KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Blindflug auf Rang 7

Kolumne von Christopher Mies
Irgendwo in der Gischt ist auch Christopher

Irgendwo in der Gischt ist auch Christopher

In seiner neuesten Kolumne berichtet Christopher Mies über den verregneten Saisonauftakt zur Blancpain Endurance Series in Monza.

Liebe Freunde,
wie sehr habe ich mich doch auf den Saisonstart der Blancpain Endurance Series gefreut. Endlich wieder bei WRT fahren, endlich wieder das schwarze V10-Monster von Audi bewegen. Wenn der Motor anspringt, stellen sich mir immer die Nackenhaare auf. V10 klingt schon geil!
 
Wettervorhersage? Durchwachsen bis regnerisch. Na toll, es scheint als würde ich dieses Jahr ziemlich viele Rennen im Regen fahren – Bathurst, Oschersleben ADAC GT Masters und nun eben im Königlichen Park von Monza auch Regen.
 
Am Freitag dann die ersten beiden Trainings und wir nur auf der zweiten Seite des Monitors zu finden. Zugegeben: Als ich die 900 km angereist bin, hatte ich nicht unbedingt dieses Ergebnis erwartet. Prinzipiell lag das Auto nicht schlecht, jedoch hatte es ein etwas eigenartiges Fahrverhalten auf allen Geraden. Sehr unangenehm, und dazu hat es uns auch sehr langsam gemacht.
 
Nach der Nachtschicht von den Jungs hatten wir das Problem für das Qualifying aussortiert. Dort sprang dann Platz 7 für uns heraus, als bester Audi. Damit waren wir zufrieden, denn Monza zählt mit den langen Geraden nicht unbedingt zu den Lieblingsstrecken des Audis.
Wie gesagt, vom Set-up her lagen wir gut, und die Stimmung war super.
 
Ich erinnere mich noch genau: Vor sieben Jahren sass ich jedes Wochenende vor dem Computer, Rennspiel in den PC geschoben und die ganze Nacht gezockt. Ich glaube es hiess GTR. Mein Lieblingsauto damals? Porsche 996 GT3 RSR mit dem Fahrer Stéphane Ortelli. Und eben dieser ist nun mein Teamkollege für die ganze Saison. Stéphane weiss, was er tut am Lenkrad. Ich glaube, zusammen mit Christopher Haase und mir sind wir eins der stärksten Trios unter den Piloten in der BES. Das kann man ruhig so sagen!
 
Wir entschieden gemeinsam, dass ich den Start fahren sollte, und das tat ich auch. Eine grosse Ehre, den Start in die neue Blancpain-Endurance-Series-Saison fahren zu dürfen. Der Start erfolgte auch pünktlich, nur aufgrund monsunartigen Regens unter Safety Car. Die SC-Phase dauerte ganze 40 Minuten! «Deine Pace ist gut und du bist sehr konstant», funkte mein Ingenieur. Ich musste schon etwas schmunzeln, so vertrieben wir uns etwas die Zeit während der langen Safety-Car-Phase.
 
Als der Start endlich freigegeben wurde, hatte ich schöne Fights und habe einige Ferraris vor mir hergejagt. Bis zum Boxenstopp konnte ich mich auf Platz 3 verbessern und das Auto an Christopher übergeben. Es war nicht ganz einfach, zu Beginn war die Sicht wirklich gleich null. Aber unsere «Black Beauty», wie wir im Team den R8 nennen, ging wie die Hölle.
 
Beim Boxenstopp stellte das Team Spiel an der Hinterachse fest, und es war klar, dass damit alle Siegträume dahin waren. Ich merkte bereits, wie das Auto immer schwerer zu fahren wurde. Bei Stéphane war es dann noch schwieriger, und er rollte quasi nur noch um die Strecke. Mit bis zu 5 Sekunden pro Runde langsamer beendeten wir das Rennen auf Platz 7.
 
Dabei profitierten wir noch von dem grossen Vorsprung zu Beginn, so kamen wir wenigstens in die Punkte. Dennoch hätten wir ein Wörtchen um den Sieg mitreden können, obwohl die Strecke uns nicht liegt. Unsere Teamkollegen kamen von Platz 37 auf Platz 2! Chapeau.
 
Als Nächstes kommt jetzt endlich die VLN dran. Übernächstes Wochenende darf ich wieder den V10-Hammer über die Nordschleife scheuchen. Ich freue mich sehr, wir treten zum ersten Mal in unserer 24-Stunden-Besetzung an. Ausserdem fehlt Audi dieses Jahr noch ein Sieg da oben, und den wollen wir uns diesmal holen.
 
Am Abend nach dem VLN-Lauf geht es dann weiter nach Hockenheim, wo ich für Audi das DTM-Taxi fahren werde. Darauf freu ich mich besonders, und es macht mein Programm noch etwas runder. Einfach ein geiles Jahr!
 
Ich lasse euch auch dann wieder von meinen Erfahrungen auf der Nordschleife teilhaben! 
Bis dahin,
Euer Chris

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