Ehrung für Rondeau
Auf dem Weg zum legendären Sieg 1980: Jaussaud/Rondeau
Am 15.6.1980 gab es eine Sensation. Jean Rondeau gewann mit Beifahrer Jean Pierre Jaussaud die 24 Stunden von Le Mans. Es war nicht der Fahrername Rondeau, schon gar nicht der seines Kollegen, denn Jaussaud war bereits 1978 auf einem Renault mit Didier Pironi siegreich. Die Sensation war, dass der Sieg auf einem auf ganz privater Basis selbst konstruierten Prototyp von Rondeau eingefahren wurde. Ein einfacher Sportwagen mit Dach, dazu mit einem gekauften Formel 1-Motor von Ford-Cosworth, der bei Heini Mader in der Schweiz langstreckentauglich gemacht wurde.
In dem Rennen 1980 gab es keine Werksteams, die um den Gesamtsieg kämpfen konnten. Dafür waren beinahe unzählige Porsche 935 am Start, der Typ, der im Jahr 1979 siegte. Und Reinhold Joest baute in Eigenregie mit Hilfe einiger weniger Eingeweihten aus dem Werk einen sogenannten Porsche 908/80 auf, der in Wirklichkeit nichts anderes war als der 1976 und 1977 siegreiche Porsche 936. Dieser Gruppe 6-Wagen war es auch, der als sicherer Siegkandidat gehandelt wurde.
Mit dem Wissen, das schnellste Auto im Feld zu haben, gingen Joest und Jacky Ickx das Rennen unter den meist katastrophalen Bedingungen sehr vorsichtig an. Zu vorsichtig, denn als morgens das Getriebe schlapp machte, hatte man keinen ausreichenden Vorsprung, um das Rennen noch gewinnen zu können. Rondeau und Jassaud feierten mit dem Rondeau M379B genannten Wagen einen historischen Sieg.
Jean Rondeau war der gefeierte Held, ein Jahr später trat er mit fünf seiner Sportwagen an. Doch die angestrebte Titelverteidigung wurde zur Tragödie, in einem der Autos starb der Franzose Jean Luis Lafosse. 1982 trug sich Rondeau nochmals in die Geschichtsbücher ein, Giorgio Francia und Henri Pescarolo auf dem gewannen mit dem neuen M382 die 1000km von Monza und waren damals erste Sieger in einem für Gruppe B und Gruppe C-Rennwagen ausgeschriebenen WM-Lauf. Die Gruppe B war es auch, die Rondeau den WM-Titel 1982 streitig gemacht hat. Bei den 1000km vom Nürburgring holte ein Gruppe B-Porsche 930 15 WM-Punkte. Die machten am Ende der Marken-WM 1982 den Unterschied zu Gunsten von Porsche aus. Eine zwar korrekte, aber fragwürdige Entscheidung, denn schliesslich hatte die reine Rennwagen-Schmiede Rondeau nicht die Möglichkeit, einen Strassenwagen, der den Homologationskriterien der Gruppe B entsprach, zu bauen.
1984 stand Rondeau als Fahrer nochmals auf dem Podium. Auf einem Porsche 956 wurde er Zweiter in Le Mans. Die Ära um die Rennwagen des Franzosen endete tragisch: Am 27. Dezember 1985 wurde sein Auto in der unweit von Le Mans gelegenen Ortschaft Champagné auf einem Bahnübergang von einem Zug erfasst. Jean Rondeau starb im Alter von 39 Jahren nur einige hundert Meter entfernt von der Stätte seines grössten Triumphs.
Im Rahmen der diesjährigen 24 Stunden von Le Mans wird der ACO Jean Rondeau gedenken. Neben mehreren Veranstaltungen ist als Höhepunkt am Samstag des Rennens eine Parade mit neun seiner Rennwagen geplant, die eine Runde um den dann vollbesetzten Kurs an der Sarthe fahren werden.