Cal Crutchlow (LCR-Honda): «Stürze nie absichtlich»

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow beteuert, dass ihn die teilweise heftigen Angriffe in den sozialen Medien kalt lassen. «Ich weiss ja selber, wenn ich runtergefallen bin.» Er verweist auf seine sechs Podestplätze in der MotoGP!

Cal Crutchlow hat im LCR-Honda-Team in 24 Rennen einen Podestplatz erreicht, er liegt 2016 nach vier Rennstürzen bei sechs Rennen nur an 19. Position – nach zwei elften Rängen in Jerez und Mugello.

Der ehemalige Supersport-Weltmeister, der 2013 in der ersten Saisonhälfte bei Tech3-Yamaha immerhin vier Podestplätze einheimste, musste in letzter Zeit viel Kritik einstecken.

Denn Honda erwartet von den Piloten in den Kundenteams bessere Resultate. «Die Bikes sind identisch mit jenen von Repsol», behauptete HRC-Manager Livio Suppo kürzlich. «Nur die Lackierung ist anders.»

Auch in den sozialen Medien muss Crutchlow mitunter wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Er wird gern als «Crashlow» oder «Crutchslow» bezeichnet.

«Ich brauche keine Bemerkungen auf Facebook oder sonst wo, die mich daran erinnern, dass ich wieder einen Sturz fabriziert habe. Ich bin ja nicht blöd, ich merke selber, wenn ich runtergefallen bin», sagt der 30-jährige Brite. «Gleichzeitig weiss ich, dass ich nicht mit so viel Talent gesegnet bin wie die Rennfahrerkollegen, die dauernd ganz vorne sind. Es ist mir noch nie schwergefallen, diese Tatsache einzugestehen. Es macht mir auch nichts aus, weniger Talent zu haben.... Denn ich fühle mich dadurch stärker belohnt, wenn ich trotzdem Erfolg habe, ich muss mir das härter erarbeiten und erkämpfen. Ich bin nicht aufgewachsen, indem ich mit 3 Jahren schon pausenlos auf Motorrädern rumgedüst bin. Ich habe erst mit 13 Jahren begonnen. Ich habe nicht diese grossartigen Fähigkeiten, welche die Top-4 auszeichnen. Aber ich habe trotzdem einige Erfolge errungen. Ich habe neben vielen schönen Zeiten auch einige herbe Rückschläge erlebt. Was soll ich den Kritikern in den sozialen Medien antworten? Ich stürze nie absichtlich. Auch das Team will nicht, dass ich im Kiesbett lande. Aber anscheinend gibt es ein paar so genannte Fans, die sich daran ergötzen und schadenfroh sind, wenn ich auf dem Boden lande... Ich weiss nicht, wie viel Sachverstand diese Leute haben. Manchmal lade ich solche Personen sogar zu uns an die Box ein, damit sie sich ein Bild davon machen können, um was es in der MotoGP-WM geht.»

Crutchlow weiter: «Ich werde mich nicht ändern. Ich werde mich immer bemühen, die Wahrheit zu sagen. Ich nehme gerne die Schuld auf mich, wenn ich Mist gebaut habe. Und ich stehe 100-prozentig dazu, dass jeder Fan seine eigene Meinung vertreten darf. Aber man muss mir auch gestatten, selbst eine Meinung zu haben. Versteht mich nicht falsch. Ich freue mich über jeden Fan. Ich habe in meiner Karriere immer starken Support der Fans gespürt, wo immer ich gefahren bin. Manche Menschen mögen mich, manche nicht. Beeinflusst das Zeug der Social Media mein Leben in irgendeiner Weise? Nein, keine Sekunde. Manchmal ist es sogar ganz unterhaltsam. Zum Teil betrachte ich das als Belustigung.... Mein Leben ändert sich nur in dem Augenblick, wenn ich mir eine Verletzung zuziehe. Aber es verletzt mich nicht, wenn sie mir in irgendeinem Posting sagen, ich sei ein Idiot. Dass ich ein Idiot bin, kann ich mir nach einem Crash selber den ganzen Tag lang einreden. Dazu brauche ich keine Postings im Internet.»

«Ich weiss, dass ich mich steigern muss. Aber ich nehme mir jetzt nicht vor, bei den nächsten Rennen dies oder jenes zu leisten», fährt Crutchlow fort. «Am Ende des Tages sind die Leute in diesem Paddock nicht blödsinnig. Die Hersteller wissen, wie die Situation aussieht. Ich denke, Yamaha bildet mit den zwei aktuellen Werkspiloten immer noch bei den meisten Rennen eine starke Podest-Kombination. Das ist die Wahrheit. Marc Márquez ist mit der Honda bei weitem nicht mehr so überlegen wie 2013 und 2014. Und mit Ausnahme von Dovi hat in den letzten Jahren kein anderer Fahrer ausserhalb der grossen Vier mehr Podestplätze erreicht als ich – insgesamt sechs auf drei unterschiedlichen Fabrikaten. Ich kann momentan nichts anderes tun, als zu warten, bis ich wieder an der Reihe bin. Ich bin im Moment happy mit meiner Position bei LCR. Die Verhandlungen für die Zukunft sind am Laufen. Sie wissen, wozu ich fähig bin. Aber ich habe auch gesehen, wie schnell man mit unserem Motorrad auf dem Boden landet... »

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