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Rallye Dakar und das kontroverse Thema Stallregie

Von Toni Hoffmann
Der Sieg von Nani Roma und der Stopp von Stéphane Peterhansel bei der 36. Rallye Dakar lassen die Gemüter nicht zur Ruhe kommen. Demonstratives Vorbeilassen gab es aber auch schon in der Formel 1 und in der Rallye-WM.

Die Situation auf den letzten Kilometern der letzten Prüfung der 36. Rallye Dakar roch schon ziemlich stark nach Stallregie und deren widerspenstige Einhaltung. Was war geschehen?

Peterhansel, nachdem er eine Prüfung zuvor die Spitzenposition seines lange Zeit führenden Mini-Teamkollegen Nani Roma übernommen hatte. war auf der 157 km Finalentscheidung auf Kurs zu seinem nahen zwölften Sieg beim Marathonklassiker. Allerdings entsprach dies nicht ganz den Vorstellungen des X-raid-Chefs Sven Quandt.  

Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, die Nasser Al-Attiyah und Stéphane Peterhansel in den vergangenen Tagen gefahren waren, hatte Teamchef Sven Quandt entschieden, dass die Piloten ihre derzeitigen Positionen mit Roma vor Peterhansel im Gesamtklassement halten sollen. «Die Gefahr, dass bei dem enormen Speed der beiden etwas passiert, wurde einfach zu groß», erklärte Sven Quandt. «Wir wollen Fahrer und Autos sicher im Ziel wissen und drei Mini auf dem Podium sehen.» So hieß es am Donnerstagabend. Wegen eines Reifensschadens am Mini von Roma übernahm Peterhansel mit seinem fünften Tagesieg die Spitze.  

Peterhansel hielt sich beim Finale am Samstag an diese Vorgaben, allerdings auf seine Art. Bei Kilometer 133 blieb er stehen. Der Veranstalter brachte die falsche Information, Peterhansel wartete dort, damit die drei Mini von Peterhansel, Roma und Al-Attiyah nebeneinander die Ziellinie der letzten Entscheidung überqueren sollten. Es war aber anders. Peterhansel protestierte mehr oder weniger auffallend gegen diese Stallregie, die ihm seinen zwölften Triumph raubte.  

Michael Schumacher und Rubens Barrichello 2002

Stallregie ist und bleibt im Motorsport ein heißes Diskussionsthema. Der wohl berühmteste Fall ereignete sich 2002 beim «Großen Preis von Österreich». Es führte damals Rubens Barrichello vor seinem Ferrari-Kollegen Michael Schumacher. Dann kam die Order vom damaligen Teamchef Jean Todt, Schumacher gewinnen zu lassen. Das tat der Brasilianer, aber sehr spät. Er ließ Schumacher passieren, in buchstäblich letzter Sekunde, auf der Zielgeraden von Spielberg, vor den Fans auf der Haupttribüne, die mit einem Pfeifkonzert reagierten.  

Der Fall Juha Kankkunen 1987 in Monte Carlo

Das, was nun Peterhansel in Chile bei der Rallye Dakar tat, gab es in der regulären Rallye-Weltmeisterschaft auch. Es war 1987 bei der Rallye Monte Carlo. Juha Kankkunen bestritt im Delta HF seine erste Rallye für Lancia. Der junge ungestüme Finne lag vor seinem italienischen Kollegen Massimo «Miki» Biasion in Führung. Vor dem Hinweisschild auf das Ziel der letzten Prüfung stellte Kankkunen demonstrativ vor laufender TV-Kamera den Lancia Delta HF am rechten Streckenrand ab und ließ den späteren Weltmeister Biasion zu Sieg passieren. Mit dem spektakulären Stopp habe er, so Kankkunen, nur die Teamanweisungen eingehalten.

Der Teamchef Cesare Fiorio versuchte diese auf der Pressekonferenz, bei der der Zweite Kankkunen demonstrativ fehlte, zu erklären. Er wolle nur den Druck zwischen den beiden Kampfhähnen Kankkunen und Biasion, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen hochpushten, herausnehmen. Er habe deswegen entschieden, dass der, der auf dem «Col de Turini» der Schnellste war, auch der Sieger der Rallye sein sollte. Das war wohl Biasion. Doch es gab außerhalb des Teams noch eine andere Begründung. Fiorio habe aus Marketinggründen Biasion gewinnen lassen. Ein italienischer Sieger der Rallye Monte Carlo ließe sich besser vermarkten als ein junger Finne. Doch der hat aber auf seine Art gezeigt, was er von solchen Spielchen hielt. Wiederholung 2014 bei der Rallye Dakar mit Peterhansel.

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