Jacques Villeneuve: «Mercedes ist fast unschlagbar»

Von Mathias Brunner
​Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve sieht kein Ende der Mercedes-Dominanz. «Ich schätze, es wird sich erst dann etwas ändern, wenn wir im Grand-Prix-Sport ein anderes Reglement erhalten.»

Der Kanadier Jacques Villeneuve hat in Barcelona das Programm «Feed Racing» präsentiert. Feed soll jungen Piloten helfen, die Motorsportleiter hochzuklettern, obschon sie finanziell nicht gut dastehen. Dem Kanadier ist es seit längerem ein Dorn im Auge, dass Talent alleine in der Regel nicht mehr genügt, um es in in den GP-Sport zu schaffen. «Heute ist die Mitgift wichtiger als die Begabung. Ich habe einige Jährchen im Fahrerlager verbracht. Vielleicht sehe ich das Problem inzwischen klarer, weil ich selber Kids habe. Es gibt viele Eltern, die zu mir kommen und sagen: ‘Wie kann ich meinem Sohn weiterhelfen?’ Ich antworte dann jeweils: ‘Sagen Sie ihm, er solle etwas Anderes machen.’ Ich weiss, das ist eine schreckliche Antwort, aber ich kann die Menschen doch nicht anlügen.»

Beim Anlass in Spanien sprach der Formel-1-Weltmeister von 1997 auch über Mercedes. «Die Dominanz von Mercedes ist schrecklich für den GP-Sport, weil sie schon so lange anhält. Es ist vor dem Hintergrund des aktuellen Reglements fast unmöglich, sie zu schlagen.»

Formel-1-CEO Chase Carey und F1-Sportchef Ross Brawn sind sicher: Ohne Budgetobergrenze geht es nicht mehr. Der Finanzdeckel soll 2021 kommen. Anvisiert ist ein stufenweiser Abbau – von rund 180 Millionen Dollar auf 165 Millionen im Jahr 2022 und auf 130 im Jahr danach. Allerdings finden wir im Vorschlag der Formel-1-Führung zahlreiche Kosten, die vom Deckel ausgeschlossen sind, wie etwa die Fahrergehälter. Realistisch ist daher eine Obergrenze von rund 150 Millionen Dollar.

Carey und Brawn argumentieren: Die Kosten müssen runter. Nicht nur, weil das Überleben der Rennställe im Zentrum steht, sondern weil die Mittelfeldrennställe die Möglichkeit erhalten sollen, den Top-Teams ein Bein zu stellen. Derzeit haben wir in der Formel 1 eine Zweiklassengesellschaft – Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing-Honda, dann der Rest der Welt.

Die Preisgeldvergabe wird ausbalanciert, basiert aber weiterhin auf Verdienst durch Rennergebnisse. Der historische Wert wird ebenfalls geehrt. Will heissen: Ferrari erhält weiter Sonderzahlungen, die jedoch nicht dazu genutzt werden dürfen, die Entwicklung des Rennwagens voranzutreiben. Nach dem Liberty-Media-Modell müsste Ferrari in der Lage sein einen Gewinn in dreistelliger Höhe zu erwirtschaften.

Rennstallbesitzer Gene Haas: «Ob ein Budgetdeckel hilft? Vielleicht dann, wenn die Top-Teams nicht mehr so viel in Forschung und Entwicklung stecken können. Wenn sich bei uns ein Spezialist um eine gewisse Aufgabe kümmert, dann tun das bei einem Top-Team fünf Leute. Ich persönlich finde es verwirrend, wenn sich fünf Menschen auf den gleichen Job stürzen, aber das scheint zu funktionieren. Letztlich ist es so: Im ganzen System Formel 1 stimmt etwas nicht, wenn wir weiterhin eine solche Zweiklassengesellschaft haben.»

Doch nicht alle Insider sind vom Budgetdeckel überzeugt. Der elffache GP-Sieger Villeneuve: «Mal angenommen, die Budgetobergrenze kommt. Was wird dann passieren? Mercedes wird das Budget gewiss voll ausschöpfen. Aber Mittelfeldrennställe wie Haas oder Alfa Romeo geben vielleicht nur einen Bruchteil davon aus, um auf den Rängen 5 oder 6 zu bleiben. Die kleineren Teams stecken dann einfach mehr Geld in die eigene Tasche. Doch das wird der Formel 1 nicht helfen.»

«Ein Budgetdeckel ist lächerlich. Denn eine Königsklasse sollte das absolute Übermass darstellen. Stattdessen verkommt die Formel 1 zur Sparformel. Die Motoren sind auf drei Einheiten pro Fahrer und Saison limitiert. Wenn du mehr brauchst, dann wirst du bestraft. Das ist doch nicht mehr Formel 1!»


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