Kämpfen und keine Sekunde bereuen

Von Hans Greiner
Rosita Leotta denkt auch an die Zukunft

Rosita Leotta denkt auch an die Zukunft

Im Gespräch mit der Deutschen Trial-Meisterin Rosita Leotta (20). Seit dem Rücktritt von Iris Krämer ist sie das deutsche Aushängeschild.

Die 1989 in Giarre auf Sizilien/Italien geborene Grossheubacherin ist derzeit die Nr. 1 im deutschen Frauen-Trial-Sport. Nach dem Rücktritt von Iris Krämer von der internationalen Trialbühne ist sie auch bei der Damen-WM unser Aushängeschild. Als zweifache und aktuelle Deutsche Trial-Meisterin ist Rosita Leotta bereit für die Saison 2010. Wir stellten der angehenden Polizistin zehn Fragen.

Im Alter von sechs Jahren hast du dir den Trial-Bazillus eingefangen, wie kam das?

Durch meinen Papa, der im MSC Grossheubach «just for fun» etwas Trial-Sport betrieb. Begonnen hat alles auf einer kleinen Yamaha PW 50, die ich mit meiner grossen Schwester teilte. Während meine Schwester sich eher weniger mit dem Trial-Sport identifizieren konnte, fing ich Feuer an dieser genialen Sportart und konnte die Finger nicht mehr davon lassen. Meine erste Trial-Maschine war eine Yamaha TY80, die meinem Club gehörte und die ich zwei Jahre fuhr.

Mit der TY80 bist du 1998 deine erste Veranstaltung gefahren. Das war in Bauschheim beim Jugend-Trial. Welche Erinnerungen hast du daran?

Ich kann mich noch genau an die quer hintereinander liegenden Baumstämme erinnern, wo meine kleine Yamaha immer genau dazwischen passte. Wo die anderen mit ihren grossen Maschinen locker drüberrollen konnten, hatte ich schwer zu kämpfen! Damals fand ich das wirklich schrecklich, aber wenn ich heute zurückblicke, haben diese Zeiten meinen Ehrgeiz unglaublich geprägt.

Nur zwei Jahre später bist du bereits bei der Damen-EM in Grossheubach gestartet. Das war 2000, dem ersten Jahr, seit dem es offizielle internationale Damen-Trial-Klassen gibt. Findest du die Mädchen-Klassen gut, oder würdest du dich lieber mit den Jungs messen?

Ich finde es besser, wenn man sich als Mädchen an den Jungs misst, denn in den Anfängerklassen tut man sich noch verhältnismässig leicht als Mädchen. Aber ab der Klasse 3 haben die Jungs körperlich Vorteile. Natürlich ist es schön für uns, dass es eigenständige Meisterschaften für Frauen gibt, aber wenn man sich auch international als Frau behaupten will, dann muss man sich an den Jungs orientieren und einige kämpferische Wochenenden hinter sich bringen, die sich letztendlich auch für den internationalen Sport lohnen. Dann kommt auch der Kampfgeist, und man lernt enorm dazu.

2003 kam der grosse Überraschungserfolg mit der deutschen Damen-Nationalmannschaft beim Trial der Nationen in Italien – ihr wurdet Team-Weltmeister. Wie hat das deine Karriere beeinflusst?

Beim Trial der Nationen habe ich erst richtig internationales Blut geleckt. Es war für mich das erste Mal, dass ich in der Nationalmannschaft fuhr, und dann haben wir auch noch gleich gewonnen. Da wollte ich natürlich im nächsten Jahr wieder dabei sein. Die Menschen hierzulande sind da auch das erste Mal so richtig auf uns Mädels aufmerksam geworden. Auch unser Stellenwert stieg dadurch, und so habe ich meine ersten Sponsoren bekommen. Erstmals hatte ich einen bedeutenden Erfolg vorzuweisen.

2003 wurde der Damen-Weltcup eingeführt, bei dem du zweimal auf den dritten Gesamtrang kamst (2004/2005). Seit 2006 gibt es die offizielle Damen-WM, wo du zwei sechste Ränge, einen siebten und 2009 den fünften Gesamtrang erreicht hast. Greifst du dieses Jahr voll an?

Durch den Beginn meiner Ausbildung bei der Polizei habe ich weniger Zeit zum Training gehabt, aber ich gehe dennoch voll an die Sache ran und habe mir als grosses Ziel gesetzt, Spass zu haben. Trotzdem strebe ich an, mich unter den Top-Fünf behaupten zu können. Wenn ich starte, dann gebe ich auch mein Bestes, und deshalb konzentriere ich mich dieses Jahr auch voll auf die WM. An erster Stelle steht momentan meine Ausbildung. Die EM bestreite ich aus zeitlichen Gründen nicht. Wenn ich die Ausbildung erst mal hinter mich gebracht habe, kann ich immer noch neue Prioritäten setzen, aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem man erst mal für seine weitere berufliche und finanzielle Zukunft sorgen sollte, um auch weiterhin das Hobby finanzieren zu können.

Du wirst also Polizistin. Solltest du als Weltklasse-Fahrerin nicht Profi sein?

Das ist in Deutschland leider nicht möglich, so wie in Spanien beispielsweise, obwohl es einige grosse Talente in Deutschland gibt. Es ist schade, dass man hier nicht die Möglichkeit hat, sein Hobby zum Beruf zu machen. Dafür ist der Trial-Sport hierzulande leider viel zu sehr eine Randsportart, als dass man ihn professionell betreiben könnte. Ich bin aber froh darüber, von der Polizei für die Sportveranstaltungen freigestellt zu werden, das hilft mir ungemein. Bei der Polizei habe ich auch nur positive Rückmeldungen über den Trial-Sport erhalten, was mich sehr zuversichtlich für die Zukunft macht.

Du fährst im Team von Zweiradsport Neukirchen, das ebenfalls in Grossheubach ansässig ist. Ist das ein grosser Vorteil für dich?

Wegen der Ausbildung wohne ich derzeit unter der Woche in Würzburg, da habe ich leider kein Trial-Motorrad dabei, da ich dort ohnehin keine Trainingsmöglichkeit habe. Wenn mir dann aber beim Training oder bei Veranstaltungen am Wochenende etwas kaputt geht an der Maschine, dann ist dies natürlich ein enormer Vorteil, wenn das Team in der Nachbarschaft vor Ort ist. Dank der schnellen und kompetenten Hilfe von Matthias Neukirchen habe ich bisher auf kein Training oder Wettbewerb wegen eines Defektes verzichten müssen.

Was sagen die Jungs die du kennenlernst, wenn sie erfahren, dass du so eine erfolgreiche Trial-Fahrerin bist?

Also, meistens erwähne ich erst mal gar nichts davon. Ich bin keine, die mit Erfolgen prahlt oder mich damit in den Vordergrund stellen möchte. Die Innenseiten meiner Handflächen verraten dann meist doch mein Hobby. Die Hornhaut vom Griff am Lenker fällt eben doch irgendwann auf, auch wenn man sie immer geschickt verstecken möchte. Meistens sagen viele «echt, Trial!» und sind fast schockiert und glauben es kaum, da man es mir gar nicht ansehe. Aber generell kommt es bei den Leuten gut an. Da spürt man dann schon den Respekt vor der ungewöhnlichen sportlichen Leistung und davor, dass ich ein Ziel im Leben habe und nicht einfach nur rumhänge wie viele andere in meinem Alter.

Wie stellst du dir deine sportliche Zukunft vor?

Ich möchte auch in zehn Jahren noch Spass dran haben, denn da ich ja ohnehin nichts mit dem Sport verdienen kann, steht für mich der Spass im Vordergrund. Auf jeden Fall möchte ich mal ein paar Mehrtages-Trials fahren, das Scottish Six Days Trial zum Beispiel wäre ein Traum. Die Nachwuchsarbeit steht für mich auch im Vordergrund. Ich freue mich immer sehr, wenn ich meine Erfahrungen als Trainerin in Lehrgängen an andere weitergeben kann.

Mittlerweile gibt es viele Mädchen, die Trial fahren. Was würdest du ihnen als Rat geben?

Das Wichtigste ist erst mal, aus Überzeugung Trial zu fahren und nicht für andere Leute. Sie müssen das Trial-Fahren lieben, denn es gibt immer mal wieder harte Zeiten, die man ohne den genügenden Ehrgeiz nicht überstehen kann. Es gibt nicht immer nur Höhenflüge, das sollte sich jeder vor Augen halten.

Gerade wenn man denkt, es geht nicht mehr, nun komme ich nicht mehr weiter, macht man meist einen bedeutenden Sprung nach vorne, wenn man denn dran bleibt. Wenn man den nötigen Kampfgeist entwickelt und auch mal den inneren Schweinehund überwindet, bekommt man auch von den Jungs Respekt und Anerkennung.

Ich habe nie auf andere Leute gehört, sondern habe immer mein eigenes Ding gemacht. Heute kommen Leute zu mir und bewundern, was ich mache, dass ich das durchziehe, und das sind die Momente, die mir zeigen, dass ich alles richtig gemacht habe. Viele Mädels geben viel zu früh auf und kämpfen zu wenig. Ich kämpfe heute noch und bereue keine Sekunde.

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