Überblick: Die Prototypen-Klassen etwas näher erklärt

Ein LMH: Der Toyota GR010 Hybrid
Der internationale Sportwagen-Motorsport ist in zwei Bereiche eingeteilt: Die GT-Fahrzeuge und die Prototypen. Im Gegensatz zu den GTs brauchen Prototypen keinen Bezug zu einem Straßenfahrzeug. Insofern haben die Konstrukteure hier viel mehr Freiraum bei der Entwicklung als bei einem GT. Insgesamt gelten Prototypen auch als Aerodynamik-Fahrzeuge. Das bringt hohe Geschwindigkeiten in schnellen Kurven und sorgt (zumeist) für ordentlich Fahrspaß. SPEEDWEEK.com stellt die wichtigsten Prototypen-Kategorien kurz vor:
Die LMH-Fahrzeuge
Die LMH lösten zur Saison 2021 die LMP1 als Königsklasse ab. Die Fahrzeuge sind technisch um einiges einfacher ausgelegt als die früheren LMP1. Es gibt beispielsweise Maximalwerte bei der Aerodynamik, was extreme Entwicklungen verhindern soll. Dadurch haben die Hersteller zudem die Möglichkeit, den Fahrzeugen ein attraktives Aussehen zu verleihen. Doch das macht sich auch bei der Performance bemerkbar. Im Vergleich zu den LMP1 sind die LMH auf der Rennstrecke in Le Mans rund zehn Sekunden langsamer. Ein Hybridsystem ist weiterhin erlaubt. Es gibt keine Hubraumbegrenzung. Die Gesamtleistung liegt bei rund 480 bis 520 Kilowatt. Aktuell sind Aston Martin, Toyota, Peugeot und Ferrari mit einem LMH unterwegs. Zuletzt waren mit Isotta Fraschini, Vanwall und Glickenhaus auch noch drei weitere private Engagements in der WEC unterwegs.
Die LMDh-Fahrzeuge
Die LMDh sind die Nachfolger der amerikanischen DPi. Sie wurden 2023 eingeführt und sind neben der IMSA-Serie auch in der FIA WEC zugelassen. Über eine Balance of Performance (BoP) werden die LMDh und die LMH auf ein Rundenzeiten-Niveau gebracht. Bei den LMDh muss das Chassis von einem der vier Zulieferer Dallara, Ligier, Multimatic oder Oreca kommen. Es gibt zudem weitere Gleichteile, wie beispielsweise das Hybridsystem von Bosch. All das macht die LMDh um einiges günstiger als die LMH. Acura, Alpine, BMW, Cadillac, Lamborghini und Porsche sind mit ihren LMDh bereits unterwegs. Derzeit entwickelt auch Genesis einen LMDh, der 2026 sein Debüt geben soll. 2027 wollen dann auch McLaren und Ford mit von der Partie sein.
LMH/LMDh in Hypercar und GTP
Wie gesagt: LMH und LMDh treten im Wettbewerb gegeneinander an und dürfen um die Gesamtsiege in der WEC und der IMSA fahren. Zur Verwirrung kommt hinzu, dass ihre Wertungskategorie nochmals einen anderen Namen hat: In der WEC heißt die Königsklasse (in der LMH- und LMDh-Autos fahren) Hypercar. In der IMSA nennt sich die große Klasse GTP.
Die LMP2-Fahrzeuge
Die zweithöchste Klasse ist seit 2017 streng reglementiert. Nur vier Chassis-Konstrukteure wurden zugelassen. Das sind Dallara, Ligier, Oreca und Riley/Multimatic. Über die Jahre stellte sich der Oreca 07 als das beste Fahrzeug heraus. Aufgrund dessen wird dieses Chassis inzwischen von eigentlich allen Teams eingesetzt. Es gibt zudem einen Einheitsmotor, der von der britischen Schmiede Gibson geliefert wird. Das 4.2-Liter-Aggregat (V8-Saugmotor) kann jedoch nur geleast und nicht gekauft werden. Die LMP2 wurden seit 2021 (über diverse Stellschrauben) immer weiter verlangsamt, damit sie den LMH/LMDh nicht in die Quere kommen. Zur Saison 2024 wurden die LMP2 (außerhalb der 24h Le Mans) dann aber sogar komplett aus der FIA WEC verbannt und treten nur noch in der Asian bzw. European Le Mans Series und der amerikanischen IMSA-Serie an. Die aktuellen LMP2 sollen noch bis inklusive 2027 in Betrieb bleiben. Ab der Saison 2028 wird dann eine neue Generation eingeführt. Die Chassis liefern dann Oreca und Ligier - der Motor kommt von Gibson und wird ein V6-Turboaggregat sein.
Die LMP3-Fahrzeuge
Die LMP3-Kategorie ergänzt die LMP-Pyramide am unteren Ende. Sie ist die Einsteigerklasse in die LMP-Welt. Auch hier ist die Anzahl der Chassis-Hersteller auf Vier begrenzt: Ligier, Duqueine, Ginetta und Adess. Die LMP3-Klasse wurde zur Saison 2015 ins Leben gerufen. 2020 trat ein überarbeitetes Reglement in Kraft. Als Einheitsmotor diente ein V8-Sauger von Nissan. 2025 kam die dritte Generation raus. Für den Vortrieb sorgt nun ein V6-Turbo von Toyota, der (wie schon zuvor beim Nissan-Aggregat) technisch über Oreca betreut wird. Die LMP3 treten in unterschiedlichen (teilweise auch regionalen) Serien an. Die neue dritte Generation ist in der Saison 2025 aber zunächst nur in der ELMS und im Le Mans Cup unterwegs.