Aprilia: 300. GP-Sieg zum 80. Firmenjubiläum
Aprilia wurde 1945, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als kleine Fahrrad-Manufaktur gegründet. Den Namen erhielt der italienische Hersteller vom Firmengründer Alberto Beggio in Anlehnung an die von ihm hochgeschätzte Limousine Lancia Aprilia.
Mitte der 1950er-Jahre kaufte Beggio eine kleine Werkstatt in Noale, rund 30 km von Venedig entfernt. Aprilia-Fahrräder waren bald landesweit bekannt, doch dessen Sohn Ivano hatte anderes im Sinn und trieb die Motorradproduktion voran.
1964 stellte man parallel zur Fahrrad-Produktion das erste Aprilia-Kleinkraftrad mit Minarelli-Motor vor. Mit der Firmenübernahme von Ivano Beggio 1968 stellte man die Produktion mit den Modellen Colibri, Daniela und Packi endgültig um.
In den 1970er-Jahren entdeckte Aprilia den Motorsport für sich und machte sich zunächst beim Motocross einen Namen. Als Kraftquellen setzte man auf Motoren von Minarelli, Sachs oder Hiro. Um unabhängiger zu sein, erwarb Aprilia später die Exklusivrechte an Rotax-Motoren und weitete die Motorsportaktivitäten auf den Straßenrennsport, Gelände- und Trialsport aus.
Im Grand-Prix-Zirkus war Loris Reggiani Aprilias erstes Aushängeschild. Mit ihm feierte man am 30. August 1987 in Misano den ersten Grand-Prix-Sieg, dem 299 weitere folgten.
Den ersten Weltmeistertitel errang Aprilia 1992 mit Alessandro Gramigni in der damaligen 125-ccm-Klasse. Seit dem sammelten Kazuto Sakata (2), Valentino Rossi, Roberto Locatelli, Arnaud Vincent, Alvaro Bautista und Gabor Talmacsi sieben weitere Titel für Aprilia in der kleinen Hubraum-Klasse. Bei den 250ern war es Massimiliano Biaggi 1994, der den Aprilia-Siegeszug einleitete. Neben dem Römer, auf dessen Konto drei Titel gingen, beteiligten sich auch Loris Capirossi, Valentino Rossi, Marco Melandri, Manuel Poggiali und Jorge Lorenzo (2) an dieser Erfolgsgeschichte.
Herausragende Jahre waren dabei 1994, 1998, 2002, 2006, 2007, als Aprilia in den beiden kleinen Hubraumklassen bis 125 bzw. 250 ccm die Weltmeister stellte. 1994 waren das Kazuta Sakata und Max Biaggi, 1998 Kazuta Sakata und Loris Capirossi, 2002 Arnaud Vincent und Marco Melandri, 2006 Alvaro Bautista und Jorge Lorenzo sowie 2007 Gabor Talmacsi und Jorge Lorenzo.
Beim Abgesang der Achtelliterklasse 2011 sicherte sich Aprilia mit Nicolas Terol als letztem 125er-Weltmeister der Geschichte diesen unauslöschlichen Eintrag in die Geschichtsbücher.
Nach einem wenig erfolgreichen Intermezzo in der GP-Königsklasse, demonstrierte Aprilia in der Superbike-WM seine Kompetenz und gewann mit Max Biaggi 2010 und 2012 sowie Sylvain Guintoli 2014 drei Titel in der seriennahen Weltmeisterschaft.
2015 kehrte Aprilia auf die ganz große Motorrad-Weltbühne zurück und schickte Alvaro Bautista und Marco Melandri sowie später Stefan Bradl als Ersatz für Marco Melandri in die MotoGP.
Es dauerte bis zum 3. April 2022, als Aleix Espargaro im argentinischen Termas de Rio Hondo Aprilia den ersten MotoGP-Sieg schenkte. Am Saisonende wurde der Spanier starker WM-Vierter.
Aktuell ist Aprilia in der Königsklasse nicht mehr nur Herausforderer des zuletzt dominierenden direkten italienischen Mitbewerbers Ducati, sondern eine ernsthafte Bedrohung. Insbesondere Marco Bezzecchi fährt 2025 im Werksteam regelmäßig um den Sieg. Trackhouse-Aprilia-Pilot Raul Fernandez holte sich auf Phillip Island mit der RS-GP seinen ersten MotoGP-Sieg.