Formelsport
Kolumne
60 Jahren Formel V: Salzburger Festspiele
Zum 60-jährigen Bestehen der Formel V zehn Kurzgeschichten zum Staunen und Schmunzeln, Episode 9: Wie sich Erich Breinsberg beim EM-Finale überschlug und trotzdem siegte.
Vor dem Europa-Cup-Finale der Formel V auf dem Salzburgring herrschte extreme Spannung. Ausgerechnet die für gefährliche Windschattenschlachten so prädestinierte Hochgeschwindigkeitspiste musste die Titel-Entscheidung zwischen den Österreichern Harald Ertl, Erich Breinsberg (beide Kaimann) und dem Finnen Lasse Sirviö (Austro V) bringen. Der große Knall kam dann aber erst mit der Zieldurchfahrt.
Der Kampf an der Spitze wogte seit Runden hin und her, aus einem Sechser-Pulk heraus schnappte sich jeder irgendwann mal die Führung. Und mittendrin alle drei Titelkandidaten. Dann formierte sich der D-Zug für die letzte Runde. Breinsberg brachte seinen Kaimann über die Gegengerade clever in Front und führt den Pulk als Leader in die langgezogene Zielkurve an.
Alles schien schon entschieden, da setzte Manfred Schurti zu einem überraschenden Konter an und schob sich kurz vorm Zielstrich neben Breinsberg. Seite an Seite donnerten die beiden Kampfhähne auf die Zielflagge zu, jeder drückte ein bisschen, bis sich die Räder berührten.
Beim Abwinken traute der Rennleiter seinen Augen nicht. Die beiden Raufbolde kreuzten den Zielstrich schon in bedenklicher Ausgangslage und im selben Moments passierte es – die Räder der beiden Kontrahenten berührten sich. Breinsbergs Kaimann stieg auf und rutschte nach elegantem Salto noch fast 200 Meter auf dem Sturzbügel über den Asphalt. Kollege Schurti krachte samt Austro V ohne Überschlag in die Leitplanke.
Gottlob gab es außer einem dicken Fuß des am Unfall unbeteiligten Formel V-Koordinators Harald Stibbe keine ernsthaften Blessuren – warum sitzt der Sport-Delegierte aus dem Wolfsburger VW-Werk auch ausgerechnet auf jener Leitplanke, in die Schurti krachend einschlägt …
Thema der Woche
Es kam ganz anders: Die verrückte MotoGP-Saison 2025
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
Weil die Herren den Zielstrich gleichauf kreuzten, war zunächst kein eindeutiger Sieger zu ermitteln. Nach langen Diskussionen und Zeugenvernehmungen durch die Sportkommissare wurde Schurti zum Gewinner erklärt. Darüber konnte man aber vortrefflich streiten und prompt tauchte am nächsten Tag ein privates Foto auf, das die Schnauze des Breinsberg-Kaimann um einen Hauch vorne zeigte.
„Mir war’s wurscht“, kommentierte Breinsberg seinerzeit gelassen die offensichtliche Fehlentscheidung, „wichtig war mir nur der Gewinn des Europa-Titels, wofür ja auch Platz zwei gereicht hat.“ Friede, Freude, Feierlaune, Breinsberg bekam seinen EM-Siegerkranz umgehängt und Schurti wurde für den umstrittenen Tagessieg geehrt.
Ein Jahr später, am Ende der Premiere-Saison der neuen Formel Super V, hieß der Europameister übrigens erneut Erich Breinsberg. Mit seinem österreichischen Kaimann-Team unter Leitung von Kurt Bergmann hatte er sich gegen die neuen englischen Chassis-Konstruktionen von Ralt, Lola und Royale knapp durchgesetzt.
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