MotoGP: Pramac-Boss schießt gegen Ducati

Bridgestone: Shinji Aoki über das Reifendebakel

Von Matthias Dubach
Auf Phillip Island gingen selbst die harten Hinterreifen des Einheitslieferanten nach zehn Runden kaputt. Sie hätten eigentlich 27 Runden halten müssen. Nun rauchen in Japan die Köpfe.

Für MotoGP-Einheitsreifenlieferant Bridgestone wurde der Australien-GP auf Phillip Island zu einem denkwürdigen Debakel. Wegen des vor Monaten neu verlegten Asphalts auf der Traditionsrennstrecke hielt selbst die harte Hinterreifenmischung nur zehn Runden durch. Im Gegensatz zur Formel 1, in der Ausrüster Pirelli explizit den Auftrag hat, rasch abbauende Reifen zu liefern, konnte Bridgestone keine taugliche Ausrede für das Schlamassel vorbringen. Selbst das am Samstag angekündigte Rennformat von 26 Runden mit einem obligatorischen Motorradwechsel war unmöglich durchzuführen, nach dem Warm-up musste der japanische Reifenhersteller um einen noch kürzeren Grand Prix bitten.

«Nach dem Warm-up haben wir die Reifen analysiert, um zu sehen, wie es ihnen bei den Long-runs der Fahrer ergangen ist», erklärte Shinji Aoki, der Manager der Bridgestone-Motorsport-Entwicklungsabteilung. «Danach war es offensichtlich, dass wir die maximale Laufzeit der Hinterreifen auf zehn Runden beschränken mussten. Im Bewusstsein dieser neuen Information führten wir mit der FIM, der Dorna und der IRTA Diskussionen über die Situation. Ein flag-to-flag-Rennen über 19 Runden war die beste Option.»

Das war es in der Tat: Denn bei Marc Márquez, der im Rennen unerlaubt eine elfte Runde fuhr und dafür disqualifiziert wurde, fehlten bereits grosse Gummistücke und es klafften bedenkliche Risse im Hinterreifen. Die am Samstag geplanten 13 Runden am Stück hätten verheerend sein können.

Bei Bridgestone war klar, schlimmer konnte die Situation nur noch durch einen Unfall werden. Deshalb rang sich Aoki zur Aussage durch: «Es war ein ziemlich aufregendes Rennen, das ohne Zwischenfälle ablief. Ich möchte den Teams und den Fahrern gratulieren, dass sie emsig gearbeitet haben, um sich auf diese einmalige Rennsituation einzustellen.»

Der Reifenhersteller hat nun ein Jahr Zeit, um ein erneutes Debakel in Australien zu verhindern. Aoki: «Wir haben organisiert, dass die gebrauchten Reifen von diesem Wochenende sofort in unser technisches Zentrum nach Japan geliefert werden. Dort werden wir detailierte Analysen vornehmen. Das wird der erste Schritt sein, um neue Reifen für die zukünftigen MotoGP-Rennen auf Phillip Island zu entwickeln.»

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