Solberg siegt in Estland, Tänak in WM-Führung
Das WRC2-Ass Oliver Solberg ist endgültig in die Fußstapfen seines Weltmeister-Vaters Petter getreten. Der Schwede triumphierte souverän bei der Rallye Estland und fuhr somit bei einem Rallyeweltmeisterschaftslauf erstmals zum Sieg.
Der 23-jährige Blondschopf verblüffte diegesamte etablierte Rallye-Elite mit einer souveränen Vorstellung über die gesamte Rallye hinweg auf den Hochgeschwindigkeits-Schotterstraßen im Süden von Estland. Bei seinem Debut in einem Toyota Rally1-Auto gelang der große Erfolg 20 Jahre nach dem letzten Rallye-WM-Laufsieg von Petter Solberg im Jahr 2005.
Zusammen mit seinem Beifahrer Elliott Edmondson wurden Solberg erst wenige Wochen vor der Rallye für den einstweilen einmaligen Einsatz berufen und konnte gerade an zwei Tagen ein Rally1-Auto vor der Tallye Estland testen.
Für das Duo stellte es der erste Rallye1-Start seit der Rallye Neuseeland im Jahr 2022 dar. Schon zu Beginn des achten WM-Laufs hinterließ Solberg einen exzellenten Eindruck und fuhr gleich auf der Auftaktwertungsprüfung am Freitag an die Spitze und verteidigte diese über das gesamte Wochenende unangefochten bis ins Ziel.
Seinen überlegenen Lauf setzte sich auch am Super Sunday fort, als Solberg auf zwei der drei Prüfungen des Tages bei feuchten und rutschigen Bedingungen das Tempo bestimmte. Unbeeindruckt vom veränderten Grip baute er seinen Vorsprung souverän aus. Schließlich gewann er mit 25,2 Sekunden Vorsprung vor dem Lokalmatador und Ex-Weltmeister Ott Tänak im Hyundai.
«Nach all den Jahren ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen. Elliott und ich haben es endlich geschafft», kommentierte Solberg seinen Erfolg. «Ich möchte mich einfach bei Toyota bedanken. Der Dank gilt auch dem Testteam, das mir im Vorfeld geholfen hat, mich mit dem Rally1-Auto einzuschießen und wohl zu fühlen. Toyota hat mir über die gesamte Rallye hinweg die allerbeste Hilfestellung gegeben. Die Toyota-Mannschaft ist ein wunderbares Team. Ich hatte mit der Rallye noch nie eine so gute Zeit in meinem Leben».
Im Vorfeld der Rallye war Ott Tänak beim Heimspiel als Favorit gehandelt worden. Permanent fuhr Tänak an zweiter Stelle. Ein Ausrutscher am Samstagmorgen kostete ihm rund sieben Sekunden, was seinen Hyundai-Teamkollegen Thierry Neuville bedrohlich nahe auf Tuchfühlung brachte. Die Gefahr relativierte sich am Sonntag, als Neuville, der mit nur 4,0 Sekunden Rückstand in den Finaltag gestartet war, eine 10-Sekunden-Strafe für einen Fehlstart auf WP18 erhielt. Schließlich klassierte sich der amtierende Weltmeister 23,1 Sekunden hinter Tänak als Dritter.
Obwohl Tänak den Sieg verpasste, reichte sein Ergebnis aus, um Elfyn Evans zu überholen und die Führung in der Fahrerwertung mit einen Punkt zu übernehmen. Evans, der Sechster wurde, wird zumindest davon profitieren, dass er am ersten Tag der jetzt anstehenden Rallye Finnland nicht mehr als «Straßenkehrer» als Erster auf die Schotterpisten gehen muss.
Kalle Rovanperä (Toyota) zeigte bei den feuchteren Bedingungen am Schlusstag eine bessere Pace als an den Vortagen, konnte aber nicht mehr auf das Podium vorfahren. Der zweifache Weltmeister und dreifache Gewinner der Rallye Estland musste sich am Ende mit dem vierten Platz mit 7,3 Sekunden auf Neuville begnügen.
Die Hoffnungen von Adrien Fourmaux auf Punkte für den Super Sunday und Wolf Power Stage verpufften, als er mit seinem Hyundai verunfallte und die Aerodynamik beschädigte. Der Franzose beendete die Rallye als Fünfter vor Evans.
Takamoto Katsuta war zu Beginn des Tages hinter Evans auf den achten Platz abgerutscht und musste seinen Toyota vor der Power Stage wegen eines technischen Problems vorzeitig abstellen und aufgeben.
Sami Pajari, der am Freitag mit einem zeitweiligen Leistungsverlust zu kämpfen hatte, brachte seinen Toyota auf dem siebten Gesamtrang ins Ziel.
Die Top 10 wurden von den M-Sport Ford Puma Rally1-Piloten. Martins Sesks, Josh McErlean und Grégoire Munster komplettiert.
Schon in weniger als zwei Wochen wird mit der Rally Finnland nahe Jyväskylä der neunte Rallye-WM-Lauf vom 31. Juli bis 3. August ausgefahren.
Endergebnis Rallye Estland nach 20 Etappen
1. Solberg/Edmondson (Schweden) Toyota 2:36.
35.1h
2. Tänak/Järveoja (Estland) Hyundai +25,2s
3. Neuville/Wydaeghe (Belgien) Hyundai +48,3
4. Rovanperä/Halttunen (Finnland) Toyota +55,6
5. Fourmaux/Coria (Frankreich) Hyundai +1.33,0m
6. Evans/Scott (Großbritannien) Toyota +1.43,4
7. Pajari/Salminen (Finnland) Toyota +2.55,6
8. Seks/Francis (Lettland) Ford +3.36,0
9. McErlean/Treacy (Irland) Ford +5.29,8
10. Munster/Louka (Luxemburg) Ford +5.57,5