Dr. Helmut Marko: «2018 sehe ich fünf WM-Kandidaten!»
Red Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko (74) zieht am letzten Rennwochenende der Formel 1 Bilanz und blickt mit SPEEDWEEK.com auch in die Zukunft. Der Grazer wittert einen tollen WM-Kampf.
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Helmut, wie sieht deine Saisonbilanz für die beiden Red-Bull-Teams aus?
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Red Bull Racing begann schwach wegen unexakter Daten aus dem Windkanal. Wir hatten erst in Barcelona ein halbwegs konkurrenzfähiges Chassis und holten von da an kontinuierlich auf. Ab Budapest waren wir immer fähig für Podestplätze. Das ging aber durch Unfälle, Rückversetzungen und die unglaubliche Defektserie von Verstappen nahezu unter. Dann wurden auch die Motorprobleme von Renault immer unkalkulierbarer. Wie waren in der zweiten Hälfte siegfähig, aber wenn im Gesamtpaket nicht alles passte, wurde es schwierig. Toro Rosso begann stark, liess dann aber nach, weil es hier von allen Renault-angetriebenen Teams die meisten Defekte gab. Die Piloten kamen in den letzten fünf Rennen praktisch nicht zum Fahren! Generell passt aber die Richtung.
Ricciardo – ich weiss gar nicht mehr, wie oft der von hinten losfahren musste – hat wohl die meisten Überholmanöver gezeigt. Verstappen zeigte wieder sein unglaubliches Potenzial.
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Wirst du nach Verstappen auch Ricciardo weiter ans Team binden?
Es war ganz wichtig, Max bis 2020 bei uns zu haben. Wir werden jetzt mit Daniel sprechen, er ist unser Wunschkandidat, aber wir haben auch Alternativen. Was bewog dich, Brendon Hartley nach sieben Jahren zurück in ein Red-Bull-Renncockpit zu holen?
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Es war von unseren jungen Fahrern keiner reif für die Formel 1. Auch was sonst auf dem Markt war, war von der Philosophie her nicht kompatibel. Wir haben Brendons Leistungen bei Porsche beobachtet, er hat seine früheren Schwächen alle ausgemerzt – da wurde er neben Gasly zum logischen Kandidaten. Welche Ziele setzt du den beiden Teams für 2018? Red Bull Racing soll vom ersten Rennen weg ein wettbewerbsfähiges Chassis haben. Wir hoffen, dass Renault alle Probleme in den Griff bekommt, so dass wir vorne mitmischen können. Toro Rosso muss eine gute Partnerschaft mit Honda aufbauen, ein solides Chassis bauen, dann wird der Erfolg auch von Fortschritten bei Honda abhängen. Du hast Honda schon in Japan besucht, welche Eindrücke nahmst du mit? Und warum sollte es mit Toro Rosso besser laufen als mit McLaren?
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Weil Honda den Willen zum Siegen und eine unglaubliche Infrastruktur hat. Die Japaner sind auch finanziell in der Lage, etwas zu erreichen. Und sie erkannten, dass der Weg, den sie zu Beginn mit McLaren einschlugen, nicht der richtige war. Man muss auf alle Ressourcen zurückgreifen, um den Antriebsstrang so erfolgreich wie möglich zu machen. Befürchtest du für Red Bull Racing 2018 einen Nachteil gegenüber der Renault-Werkmannschaft und McLaren? Das wäre das erste Mal, dass Renault nicht gleiches Material lieferte. Ich glaube nicht, dass das Werkteam vom Chassis her auf unser Niveau kommen kann. Siehst du Ricciardo und Verstappen in einer Liga mit Hamilton und Vettel?
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Ja. Beide können Weltmeister werden. Mit welchem Motor fährt Red Bull Racing nach 2018? Schauen wir, wenn es so weit ist. Wir werden aber sicher nicht ohne Motor dastehen. Wie siehst du die bisherigen Gespräche über die Motorformel ab 2021?
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Auf dem richtigen Weg. Auf jeden Fall muss die Rückgewinnung am Turbolader (MGU-H, die Red.) weg, die alles viel zu kompliziert macht. Dazu ein stärkerer Turbo mit höherer Drehzahl, der auch einen besseren Sound liefert. Der Motor muss vergleichsweise simpel werden, damit der Ingenieur nicht ständig dem Fahrer sagen muss, worauf er aufpassen soll. Das Motorenreglement muss so werden, dass der Fahrer wieder im Vordergrund steht. Ist die Hoffnung auf einen neuen, also unabhängigen Hersteller nach diesen Gesprächen intakt? Ja. Jetzt geht es um Details, die werden aber erste Ende 2018 präzisiert. Wer ist nun und in Zukunft eigentlich Ersatzfahrer für beide Teams, sollte ein Pilot ausfallen?
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So er verfügbar ist, Sébastien Buemi (der Schweizer fährt auch Langstrecken-WM und Formel E, die Red.) . Für die Zukunft ist Macao-Sieger Daniel Ticktum ein Thema. Buemi ist ja nach wie vor unser Mann im Simulator und für Demo-Auftritte wie zuletzt auf dem Gotthard-Pass. Bist du mit den neuen Vermarktern von Liberty Media zufrieden? Es ist eine wesentlich freiere Kooperation mit den Teams, sie sind neuen Ideen aufgeschlossen und haben erkannt, dass man die Formel 1 auch in neuen Medien etablieren muss. Das Gesamtpaket passt. Wer fährt 2018 um den WM-Titel? Nur Hamilton oder Vettel?
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Nein, ich hoffe, dass wir die einzigen mit beiden Piloten im Titelkampf sein werden. Wenn das McLaren-Chassis gut ist, rechne ich auch mit Alonso, wir hätten da also fünf Fahrer. Was die WM zu einem tollen Kampf machen würde.
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