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Angus Heidecke (KTM): Von AC/DC bis Ken Roczen

Von Thoralf Abgarjan
Angus Heidecke: Motocross ist sein Lebensinhalt

Angus Heidecke: Motocross ist sein Lebensinhalt

Im ersten Teil der Reportage über den deutschen WM-Piloten Angus Heidecke (KTM) erzählt der Bitterfelder, wie er zum Motocross kam und wie er mit seinem Freund Ken Roczen zusammen die Ferien verbrachte.

Wie schnell man im Motorsport von der Realität überholt wird, zeigt diese Reportage über den deutschen MXGP-WM-Piloten Angus Heidecke.

Der ursprünglicher Plan war, die 'Saure-Gurken-Zeit' (3 Wochen WM-Pause zwischen Mantova und Loket) mit einer Reportage über einen außergewöhnlichen Sportler zu überbrücken.

Die 3 Wochen sind geblieben, aber das Konzept wurde von der Realität komplett über den Haufen geworfen: Angus Heidecke stürzte wenige Tage nach dem Interview mit SPEEDWEEK.com beim Start zum ersten MX-Masters-Lauf in Bielstein und brach sich dabei den linken Oberarm.

Nun ist klar: Für Heidecke ist die Saison 2016 beendet. Deutschlands dritter MXGP-WM-Pilot wird in diesem Jahr keine weiteren WM-Punkte mehr holen können.

Aber bis zur 9. WM-Runde in Spanien war Heidecke der zweitbeste deutsche WM-Pilot hinter Max Nagl (Husqvarna). Erst in Runde 10, in Frankreich, wurde er von seinem Teamkollegen Dennis Ullrich abgefangen, der nach einem brillanten Start über sich hinauswuchs und auf Anhieb 15 WM-Punkte holte.

Als Amateur im Haifischbecken der Profis
Heideckes Leistung ist umso bemerkenswerter, da er im Haifischbecken der hoch-kommerzialisierten Premiumklasse des Motocross der einzige echte Amateur ist!

Als ich ihn am Montagmorgen nach dem Rennen in Mantova (Italien) anrief, um einen Interview-Termin zu vereinbaren, ging ich natürlich davon aus, dass sich Heidecke noch auf dem Heimweg aus Italien befindet, denn das letzte Rennen endete dort um 18 Uhr. Weit gefehlt: Heidecke stand bereits wieder hinter dem Tresen seines Autohandels, den er sich in Bitterfeld selbst aufgebaut hat, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er musste zurück, um für seine Kunden da zu sein. Nach einem Grand-Prix-Wochenende mit 3 beinharten Rennen und einem brutalen Abflug im Quali-Race war er noch über Nacht nach Deutschland gefahren, hat morgens um 4 bei seinem Mechaniker in Chemnitz noch das Bike vorbeigebracht, um pünktlich zur Öffnungszeit seines Geschäfts vor Ort zu sein!

Dort trafen wir auf einen bescheidenen und gleichzeitig mit beiden Beinen auf dem Boden stehenden Sportsmann, dem die Passion Motocross zum Lebensinhalt geworden ist.

Wie bist Du zu Deinem außergewöhnlichen Vornamen gekommen?
«Durch Angus Young, dem Leadgitarristen von AC/DC. Mein Vater war und ist ein großer Fan von ihm.»

Wie bist Du zum Motocross gekommen?
«Mein Vater ist früher hobbymäßig Motocross gefahren. Mit 3 Jahren habe ich ein Quad bekommen. Damit bin ich bei meinem Opa durch den Garten geheizt. Mit 5 habe ich dann die erste 50er bekommen, weil das Quad zu langsam war. Durch einen Bekannten sind wir dann zum ersten Rennen gekommen. Mit 6 Jahren habe ich mein erstes Rennen bestritten.

Hattest Du eine eigene Trainingsstrecke, wie Ken Roczen in Mattstedt?
«Nein. Aber hier ganz in der Nähe von Bitterfeld gibt es die Strecke in Roitzsch, wo ich viel trainiert habe. Inzwischen fahre ich dort nicht mehr, denn ich bin dort einfach schon zu oft gefahren.» (lacht)

Welche Unterstützung kam aus der Familie?
«Mein Vater hat eine Gerüstbaufirma und musste die ganze Woche arbeiten. Am Mittwochabend hat er sich regelmäßig frei genommen, dass wir trainieren konnten und am Wochenende sind wir dann zu den Rennen gefahren. Er kommt auch heute noch zu jedem Rennen.»

Was waren das am Anfang für Rennen?
«Das waren Läufe zur DJFM.», Anm.: [Deutsche Jugendförderung Motorsport]. «Dort kommt auch Kenny [Roczen] her und auch Daniel Siegl. Wir sind damals alle zusammen Rennen gefahren.»

Warst Du damals auch einmal vor Ken Roczen im Ziel?
«Anfangs ja» (lacht), «wir waren gute Kumpels, sind auch gemeinsam in den Urlaub gefahren. In den Sommerferien war er immer bei mir oder ich war bei ihm. Dann ist er in der 85er Klasse 2004 Deutscher Meister geworden und ich war in diesem Jahr Zweiter.»

Im zweiten Teil der Reportage berichtet Angus Heidecke davon, wie er sich als Privatier in der Königsklasse des Motocross durchschlägt.

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