60 Jahre Formel V: Keke Rosberg & Friends

Die letzte Folge unserer zehnteiligen Serie an Kurz-Geschichten sollte wenigstens eine Episode aus der Formel Super V 1600 enthalten. Der größere und stärkere Bruder der Formel V 1300 startete ab 1971 auf Europas Rennstrecken und bot neben wilden Schlachten auch schillernde Akteure. Wie beispielsweise Keke Rosberg, der mit seinen zwei Teamkollegen nomadengleich von Rennstrecke zu Rennstrecke zog.

Mit diesen drei Akteuren hatte Mode-Unternehmer und Boutiquen-Betreiber Uwe Jürdens für die Rennsaison 1975 wahrlich die Richtigen gesucht und gefunden, um ein Formel Super V-Team zu bilden: Den finnische Nachwuchsstar Keke Rosberg (27), den stets fröhliche Prinzen Leopold „Poldi“ von Bayern (32) und den Industriellen-Enkel Thomas Teves (29, ATE Bremsen). Die Spaß-Truppe und ihr Doppeldecker-Bus gehörten zum Bild eines jeden Fahrerlagers.

Wenn man „Poldi“ (82) heute nach den schönsten Erinnerungen aus seiner gut 50-jährigen Rennfahrer-Karriere fragt, kommt die Antwort ohne Zögern: „Da gehört die Formel Super V-Saison 1975 auf jeden Fall dazu. Wir hatten Spaß ohne Ende und sind wie die Vagabunden von Rennstrecke zu Rennstrecke gezogen.“

Mit dem von Jürdens preisgünstig von den Berliner Verkehrsbetrieben erstandenen ausgemusterten Doppeldecker-Bus und drei Kaimann Super Vau-Rennwagen war „Uwe’s Mode Racing Team“ fester Bestandteil der Super V-Saison 1975. Rennstall-Eigner Jürdens, Besitzer mehrerer Mode-Boutiquen auf Sylt, präsentierte mit den Modefirmen Boss und Kern auch gleich noch zwei Nobel-Marken als Team-Sponsoren.

Mit dem versierten Ortwin Podlech verfügte das Team auch noch über ein höchst professionelles Management. Podlech begleitete Rosberg nach dem denkwürdigen Super V-Jahr noch weiter bis in die Formel 1. „Natürlich war Keke schon damals der Star in unserer Truppe“, erinnert sich Teves, „er war zudem auch der Vernünftigste und Professionellste von uns, während der Poldi und ich mehr für den Blödsinn zuständig waren.“

Trotzdem wurde auch ernsthaft und ehrgeizig Rennsport betrieben. Und Poldi ergänzt: „Was wir da so alles erlebt haben, ist heute unvorstellbar." Der Bus diente übrigens nicht nur als Transportgerät für die Rennwagen, Reifen und Ersatzteile, sondern bei Siegen oft genug auch als Party- und Schlaf-Location. "Und da der Keke fast jeden Sonntag neue Siegerkränze angeschleppt hat, wurde auch ständig gefeiert“, so Teves, „eigentlich war bei uns immer irgendwie Halli-Galli."

Wenn Keke & Friends in den blau-weiß lackierten Kaimann-Rennwagen Gas gaben, durfte sich die Konkurrenz warm anziehen. Oft genug fuhren alle drei Super V des Teams unter die Top Ten. Nur der Teambesitzer und Namensgeber hing da bei seinen wenigen Starts ein bisschen nach. „Uwe Jürgens war ein toller Kumpel“, wusste Teves einst zu berichten, „aber für die harte Super V-Rennerei leider viel zu langsam.“

Er fuhr deshalb auch nur zwei oder drei Rennen, wenn einer von uns mal aussetzt hat, darunter natürlich sein Heimrennen auf Sylt. Sogar der Schlusswagen der Streckensicherung, so wird kolportiert, soll ihn mal überholt haben …

Keke Rosberg beendete die denkwürdige Super V-Saison 1975 mit dem Gewinn der Castrol GTX-Trophy und dem deutschen Championat, nur den EM-Titel verfehlte er knapp. Danach startete er seine steile Profi-Karriere, die 1982 mit dem WM-Titel in der Formel 1 gekrönt wurde.

Thomas Teves, inzwischen 78 und mit seiner damaligen Freundin Karin seit fast 50 Jahren verheiratet, brachte es bei einem Gespräch mal auf den Punkt: „Wir sind froh, dass wir diese unbeschwerte Zeit gemeinsam erleben durften. Sowas vergisst du nie.“