Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Le Mans vor 44 Jahren: Der erste Porsche-Gesamtsieg

Von Gerhard Kuntschik
Porsche gewann 1970 mit dem 917 von Porsche Salzburg erstmals die 24h von Le Mans. Gerhard Strasser, ehemals Leiter der Porsche-Salzburg-Sportabteilung, erinnert sich.

Wer Gerhard Strassers Berufsleben nicht kennt, würde beim Besuch des Pensionisten in seiner Salzburger Wohnung annehmen: Der freundliche ältere Herr war einmal Bahnmanager. Oder Lokführer. Oder Fahrdienstleiter. Denn die Modelle historischer Lokomotiven im Maßstab 1:32 beherrschen nicht nur das Wohnzimmer, die «Werkstätte» ist auch in der Küche, die Schienenwelt draußen im Garten.

Doch der Eisenbahnfan Strasser, Jahrgang 1937, erlangte in einem ganz anderen Metier zumindest vorübergehende Berühmtheit. Er war Ende der 1960er und Anfang der 1970er-Jahre der Leiter der Rennabteilung von Porsche Salzburg – und mitverantwortlich für den ersten Gesamtsieg Porsches in den 24 Stunden von Le Mans. Das war im Juni 1970, und diese Woche will es ihm der Steirer Fritz Enzinger (57) als Projektleiter des großen Comebacks der Stuttgarter im Klassiker an der Sarthe gleichtun.

«Modelleisenbahnen haben mich von klein auf fasziniert», erzählt Strasser. 45 Lokomotiven hat er bis jetzt selbst gebaut, Modelle von britischen, amerikanischen, heimischen Loks verschiedener Epochen. Im Realgymnasium war Schüler Strasser von Mathematik und besonders Physik fasziniert: «Da maturierte ich 1956 als einziger meiner Klasse.» Es folgten einige Semester Maschinenbau an der TU Wien, doch der Pendler brach das Studium aus privaten Gründen ab. Strasser wurde Betriebsleiter einer Werkstätte und eines Ford-Händlers in Salzburg. Zu Porsche kam er durch eine Bewerbung. Kunden-Außendienst, dann in der Sterneckstraße die Werkstätte konzipiert, bis 1968 ein Anruf von Ernst Piech kam: Die Übernahme der Sportabteilung wurde angeboten. Da brauchte der frühere Motorradrennfahrer Strasser (auf Norton wurde er 1968 Dritter der österreichischen 500-ccm-Staatsmeisterschaft) nicht lange überlegen.

«Das Büro war im Porschehof, die Werkstätte mit Pauli Schwarz in der Alpenstraße, wo die Rallye-Käfer und die Formel-V-Boliden vorbereitet wurden. Das war eine tolle Sache, aus dem Käfer-Motor 128 PS herauszuholen und standfest zu bleiben.» Lauda, Peter, Breinsberg, auch Rindt zuvor waren die «Kunden». «Es war dann der Wunsch des damaligen Technikvorstands Ferdinand Piech, dass wir ein zweites Team neben der Werkmannschaft aufbauten, denn es ging Porsche ja auch um den Marken-WM-Titel», erinnert sich Strasser. Porsche ließ 1969 den neuen 917 debütieren, doch Le Mans wurde zum Desaster: In einem 917 verunglückte John Woolfe nach Fahrfehler in der ersten Runde tödlich, der zweite schied aus. Den ersten Sieg des «Monsters» holten Siffert/Ahrens bei der Eröffnung des neuen Österreichrings im August nach. Porsche Salzburg jedoch hatte noch mit dem Vorgängermodell 908 Erfolg, als im Juli Jo Siffert und Brian Redman die 1000 Kilometer von Watkins Glen gewannen. Porsche wurde Marken-Weltmeister.

1970 bekam auch die kleine Salzburger Mannschaft den 917. Strasser erinnert sich: «Wir haben den Wagen rennfertig übernommen. Wir konnten die Fahrer selbst aussuchen. Es war mühevoll, Hans Herrmann zu bekommen, wir spannten ihn mit Richard Attwood zusammen. Da ging es um Schnelligkeit und Zuverlässigkeit.»

In den ersten sechs der zehn Saisonrennen siegte die vom Briten John Wyer eingesetzten Werk-917 vier Mal: Rodriguez/Kinnunen/Redman in Daytona, Rodriguez/Kinnunen in Brands Hatch und Monza, Siffert/Redman in Spa. die beiden letzteren gewannen auch die Targa Florio, aber im älteren 908. Die erste große Stunde der Salzburger schlug am 31. Mai auf dem Nürburgring, als es einen Doppelsieg für die 908 von Elford/Ahrens und Herrmann/Attwood gab. Dann kam der Höhepunkt Le Mans, in dem Porsche ein Jahr zuvor den ersten Gesamtsieg in einem Sekundendrama gegen den Ford GT40 von Ickx/Oliver verloren hatte. Das Rennen 1970 war auch der Hintergrund für Steve McQueens Filmepos «Le Mans».

Strasser: «Unsere Mannschaft bestand aus fünf Personen, die die zwei Autos betreuten. Die 917 waren brillant vorbereitet.» Das gesamte Budget für die Renneinsätze habe Porsche Salzburg selbst aufbringen müssen: «Wir haben uns alles selbst organisiert.» Als Ferry Porsche persönlich die Tricolore als Startflagge schwenkte, nahm Vic Elford im Salzburger 917-Langheck den Marathon aus der «Pole Position» in Angriff. Für die fünf Werk-Ferrari 512 und die Matras wurde das Rennen zum Desaster, und auch die Wyer-Porsche sahen kein Ziel. Nach 225 Runden schied auch der Salzburger Langheck-917 mit 4,9-Liter-Motor aus, doch Herrmann/Attwood im Kurzheck-917 (4,5-Liter-Motor) kamen durch und siegten mit fünf Runden Vorsprung auf den Martini-Porsche 917 von Larrousse/Kauhsen. Platz drei holten in einem Martini-908 Helmut Marko und Rudi Lins. Hans Herrmann, damals 42, erfüllte das Versprechen an seine Gattin und beendete mit diesem Erfolg seine glanzvolle Karriere.

«Der Sieg war nie gefährdet. Und Piech mischte sich nicht ein, es gab also keine Stallorder. Zum Ende der Saison gab es eine ordentliche WM-Feier in Stuttgart», erzählt Strasser. Doch damit waren die glorreichen Zeiten zumindest bei den Prototypen vorbei: 1971 nahm Porsche Salzburg nicht mehr an der Marken-WM teil. Strasser traf Herrmann später noch einige Male bei Oldtimer-Veranstaltungen.

«Ab 1971 stand der Rallyesport bei uns im Mittelpunkt. Janger, Wurz, Grünsteidl, Wittmann, Warmbold, Fall, Gernot und Georg Fischer, das waren unsere Hauptdarsteller», sagt Strasser rückblickend. 1973 beendete die erste Benzinkrise auch dieses Engagement, unter Nachfolger Peter Supp stand später Ralleycross im Mittelpunkt.

Gerhard Strasser wechselte 1974 den Arbeitgeber und wurde Yamaha-Importeur, 1979 ging er zu BMW Austria, wo er 2000 in den Ruhestand trat. An einen Höhepunkt der Sportwagenzeit erinnert er sich noch gern: «1970 konnte ich bei der Targa Florio einen 917 einige Kilometer über die Landstraßen zur Teambasis fahren.» Die Zusammenarbeit mit Ferdinand Piech habe «störungsfrei» funktioniert.

«Heute», gibt Strasser zu, «habe ich kein Interesse am Motorsport mehr. Porsches Rückkehr nach Le Mans erfuhr ich aus der Zeitung. Es hat halt alles seine Zeit. Ich machte damals meinen Job, und nicht so schlecht, denke ich.»

Am kommenden Wochenende wird sich Strasser wieder der Familie widmen. Und seinen Lokomotiven.

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