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Max Verstappen – Daniel Ricciardo: So geht’s weiter

Von Mathias Brunner
​Wie geht es nach dem Crash der beiden Red Bull Racing-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen weiter? Ex-Renault-Fahrer Jolyon Palmer: «Da herrscht andere Energie als bei Ferrari und Mercedes.»

Daniel Ricciardo und Max Verstappen haben in Baku vorgemacht, wie Stallgefährten nicht miteinander umgehen sollten: Kollision, beide Autos draussen, am Red Bull Racing-Kommandostand fasste sich Technikchef Adrian Newey ist schüttere Haar, und Teamchef Christian Horner räumte alle Interview-Bittsteller zur Seite. «Zuerst will ich mit den Piloten sprechen», knurrte der Engländer.

Der Australier Ricciardo und der Niederländer Verstappen sind voller Reue. Beide haben sich entschuldigt, beide beteuern, jetzt nach vorne blicken und es beim nächsten Mal besser machen zu wollen. Zweifel bleiben. Und das hat gemäss des früheren Formel-1-Fahrers Jolyon Palmer mit der Fahreraufstellung an sich zu tun. Palmer, der heute als GP-Experte der BBC arbeitet, stellt fest: «Das ist ganz andere Energie als bei Ferrari und Mercedes. Bei den anderen beiden Teams habe ich den Eindruck, dass die Rollenverteilung klar ist, obschon es vertraglich keine Nummer 1 gibt. Selbst wenn Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas stärker fahren als 2017, haben Sebastian Vettel und Lewis Hamilton Vorrang – weil sie in der WM besser platziert sind.»

«Bei Red Bull Racing hingegen finden wir zwei Fahrer auf Augenhöhe. Wir sehen ein Stall-internes Duell zweier ganz besonderer Talente im Feld. Einige behaupten sogar, dass RBR das beste Fahrerduo habe. Darüber lässt sich streiten, aber Fakt ist: Hier erleben wir einem Kampf um die Oberhand.»

«Max ist der Goldjunge. Mit einer grandiosen zweiten Saisonhälfte 2017 hat er sein Abkommen mit Red Bull um Jahre verlängert. Ricciardo ist für 2019 noch ohne Vertrag. Ich könnte mir vorstellen, dass Daniel das ein wenig wurmt. Es ist klar, auf welches Pferd das Team langfristig setzt, selbst wenn das öffentlich nie so gesagt worden ist.»

«Ich glaube es ihnen, wenn Christian Horner und Helmut Marko beteuern, Daniel solle im Team bleiben. In der Form von China würde jeder Rennstall Ricciardo mit Handkuss nehmen. Aber seine Zukunft ist ungewiss.»

«In Baku lagen die beiden Streithähne auf den Rängen 4 und 5. Wer von den beiden vorne liegt, ist aus Teamsicht egal – es gibt gleich viele Punkte, so oder so. Für die Fahrer ging es aber um mehr als um zwei zusätzliche Zähler, das war an der Intensität des Kampfs deutlich zu erkennen. Hier ging es ums Ego. Wie Ricciardo und Verstappen weitgehend fuhren, das war riskant, verblüffend und absolut brillant zum Zuschauen.»

«Max war zunächst sehr aggressiv, das setzte den Grundton für dieses Duell. Wie er Daniel nach der Safety-Car-Phase in Kurve 2 überholte, das war eine Ansage. Das Problem danach: Daniel schien schneller fahren zu können. Verstappen verteidigte sich so vehement, als ginge es um alles. Diese Aggressivität entspringt dem natürlichen Pistenverhalten von Max, er ist nun mal ein eisenharter Racer, gefürchtet im Zweikampf. Er scheut sich nicht vor Fahrzeugkontakt. Vielleicht hat Baku auch direkt mit China etwas zu tun. Verstappen weiss genau, dass er das Rennen von Shanghai eigentlich hätte gewinnen müssen. Es muss Max geärgert haben, wie nach dem China-GP Daniel in den Himmel gelobt wurde und er, Max, die ganze Kritik abbekam für die Kollision mit Vettel. In Baku, so scheint mir, wollte Max etwas beweisen.»

«Wahrscheinlich ist es allen Zuschauern so gegangen wie mir: Jedes Mal, wenn die beiden Red Bull Racing-Autos Seite an Seite in die Kurve stachen, habe ich den Atem angehalten. Irgendwann schien es unvermeidlich, dass es zur Kollision kommen würde. Max war mutig, sich so gegen Ricciardo zu wehren, ich weiss nicht, ob es auch intelligent war.»

«Gleichzeitig muss ich Daniel Mitschuld an der Kollision geben. Es ist einfach, Max zu beschuldigen, wenn wir uns daran erinnern, was alles schon passiert ist. Letztlich war es wohl fifty-fifty. Ricciardo täuschte rechts an und wollte dann nach innen tauchen. Aber die Lücke schloss sich. Genau genommen hat Max zwei Mal die Position gewechselt, was in der Formel 1 ungern gesehen wird. Aber es war eine kleine Bewegung. Und wenn dafür Max angeprangert wird, müssen wir auch Ricciardo beschuldigen, dass er zu viel riskiert hat. Daniel hat üblicherweise ein unfassbar gutes Timing – dieses Mal nicht.»

«Die Rennkommissare haben Schuld bei beiden gesehen und ihnen die gelbe Karte gezeigt. Das finde ich ein gutes Urteil. Die Frage ist nun aber: Wie geht das weiter?»

«Red Bull Racing ist dafür bekannt, dass sie ihren Piloten lose Zügel lassen, das wird von den Fans geschätzt. Das ist ein mutiges Team, wie die kühne Boxenstrategie von China beweist. Red Bull steht für Action und Spass und Angriffslust. Von jedem anderen Team wären in Baku längst mahnende Worte vom Kommandostand gekommen, nicht bei Red Bull Racing. Ich finde das bewundernswert, weil es von viel Vertrauen in die Piloten zeugt. Ich würde mir wünschen, dass es auch so bleibt.»

«Daniel und Max sind noch immer jung, und ich glaube, dass sie ihre Lektion lernen können. Sie sind schlau genug dafür. Aber es wird unvermeidlich sein, dass sie erneut das gleiche Stück Asphalt für sich beanspruchen. Vielleicht werden wir eines Tages auf Baku 2018 zurückblicken und sagen – das ist der Punkt, an dem zwischen den beiden alles den Bach runterging.»

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