Alfa Romeo-Sauber, Renault, Toro Rosso: Chancen 2019

Von Mathias Brunner
Nico Hülkenberg im Renault

Nico Hülkenberg im Renault

​Nach der ersten Testwoche in Spanien hat ein Renault die schnellste Runde gefahren, vor einem Toro Rosso-Honda. Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Wir haben jeden auf der Rechnung.»

Niemand im Formel-1-Fahrerlager glaubt ernsthaft, dass am 17. März ein Renault oder Toro Rosso-Honda auf der Pole-Position stehen wird. Aber Nico Hülkenberg und Alex Albon haben in der ersten Formel-1-Testwoche auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya die schnellsten beiden Zeiten erzielt. Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist dies ein Hinweis dafür, dass wir aus dem breiten Mittelfeld Einiges erwarten dürfen.

Wir wagen die Vorhersage: Alfa Romeo-Sauber, Renault, Haas, Toro Rosso-Honda, McLaren und Racing Point werden sich einen unfassbaren Schlagabtausch liefern, nur Williams fällt ab. Toto Wolff sagt: «Wir haben jeden auf der Rechnung. Zunächst einmal wird Red Bull Racing-Honda ein ganz heisser Rivale. Die haben alle Ressourcen, um da vorne mitzumischen. Und sie haben in den letzten Jahren gezeigt – immer dann, wenn das Reglement geändert wurde, dann waren sie besonders stark.»

«Renault hat in der ersten Testwoche einen sehr guten Eindruck gemacht, ich fand auch Toro Rosso-Honda und Alfa Romeo-Sauber sehr gut. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass wir da einige Überraschungen erleben werden.»

Die Zahlen aus den letzten Jahren widersprechen Wolff: Um genau zu sein, war die Überlegenheit der besten drei Formel-1-Rennställe Mercedes-Benz, Ferrari und Red Bull Racing erdrückend.

Anfang 2014 haben wir ein neues Formel-1-Motorreglement erhalten, und keiner hatte die Hausaufgaben besser gelöst als Mercedes-Benz. Seither strahlt der Stern besonders glanzvoll. 2014, 2015, 2017 und 2018 ist Lewis Hamilton Weltmeister geworden, 2016 konnte Nico Rosberg den Durchmarsch des Engländers verhindern. Fünf Mal hintereinander hat Mercedes die Markenwertung gewonnen, den Konstrukteurs-Pokal. Nur Ferrari hat das mit sechs Titeln in Serie noch besser gemacht (von 1999 bis 2004, in der goldenen Ära mit Michael Schumacher).

Wir haben von Australien 2014 bis Abu Dhabi 2018 exakt 100 WM-Läufe erlebt. Bei 84 Prozent davon stand ein Silberpfeil auf der Pole-Position. Allerdings ist die Erfolgsquote von Mercedes am Sinken. 2014 und 2015 eroberte der Rennstall aus dem englischen Brackley noch jeweils 18 Poles, 2016 sogar 20. 2017 jedoch sank der Anteil Poles auf 15, 2018 auf 13. Das zeugt von einem erstarkten Ferrari. Die Italiener holten in 100 Qualifyings zwölf Mal die Pole, Red Bull Racing drei Mal, 2014 konnte Williams die Vormachtstellung der drei Top-Teams einmal durchbrechen.

Mercedes hat annähernd drei Viertel aller Rennen gewonnen: 74 von 100. Die restlichen 26 Siege teilen sich Ferrari (14) und Red Bull Racing (12). Jetzt mal ganz ehrlich: Wüssten Sie, wann letztmals ein anderer Rennstall als die erwähnten drei Top-Teams siegreich war? Es war Kimi Räikkönen im Lotus-Renault beim Saisonstart 2013 in Melbourne, also vor fünfeinhalb Jahren oder 118 Rennen!

Wie sieht es mit besten Rennrunden aus? Ein Fahrer von Mercedes-Benz war im Schnitt bei jedem zweiten Rennen der schnellste Mann, in 53 Fällen. Red Bull Racing und Ferrari kommen auf je 19 beste Rennrunden, Force India auf 3, Williams auf 2, McLaren ebenso, Toro Rosso und Haas auf je 1.

100 Grands Prix, das bedeutet 200 Möglichkeiten für die beiden Mercedes-Fahrer, aufs Siegerpodest zu gelangen. Sie haben das 147 Mal geschafft! Ferrari kann 73 Podestränge vorweisen, Red Bull Racing 57. Die drei Top-Teams kommen damit auf 277 Podestplatzierungen (von 300 Podestplätzen), für die anderen Teams bleiben nur Krümel. Williams-Fahrer standen 15 Mal auf dem Podest, allerdings nur noch zwei Mal in den letzten drei Jahren, Fahrer von Force India fünf Mal, ein McLaren-Pilot zwei Mal, einer von Lotus ein Mal.

So weit zum Thema Überraschungen!

Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing fahren die restlichen sieben Teams in Grund und Boden. In den vergangenen zwei Grand-Prix-Jahren haben es genau zwei Fahrer ausserhalb dieser drei Rennställe geschafft, aufs Siegerpodest zu gelangen. Bezeichnend, dass diese beiden Ausnahmen in den Chaos-GP von Baku passiert sind. Lance Stroll wurde mit Williams 2017 dort Dritter, Sergio Pérez schaffte 2018 mit Force India in Aserbaidschan ebenfalls Platz 3.

Die Top-Teams haben 1646 Punkte zusammengerafft, die sieben Gegner zusammen weniger als ein Drittel davon: 476. Der Abstand zwischen den WM-Dritten Red Bull Racing und den WM-Vierten Renault – fast 300 Punkte.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn zieht diese Bilanz: «Im Grunde fahren die sieben anderen Teams eine eigene Weltmeisterschaft. Zwei Podestränge in zwei Jahren, das ist inakzeptabel. Das müssen wir gemeinsam mit FIA und den Rennställen anpacken, denn die Zukunft der Formel 1 hängt davon ab. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.»

Rennstallbesitzer Gene Haas wirkte im vergangenen Jahr verzweifelt: «Manchmal geht mir durch den Kopf, dass wir eigentlich gar nicht in der Formel 1 antreten, sondern eher in der Formel 1,5. Es gibt Rennen, da sehe ich den Speed der besten drei Rennställe und denke: „Wow! Wie können wir um so viel langsamer sein? Was machen wir falsch?“ Dann rede ich mit unserem leitenden Ingenieur Ayao Komatsu, und er sagt mir: Eine halbe Sekunde beim Gebrauch der Reifen, eine halbe Sekunde beim Chassis, eine halbe Sekunde bei der Aerodynamik, und schon hast du diesen Rückstand beisammen. Aus heutiger Sicht weiss ich nicht, wie wir 1,5 Sekunden auf ein Top-Team aufholen sollen.»

Barcelona-Test: Die Zeiten der ersten Woche

1. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:17,393 (Donnerstag), C5*
2. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,637 (Donnerstag), C5
3. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,704 (Mittwoch), C5
4. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,762 (Mittwoch), C5
5. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:17,785 (Donnerstag), C5
6. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:17,857 (Donnerstag), C5
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:17,977 (Donnerstag), C4
8. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:18,046 (Donnerstag), C3
9. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,161 (Montag), C3
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:18,431 (Donnerstag), C4
11. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,511 (Donnerstag), C3
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:18,558 (Montag), C4
13. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,563 (Donnerstag), C3
14. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,720 (Donnerstag), C3
15. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,780 (Donnerstag), C3
16. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,787 (Mittwoch), C3
17. Pietro Fittipaldi (BR), Haas VF-19-Ferrari, 1:19,249 (Mittwoch), C4
18. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,664 (Donnerstag), C2
19. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,944 (Montag), C3
20. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:20,997 (Donnerstag), C3
21. Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, 1:21,542 (Donnerstag), C2
*Reifenmischungen: C1 die härteste, C5 die weichste
Abstände zwischen den Mischungen gemäss Pirelli: C1 zu C2 0,9 Sekunden, C2 zu C3 0,7 Sekunden, C3 zu C4 0,6 Sekunden, C4 zu C5 0,6 Sekunden

Laufleistung Woche 1: Runden und Kilometer

Fahrer
1. Lewis Hamilton (Mercedes): 307 Runden/1429 Kilometer
2. Valtteri Bottas (Mercedes): 303/1410
Sebastian Vettel (Ferrari): 303/1410
4. Charles Leclerc (Ferrari): 295/1373
5. Alexander Albon (Toro Rosso): 268/1247
6. Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo-Sauber): 255/1187
7. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo-Sauber): 252/1173
8. Nico Hülkenberg (Renault): 247/1149
9. Pierre Gasly (Red Bull Racing): 238/1107
10. Max Verstappen (Red Bull Racing): 237/1103
11. Lando Norris (McLaren): 236/1098
12. Daniil Kvyat (Toro Rosso): 214/996
13. Romain Grosjean (Haas): 198/921
14. Daniel Ricciardo (Renault): 186/865
15. Carlos Sainz (McLaren): 186/865
16. Lance Stroll (Racing Point): 151/702
17. Kevin Magnussen (Haas): 124/577
18. Sergio Pérez (Racing Point): 97/451
19. Pietro Fittipaldi (Haas): 61/283
20. Robert Kubica (Williams): 48/223
21. George Russell (Williams): 40/186

Teams
1. Mercedes: 610/2840
2. Ferrari: 598/2784
3. Alfa Romeo-Sauber: 507/2360
4. Toro Rosso: 482/2244
5. Red Bull Racing: 475/2211
6. McLaren: 445/2071
7. Renault: 433/2016
8. Haas: 383/1783
9. Racing Point: 248/1154
10. Williams: 88/410

Motoren
1. Ferrari (Ferrari, Haas, Alfa Romeo-Sauber): 1488/6927
2. Honda (Red Bull Racing, Toro Rosso): 957/4455
3. Mercedes (Mercedes, Racing Point, Williams): 946/4404
4. Renault (Renault, McLaren): 878/4087

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