dass er glaubt, ich hätte das Vertrauen in ihn verloren. Ich habe nie bereut, dass ich ihn verpflichtet habe, das habe ich ihm mehrmals versichert.

Ich habe immer beteuert: «Jonas, ich bin happy, dass ich dich unter Vertrag genommen habe.» Ich habe ihn wissen lassen, dass ich keine großen Zweifel habe und dass unsere Zusammenarbeit nach dem letzten Grand Prix in Valencia beginnen wird.

Über die Saison 2016 will ich nicht zu viele Kommentare abgeben. Ich weiß nicht, was da passiert ist. Ich weiß nicht, welches Gefühl Jonas hatte und mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte. Ich weiß nur: Jonas war in der Moto2 manchmal sehr schnell. Trotzdem war er manchmal nicht dort, wo wir ihn erwartet haben.

Aber ehrlich gesagt: Ich war immer zuversichtlich, dass Jonas ein guter MotoGP-Fahrer sein würde. Ich war wirklich positiv überrascht von dem, was er beim ersten Test in Valencia gezeigt hat. Das war wirklich eindrucksvoll. Denn das war nicht nur eine einzelne Runde. Er hat sich mit jedem Run gesteigert und verbessert.

Außerdem war Jonas ziemlich ruhig. Viele andere Leute, die mit ihm zusammengearbeitet haben, haben mir vorher gesagt, er werde rasch nervös, er komme mit dem Druck nicht zurecht. Beim Test in Valencia war Jonas sehr ruhig. Er hat dem Team aufmerksam zugehört.

Was wir dort zustande gebracht haben, war wirklich eindrucksvoll. Trotzdem sah es weder an der Box noch draußen auf der Piste so aus, als sei er bereits am äußersten Limit gewesen.

Jonas Folger schien in Valencia weder mit der Power noch mit den vielen elektronischen Systemen Mühe zu haben?

Jonas hat beim Fahren einen recht sanften Eindruck gemacht. Manchmal wirkt ein Fahrer sanft, aber man spürt trotzdem, dass er am Maximum ist.

Das ganze Team inklusive Projektleiter Koichi Tsuji, das ist unser großer Boss, waren wirklich zufrieden.

Wir haben uns zwar verpflichtet, über den Sepang-Test von Ende November keine Auskunft zu geben. Ich kann aber verraten, dass Jonas auch dort bei den Rundenzeiten ähnlich nahe an den Werkspiloten dran war. Es ist auch dort alles sehr geschmeidig abgelaufen.

Für mich war der Test in Sepang sehr wichtig. Denn manchmal sieht beim ersten MotoGP-Test in Valencia alles ziemlich leicht und easy aus. Aber dann gehst du in die Winterpause und denkst: Hm, ich muss mich nicht besonders anstrengen.

Aber Sepang ist eine technisch sehr anspruchsvolle Strecke, die klimatischen Verhältnisse sind sehr anstrengend. Sepang ist also in vielerlei Hinsicht wesentlich mühsamer als Valencia. Als auch Sepang sehr positiv ausgefallen ist, war ich erleichtert.

Das hört sich alles recht euphorisch an. Was kannst du von Jonas für 2017 erwarten?

Ich bin lange genug in diesem Geschäft dabei. Und ich weiß, dass ich nachdenken muss, bevor ich eine Prognose abgebe. Ich werde also nicht behaupten, dass wir mit Jonas nächstes Jahr Rennen gewinnen und die Konkurrenz zerstören werden. No. Das werde ich nie sagen.

Denn ich kenne den Level der Spitzenfahrer. Und ich weiß, wie wichtig der Lernprozess während der Rookie-Saison ist. Aber wenn sich Jonas so weiter entwickelt, wenn er weiter gut mit dem Team zusammenarbeitet, wenn er befolgt, was ihm das Team und Yamaha mitteilen, wie es in Valencia und Sepang der Fall war, dann können wir eine interessante Saison erleben.

2017 werden wir einen harten Fight für den «Rookie of the Year Award» erleben. Wir haben Alex Rins auf der Werks-Suzuki, wir haben Sam Lowes auf der Werks-Aprilia, wir haben Jonas Folger und Johann Zarco im Kundenteam bei Tech-3-Yamaha. Es wird zwar nicht unsere Priorität sein, aber doch ein wichtiges Ziel, mit einem der beiden Fahrer die Rookie-Wertung zu gewinnen.

Wenn wir uns das Startfeld anschauen mit sechs Werksteams, dann wäre es schon erfreulich, wenn wir bei den ersten vier, fünf Rennen in die Top-Ten kommen könnten.

Wir haben zwei Werks-Honda, zwei Werks-Yamaha, zwei Werks-Ducati, eine Werks-Suzuki, die immer vor uns sein sollten, das sind schon sieben Motorräder. Dann haben wir noch Cal Crutchlow, Scott Redding, Danilo Petrucci und andere schnelle Piloten.

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