Fabio Quartararo zeigte sich 2021 nach dem achten WM-Rang vom Vorjahr wie verwandelt. Der neue Weltmeister erzählt offen, wie er gewisse Schwächen beseitigt und sich zur Ruhe gezwungen hat.
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Fabio Quartararo ist der dritte Yamaha-Pilot nach Valentino Rossi (er siegte 2004, 2005, 2008 und 2009) und Jorge Lorenzo (2010, 2012, 2015) , der seit Beginn der MotoGP-Viertakt-Ära 2002 einen Weltmeistertitel auf der Yamaha YZR-M1 gewonnen hat. Er erkämpfte schon in seiner Rookie-Saison überraschende Erfolge – zum Beispiel sechs Pole-Positions (!) sowie fünf zweite und zwei dritte GP-Plätze. 2020 reihte er die ersten drei GP-Siege nach und landete auf dem achten WM-Gesamtrang. 2021 eroberte der neue Yamaha-Held fünf weitere Siege und den Weltmeistertitel. Rossi und Lorenzo waren in Misano am Sonntag recht rasch als Gratulanten zur Stelle.
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Fabio Quartararo startete 2019 als krasser Außenseiter in seine erste MotoGP-Saison. Nach acht Grand Prix hatte der damals 20-jährige Yamaha-Privatfahrer aus dem Petronas-SRT-Team bereits drei Pole-Positions erobert und nicht nur Rossi und Viñales ins Grübeln gebracht. Bei der Dutch-TT 2019 in Assen waren im MotoGP-Rennen alle Augen auf Fabio Quartararo gerichtet. Der sensationelle Rookie aus dem neuen Petronas-Yamaha-Team hatte mittlerweile nicht nur seinen höher eingeschätzten Teamkollegen Franco Morbidelli entzaubert, immerhin Moto2-Weltmeister 2017, sondern die gesamt Weltklasse. Seit 2008 (Lorenzo) hatte kein Rookie in den ersten acht Rennen dreimal die Pole-Position erobert, Jorge gelang das damals sogar im Yamaha-Werksteam gleich bei den ersten drei Grand Prix.
Der französische MotoGP-Rookie überraschte vor der Saison 2019 schon bei den Wintertests und fuhr beim WM-Auftakt in Doha beim Auftakt nach einem Anfängerfehler auf Platz 17. Fabio Quartararo verblüffte die gestandenen MotoGP-Asse bei den offiziellen Testfahrten in Doha mit Platz 2 und dann auch in den Training-Sessions auf dem Losail Circuit am Auftaktwochenende. Mit Startplatz 5 stahl Quartararo auch seinen Rookie-Kollegen Pecco Bagnaia und Joan Mir klar die Show.
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Zu allem Überfluss bekam der damals erst 20 Jahre junge Franzose neben der Aufregung als MotoGP-Rookie in Doha in der Box noch Besuch vom britischen Weltmeister und Formel-1-Superstar Lewis Hamilton, dessen Mercedes-Team in der Formel 1 mit Petronas über den gleichen Hauptsponsor verfügt und der für den folgenden Herbst einen MotoGP-Test plante.
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Fabios erstes Rennen in der Königsklasse war jedoch bereits nach seinem Fehler am Vorstart, als er den Motor seiner Yamaha M1 abwürgte, früh verpatzt. Doch Quartararo ließ sich auf seiner Jagd hinter Feld immerhin die schnellste Rundenzeit notieren. Aber auf Platz 17 war Endstation.
Der neue MotoGP-Weltmeister, der 2018 auf der Speed Up in Barcelona seinen einzigen Moto2-GP-Sieg feierte, beeindruckte bei seinem MotoGP-Debüt im Mittleren Osten trotzdem. Er berichtete 2019: "Es ist schwer zu erklären, aber man muss mit dem Yamaha-MotoGP-Bike aggressiv und trotzdem irgendwie sanft umgehen. Das Ganze passt zu meiner natürlichen Art des Fahrens. Aber als ich meine schnellen Runden gefahren habe, war ich vielleicht doch etwas zu aggressiv und zu wenig sanft unterwegs. Es ist schwierig zu sagen, was mir noch fehlt. Ich verbessere mich immer noch mit jedem Stint."
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Der Franzose räumt inzwischen ein: "Ich habe Jorge Lorenzo früher sehr oft beobachtet; er wirkte beim Fahren so unheimlich sanft. Ich glaube auch, das das genau die Art ist, wie man die Yamaha fahren muss. Ich habe im ersten Jahr gelernt, dass man mit dem MotoGP-Bike sehr auf den Hinterreifen achten muss und wie man den Verschleiß managt. Das hilft mir sehr." 2020 triumphierte "El Diablo" bei den ersten zwei Saisonrennen in Jerez, aber dann wurde Yamaha vom Skandal mit den nicht homologierten Ventilen heimgesucht. Für die beiden Rennen in Spielberg wurde die Drehzahl um 500/min reduziert. Fabio musste später dem Druck Tribut zollen, er zeigte ein paar schwache Rennen und fiel in der WM auf Platz 8 zurück. Im ersten Jahr als Werksfahrer meisterte er den Druck 2021 vorbildlich, obwohl er keinen Geringeren als Rossi aus dem Werksteam verdrängt hatte und die Erwartungen sehr hoch waren. "Jetzt ist der Druck weg, obwohl ich nicht erwartet habe, schon in Misano alles klar machen zu können. Die letzten zwei Grand Prix kann ich jetzt recht entspannt angehen", ist sich der Champion bewusst. "Ich freue mich wirklich auf die letzten zwei Rennen ohne Druck."
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Aber für Yamaha steht noch einiges auf dem Spiel: Der Gewinn der Konstrukteurs-WM und der Team-WM. Yamaha hat 2020 die Marken-WM an Ducati trotz acht Saisonsiegen (Ducati zwei) verloren, weil ihnen wegen des Ventilskandals in dieser Meisterschaft 50 WM-Punkte aberkannt wurden. Die M1-Yamaha schien also schon im Vorjahr das schlagkräftigste Motorrad zu sein, 2021 dominierte Quartararo die WM mit zehn Podestplätze in 16 Rennen klar. Betrachtet der eindrucksvolle Ausnahmekönner und starke Márquez-Gegenspieler die Yamaha als bestes Motorrad im Feld?
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"Ich weiß es nicht. Ich bin bisher keine Honda und keine Ducati gefahren. Was ich sagen kann: Wenn man sich die Punktestand anschaut, dann spricht viel für Yamaha. Ich fühle mich gut auf diesem Motorrad. Aber wir dürfen nicht nachlassen, wir müssen weiter arbeiten. Es gibt Strecken, wo wir mit der M1 schwer überholen können. Auch in Misano war es sehr mühsam. Alle wissen, wo wir uns verbessern müssen – bei der Motorleistung. Wir haben nicht das schnellste Bike im Feld." Fabio hat sich aber in seiner dritten MotoGP-Saison auch als Person weiterentwickelt. "In diesem Jahr bin ich nie nervös geworden. Letztes Jahr im November beim ersten Valencia-GP im FP1 war ich mit meinem Bike im Training überhaupt nicht zufrieden. Ich war 21. und Letzter! Ich bin in die Box gestürmt und habe meinen Crew-Chief Diego angeschrien: ‚Das Motorrad lässt sich nicht abbremsen und nicht einlenken und ich kann nicht ordentlich beschleunigen.‘ Diego hat nur geantwortet: ‘Jetzt bist du zornig. Aber das hilft uns nicht weiter. Du muss mir genau sagen, was das Bike macht, dann können wir alle Bereiche verbessern.’ Dann habe ich in Ruhe nachgedacht, ihm die nötigen Informationen geliefert, dann haben wir uns gesteigert." Doch Fabio hatte zu diesem Zeitpunkt viel Selbstvertrauen verloren. Er kam in Valencia-1 über Platz 14 nicht hinaus, er verlor 39,6 sec auf Sieger Joan Mir. Im zweiten Valencia-GP schied er nach Sturz aus, beim Finale in Portugal reicht es wieder nur zu Rang 14, diesmal 24,3 sec hinter Sieger Miguel Oliveira. "Dieser Tag in Valencia war lehrreich für mich", blickt Fabio zurück. "In der vergangenen Saison bin ich jedes Mal ruhig und fokussiert geblieben, wenn wir ein Problem hatte. Ich erinnere mich an Assen. Dort war Viñales im FP2 eine halbe Sekunde schneller als wir. Aber wir sind völlig ruhig geblieben – und am Ende haben wir das Rennen gewonnen."
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"Und wenn du einmal gemerkt hast, dass es dir bessere Resultate einbringt, wenn du ruhig und besonnen bleibst, dann willst du auf diese Weise weitermachen. Wenn du in einem Schlamassel steckst, kannst du dich nur herausretten, wenn du gelassen deine Arbeit weiterführst", ist Fabio überzeugt. "Nur dann gelingen Fortschritte. Indem ich gelernt habe, ruhig zu bleiben, bin ich viel erwachsener und besser geworden." Auch beim Misano-GP vor einer Woche lief nicht alles wie geschmiert. Der Franzose verpasste im FP3 den direkten Einzug ins Q2. "Ich wollte dann im Q1 nicht alles riskieren, um ins Q2 aufzurücken. Es hat deshalb nur für den 15. Startplatz gereicht. Aber am nächsten Tag bin ich trotzdem auf Platz 4 gefahren und Weltmeister geworden…" MotoGP-Ergebnis, Misano (24. Oktober): 1. Marc Márquez, Honda, 27 Runden in 41:52,830 min 2. Pol Espargaró, Honda, + 4,859 sec 3. Bastianini, Ducati, + 12,013 4. Quartararo, Yamaha, + 12,775 5. Zarco, Ducati, + 16,458 6. Rins, Suzuki, + 17,669 7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 18,468 8. Viñales, Aprilia, + 18,607 9. Marini, Ducati, + 25,417 10. Rossi, Yamaha, + 27,735 11. Binder, KTM, + 27,879 12. Pirro, Ducati, + 28,137 13. Dovizioso, Yamaha, + 41,413 14. Morbidelli, Yamaha, + 42,830 15. Nakagami, Honda, + 1:22,462
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