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Dario Franchitti: Das Leben als Rennsport-Frührentner

Von Oliver Runschke
Dario Franchitti ist nach seinem Crash im vergangenen Jahr in Houston Rennsport-Frührentner wieder Willen. SPEEDWEEK.com sprach mit Franchitti über sein Leben nach dem Karriereende.

Donnerstag in der Rennwoche in Le Mans, kurz nach 11:00 Uhr am Vormittag. Dario Franchitti fährt mit Bruder Marino ins Fahrerlager und auf den Parkplatz. Die Fahrt bleibt nicht unbemerkt: Die beiden Franchitti sind im feuerroten Porsche Carrera GT unterwegs. Wenige Minuten später treffe ich den dreifachen Indy500-Sieger Dario Franchitti zum exklusiven Interview.

Wie war die Fahrt?

Dario Franchitti: (Grinst breit) Genial! Ich habe meinen Carrera GT in London abgeholt und von dort aus sind wir nach Le Mans gefahren. Es war eine tolle Fahrt und wir hatten keine Interviews mit der französischen Polizei. Es war nur nicht einfach, das ganze Gepäck im Auto unterzubringen, Marino musste seine Unterhosen in den Kartentaschen der Türen verstauen.

Lebst Du wieder in Schottland?

Ja, ich bin nach 14 oder 15 Jahren in den USA mittlerweile wieder zurück nach Schottland gezogen. Heimat ist halt Heimat. Ich habe jetzt viel Zeit zum Reisen und habe eine gute Ausgangsbasis für einige Road-Trips zu Rennen in Europa, wie zum Beispiel nach Le Mans, Goodwood, zum britischen Grand Prix oder zu einem DTM-Rennen.

Wie geht es Dir nun gesundheitlich nach Deinen Unfall beim IndyCar-Rennen in Houston im vergangenen Jahr, der Deine Rennfahrerkarriere beendete. Alles wieder o.k.?

Ja, mir geht es prima. Ich habe wieder mit dem Radfahren begonnen und es geht mir körperlich ganz gut.

Hast Du komplett mit dem Rennfahren abgeschlossen, oder juckt der Gasfuss noch?

Ich darf leider nicht mehr fahren, weder mit aktuellen Rennfahrzeugen, noch im historischen Motorsport. Die Ärzte und auch die Versicherung erlauben es mir nicht mehr.

Wie hart ist es für einen Vollblutracer wie Dich von jetzt auf gleich mit dem Rennfahren aufzuhören?

Wenn man Rennfahrer ist, ist man sehr auf seinen Job konzentriert und alles ist normal. Wenn man aber aufhört und das Gesehen etwas von aussen beobachtet, ist vieles alles andere als normal. Ich glaube nicht, dass ich jetzt wieder zurück könnte und Rennen fahren, selbst wenn meine Gesundheit dies zuliesse. Man lebt als Rennfahrer in einem Tunnel. Ich hatte meinen Unfall in Houston, habe mir ein bisschen weh getan und der einzige Gedanke, den Du in dem Moment hast, ist schnell wieder zurück ins Auto und auf die Strecke zu kommen. Dies mal gab es aber kein zurück und nun ist die Situation sehr neu.

Was macht Du jetzt mit Deiner Zeit?

Ich versuche etwas zu relaxen. Ich arbeite für Chip Ganassi in der IndyCar-Series, dort habe ich ein Art Beraterrolle für die Fahrer. Ab Herbst werde ich etwas neues Versuchen und werde TV-Kommentar für die Formel E. Dazu engagiere ich mich als Botschafter für die «SAFE is fast» Kampagne. Ab und zu fahre ich auch einige schöne alte Autos.

Du bist in einigen ALMS-Rennen im Prototypen angetreten, hast 2008 die 24h von Daytona gewonnen, bist aber nie bei den 24h von Le Mans gestartet. Bedauerst Du das?

Ich bedauere es sehr. Ich bedauere es aber erst jetzt und nicht zu meiner aktiven Zeit in der IndyCar-Serie. Als IndyCar-Fahrer hätte ich es nie vernünftig hinbekommen, in Le Mans zu fahren. Ich hatte Möglichkeiten in Le Mans zu starten, aber ich war zu sehr auf die IndyCar-Serie fokussiert. Was ich bedauere, ist das in der Zukunft hier nicht fahren kann, denn ich hatte mir schon einen Fahrerplatz für das Rennen organisiert.

Schaust Du Dir in Le Mans das gesamte Rennen an?

Klar, ich bleibe bis zum Schluss. Ich bin zum zweiten Mal hier und es ist fanatisch. In diesem Jahr habe mir das Indy 500 erstmals als Zuschauer angesehen und nun kann ich verstehen, warum so viele Fans nach Indy oder auch hier her kommen. Es sind einfach fantastische Events. Beim Rennen fahre ich auf jedem Fall in die Indianapolis-Kurve und nach Arnage und wurde mir dort ein paar Stunden ansehen.

Du sagtest Du engagierst Dich für «SAFE is fast». Was ist das für eine Kampagne?

«SAFE is fast» ist eine Kampagne für Rennfahrer. Ob jemand gerade mit dem Rennfahren angefangen hat oder ob man sich dafür interessiert, Rennfahrer zu werden, selbst Halb-Profis oder sogar auch Profis finden auf der «SAFE is Fast» Website viele Videos mit sehr nützlichen Tipps. Da geht es zum Beispiel darum, wie man sein Fahrzeug zusammen mit dem Ingenieur abstimmt, wie man Überholmanöver ansetzt, wie man eine Strecke lernt. Ingenieure können lernen, wie man das Fahrzeug analysiert. Es ist eine Art Gebrauchsanweisung, wie man Rennfahrer wird. Es geht dabei auch um Themen wie körperliche und mentale Fitness.

Das Programm ist vom Road Racing Drivers Club der USA und wird von Honda unterstützt. Die Kampagne geht auf eine Idee von Bobby Rahal zurück. In den sechziger Jahren gab es in den USA Rennfahrerschulen in denen Fahrer wie Mark Donohue dem Nachwuchs gezeigt haben, wie man Rennen fährt. So etwas ist heute leider nicht mehr möglich. Aber dafür haben wir nun Internet und man kann sich die Episoden auf der «SAFE is fast» Website kostenlos in der ganzen Welt anschauen. Ich engagiere mich gerne für diese Kampagne und mache darauf aufmerksam. An einigen Videos habe ich auch selbst mitgearbeitet. Fahrer wie Alex Wurz und einige andere Grössen in unserem Sport engagieren sich auch dafür. Es geht darum, dem Sport etwas zurück zu geben und etwas für unseren Sport zu tun. Ich merke in der letzten Zeit, das viele Fahrer sich gerne für solche Dinge engagieren. Eines Tages fahren wir dann vielleicht gegen diese Kids auf der Rennstrecke und die sind unsere Gegner. In meinem Fall leider nicht mehr, denn ich darf nicht mehr fahren, daher kann ich ruhig einige Geheimnisse ausplaudern.

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