Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Jack Miller (20.): «Habe erst zehn Prozent gelernt»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller, 2014 sechsfacher Moto3-GP-Sieger, lernt in der MotoGP-Klasse das Motorradfahren wieder neu. Aber er lässt sich nicht entmutigen und freut sich über seine Fortschritte.

Moto3-Vizeweltmeister Jack Miller steigerte sich Freitagfrüh beim dritten Tag des MotoGP-Tests in Sepang auf seiner Open-Honda auf eine Zeit von 2:01,895 min, aber er kam trotzdem nur auf Platz 20.

Er liegt damit rund 1,1 Sekunden hinter Stefan Bradl auf dem besten Open-Bike, aber der Australier hat erst sieben Tage auf der LCR-Honda hinter sich, er zieht sich anständig aus der Affäre.

«Wir haben versucht, Freitagfrüh eine schnelle Runde hinzulegen, bevor der Belag zu Mittag wieder zu heiss wird. Das ist gut gelungen, aber ich habe ein paar Fehler eingebaut», bemerkte der 19-jährige Australier, der sich einen Zwei-Jahres-Vertrag mit HRC gesichert hat. «Wir werden von Tag zu Tag besser und stärker. Wir haben einen Long-run gemacht, der mich körperlich ziemlich geschlaucht hat. Ich muss künftig noch mehr trainieren als bisher... Am Ende des Long-runs bin ich ziemlich müde geworden. Da habe ich noch Arbeit vor mir.»

Miller und sein Crew-Chief Cristian Gabarrini liessen das Motorrad an den drei Tagen von der Geometrie her weitgehend unverändert. «Wir machen nur ein paar kleine Klicks, ein paar kleine Schritte», berichtete Miller. «Ich muss mich an die Reifen und ihre Arbeitsweise gewöhnen, ich muss mich mit dem Bike besser anfreunden, ich muss die Charakteristik des Motors kennenlernen.»

«Aber die 2:01,8-Runde war nicht so schwierig. Ich bin allein unterwegs gewesen, in der nächsten Runde ist Rossi vor mich gesprungen, ich bin die ganze Runde an seinem Arsch dran geblieben. Aber dann kam ich zur letzten Kurve, ich wäre ihm beinahe ins Heck gedonnert, weil ich noch zu viel mit dem Kopf bei der Moto3 bin. Auf dem MotoGP-Bike ist es viel schwieriger einzuschätzen, wo der andere Fahrer ist. Die Honda ist so gut auf der Bremse... Und ich hatte erstmals einen Fahrer unmittelbar vor mir. Ich habe diese Runde also in der Zielkurve versaut. Aber die Zeiten sinken.»

Miller fuhr am ersten Tag auch ein paar Runden gemeinsam mit seinem alten Moto3-Kumpel Maverick Vinales, mit dem er sich den persönlichen Manager Aki Ajo teilt. «Wir arbeiten nicht zusammen, aber Maverick fährt recht gut, aber bei dieser Gelegenheit haben wir uns gegenseitig ein paarmal überholt... Einer hat dem andern den Weg gezeigt.»

Miller wusste in der Mittagspause gar nicht, wer schnellster Open-Class-Pilot-Fahrer war. «Wer ist der schnellste Open-Pilot? Ah, Stefan... Welche Zeit ist er gefahren? 2:00,02 min? Okay, da haben wir noch einen kleinen Abstand... Aber das ist unser erster offizieller Test mit diesem Motorrad. Wir sind nicht so weit hinten, wie wir erwartet haben. Ich fühle mich immer komfortabler beim Fahren. Ich muss rausfinden, wie diese Reifen funktionieren, wenn sie neu sind. Ich muss auch ergründen, wie sie sich bei halber Renndistanz und so weiter verhalten. Im Long-run waren sie in den ersten fünf Runden wirklich konstant, ich bin einige niedrige 2.02-Zeiten gefahren. Dann hatte ich ein paar Rutscher, ich habe zwei Runden hintereinander Vorderradrutscher gehabt. Das hat etwas Vertrauen gekostet. Es hatte auch mit dem geringer werdenden Spritvorrat zu tun. Ich hatte dann weniger Gewicht vorne. Diese Rutscher haben mich ein bisschen durchgerüttelt, ich habe dann zwei Runden gebraucht, bis ich mich wieder erfangen hatte. Der Long-run war hart. Meine Beine haben gekocht. Ich habe in der MotoGP erst zehn Prozent von dem gelernt, was ich lernen muss.»

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