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Toto Wolff: «Vettel und Hamilton – fertig schmusen!»

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Mercedes-Teamchef Toto Wolff zur Kollision zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel: «Lewis hat Seb nicht eingebremst. Ich weiss nicht, was in Vettel vorgegangen ist.»
Toto, Lewis hat gesagt, Vettel habe mit seinem Verhalten Schande über sich selber gebracht.

Hat er das wirklich gesagt?

Ja. Siehst du das auch so?

Hm. In einem Rennwagen kochen die Emotionen über. Wenn der Rennpilot sein Visier runterklappt, dann hat er oft eine ganze eigene Sichtweise der Vorfälle. Ich kann mir nur vorstellen, dass Vettel glaubte, Hamilton vor ihm habe absichtlich gebremst. Wir haben anhand der Borddaten gesehen, dass er das nicht getan hat. Das wäre von Vettel also eine Fehleinschätzung. Aber es geht mir einfach nicht in den Kopf, dass ein vierfacher Champion wie Vettel einem Gegner ins Auto rumpeln würde! Ich will zunächst selber mit Sebastian reden.

Wenn ein Pilot aus Wut ein solches Manöver fährt, dann muss sich die Rennleitung die Strafe schon sehr genau überlegen. Vettel ist ein vierfacher Formel-1-Weltmeister und hat in diesem Sport auch eine gewisse Vorbildfunktion. Im Moment kann ich nicht nachvollziehen, was da in ihm vorgegangen ist.

In welcher Weise heizt das alles den WM-Kampf zwischen Ferrari und Mercedes auf?

Wir haben nun das achte Rennwochenende hinter uns, und während wir bislang ein Duell von grossem Respekt erlebt hatten, so war immer klar, dass es früher oder später zu Kontroversen kommen würde. Es war unvermeidlich. Ich glaube, der fundamentale Respekt zwischen zwei ganz Grossen des Sports ist noch immer da. Was heute passiert ist, hat ihre Beziehung bestimmt nicht verbessert. Aber niemand will zwei solch tolle Sportler auf Schmusekurs sehen. Im Eishockey würden wir sagen – Handschuhe weg!

Aber diese beiden Ausnahmerennfahrer haben zusammen sieben WM-Titel erobert. Schon in kurzer Zeit wird Sebastian wissen – da hat er nicht gut ausgesehen.

Für mich ist im Moment wichtig: Unsere Daten belegen, dass sich Lewis nichts hat zuschulden kommen lassen. Wir müssen auch daran denken, dass Millionen von Menschen unseren Sport gucken. Darunter viele junge Piloten. Und je nachdem, welche Strafe für ein solches Vergehen ausgesprochen wird, ist das ein Präzedenzfall. Ich habe Vertrauen in die Rennleitung um Charlie Whiting, dass sie das alles bedacht haben. Aber eigentlich möchte ich gar nicht weiter darüber reden. Die Kommissare haben entschieden, die Strafe wurde ausgesprochen und abgesessen.

Was ist denn die Prozedur hinter dem Safety-Car?

Der Leader bestimmt das Tempo. In jener Situation war das Führungsauto knapp 150 Meter vor Hamilton. Beim Re-Start zuvor hatte er das Safety-Car fast eingeholt. Es war also klar, dass er so früh nie voll beschleunigen und dann bremsen würde. Um genau zu sein, war Lewis gar nie auf der Bremse. Er rollte um die Kurve und ging vom Gas, dann fuhr ihm Vettel ins Auto. Ich kann mir nur denken, Vettel wollte so dicht als möglich dranbleiben, um beim Neustart nicht abgehängt zu werden. Lewis Hamilton hat nichts falsch gemacht.

Vettels Reaktion nach dem Rennen war schon beinahe feindselig.

Ihr dürft nicht vergessen – das sind Krieger. Ein so intensiver Titelkampf, da bist zu im Krieg, es geht um alles. Du steckst da mittendrin und willst keine Sekunde verlieren. Die Einschätzung von Vettel in dieser Situation war wohl falsch. Er dachte, er werde absichtlich eingebremst, aber das war nicht der Fall. Bei so viel Adrenalin kochen die Emotionen halt schon mal über.

Wie stark war das Auto von Lewis beschädigt?

Ziemlich stark und das ausgerechnet beim Unterboden. Ich kann jetzt nicht genau sagen, wieviel Zeit das auf der Bahn gekostet hat, aber es hat bei der Aufholjagd sicher nicht geholfen und war vielleicht letztlich auch der Grund, warum Hamilton zum Schluss des Rennens hin Vettel nicht mehr attackieren konnte. Wir konnten bei der Unterbrechung des Grand Prix ein wenig reparieren, aber dieser Diffusor-Bereich ist überaus heikel.

Was ändert sich bei eurem Duell mit Ferrari?

Im Wettkampf machen wir keine Gefangenen. Aber wir müssen in der Lage sein, nach einem Rennen die Leistung des Gegners anzuerkennen und zu respektieren. Wir sind Rivalen da draussen, aber wir treten in der gleichen Arena an. Das eint uns. Sport lebt von Rivalität, und was heute passiert ist, das ist ein Teil einer tollen WM. Wenn zwei Fahrer um das Gleiche kämpfen, dann kommen freundschaftliche Gefühle an ihre Grenzen.

Was ist mit der Cockpit-Ausschäumung im Wagen von Lewis passiert? Schliesslich hat das einen scheinbar sicheren Sieg gekostet.

Wir wissen noch nicht, wieso sich dieses Teil gelockert hat. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder es war nicht richtig eingeklickt, oder das Design des Kopfschutzes hat eine Schwachstelle. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass so etwas in diesem Jahr schon mal vorgekommen ist.

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